Wir müssen streiten, auch mit dem imaginären Freund


Foto: Joachim Fieguth
Ahmad Mansour über Islamismus und Antisemitismus in der muslimischen Community Deutschlands.
Der israelische Palästinenser Ahmad Mansour lebt seit 2004 in Deutschland. Er trinkt gern Tee, aber wartet nicht ab, bis junge Muslime sich radikalisieren.

Von Christina MatteND

Herr Mansour, am kommenden Montag werden Sie mit dem Moses-Mendelssohn-Preis des Landes Berlin ausgezeichnet. Gewürdigt wird damit ihr Wirken für Aufklärung, Toleranz und gegen Antisemitismus in der muslimischen Community Deutschlands. Wenn man weiß, dass Sie ein palästinensicher Israeli sind, horcht man erst einmal auf.
Für Aufklärung, Toleranz und gegen Antisemitismus setze ich mich ein, weil ich in meiner Jugend selbst unaufgeklärt, intolerant und antisemitisch war. Aufgewachsen bin ich in der arabisch geprägten Kleinstadt Tira bei Tel Aviv. In der Schule war ich gut, ein bisschen ein Streber, weshalb ich schwer Anschluss an Gleichaltrige fand. Deshalb war ich sehr froh, als der Imam mich auswählte und sagte: Komm zu uns. Zu uns, das waren die Muslimbrüder. Dort fand ich junge Leute mit den selben Interessen wie ich, den selben Zielen. Wir trafen uns in der Moschee, spielten zusammen Fußball, fuhren zu großen islamischen Veranstaltungen in andere Städte. Damals war ich 13.

Von welchen Zielen sprechen Sie?
Zunächst, aus dem Elternhaus rauszukommen und den Koran zu studieren. Langsam wurde die Ideologie zu unserem Ziel: Leute zu missionieren, Frauen in ihre Schranken zu weisen, den Islam zum Sieg zu führen und zu einer politischen Macht zu machen. Das war keine rein religiöse, sondern eine politisch orientierte Gruppierung. Für mich eine Zeit, in der ich gegen meine Eltern rebellieren konnte, ein Ziel hatte – und sehr glücklich war.

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