
VON BARBARA KERNECK – taz
Nichts drin und es hilft doch
Zunehmend rufen Tierbesitzer zur Behandlung ihrer kranken Lieblinge nach einem homöopathisch ausgebildeten Veterinärmediziner.
Ende des 18. Jahrhunderts formulierte der deutsche Arzt Samuel Hahnemann sein therapeutisches Grundprinzip: Ähnliches wird durch Ähnliches geheilt. Wenn eine eingenommene Substanz bei einem Gesunden bestimmte Symptome hervorrufe, so sei sie auch zur Heilung einer Krankheit geeignet, welche dieselben Symptome erzeugt. Damit war die Homöopathie erfunden. Mineralien sowie Stoffe pflanzlicher oder tierischer Herkunft werden dabei zu Heilzwecken verdünnt, manchmal so stark, dass die Grundsubstanz nicht mehr nachweisbar ist.
„Nichts drin – nichts dran?“ heißt, mit Fragezeichen, ein jüngst erschienenes Buch über die Homöopathie. Ihre Feinde, die diese Methode für Quacksalberei halten, würden sofort mit Ja antworten. Die oft positive Wirkung halten sie für einen Placebo-Effekt: Da es für den Homöopathen dazugehöre, sich für seine Diagnosen intensiv mit der Persönlichkeit des Kranken auseinanderzusetzen, schöpfe dieser frische Hoffnung und aktiviere Selbstheilungskräfte.
Man muß sich schon die Frage stellen, was denn an den Unis im Bereich der veterinärischen und der humanmedizinischen Fakultäten so alles gelehrt wird ? Könnte es sein, dass die zur Homöopathie tendierenden späteren Tier- und Menschenärzte ausgerechnet jene Vorlesungen versäumt haben, als über das Funktionieren und Wirken des in jedem tierischen und menschlichen Organismus vorhandenen, angeborenen Immunsystems die Rede war ? Wo blieb denn das Wissen um die sog. Selbstheilungskräfte, die für ca. 80 % der Heilungen sorgen. Ein Effekt, den die Homöopathen gerne auf ihr Erfolgskonto verbuchen.
Zusatzfrage: An welchem Punkt ihres Lernprozeßes sind diese „Mediziner“ von streng wissenschaftlichen Grundsätzen abgewichen und wann und weshalb haben
sie das Denken eingestellt und auf Glauben umgeschaltet ?
Während die Wissenschaft stets nach Beweisen fragt, begnügt sich die Homöopathie mit purem Glauben. Ist ja auch viel bequemer, weil es sowohl das mühsame Nachdenken als auch das anstrengende Forschen nach Beweisen erspart !
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Ein Link ist unvollständig, deshalb nochmals hingeschrieben:
http://excanwahn.wordpress.com/category/stall-und-acker/
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“ Persönlich vermutet der Veterinärmediziner, dass zwischen den angewendeten homöopathischen Mitteln und der zu beobachtenden Wirksamkeit ein Zusammenhang besteht.“
Im Gegensatz zu diesem Veterinärmediziner glaube ich, dass die „naturheilkundlich orientierten“ Landwirte, aller Wahrscheinlichkeit nach zu weniger belastenden Haltungsbedingungen, intensiverer Herdenbeobachtung und anderem Stallmanagement tendieren. Das würde auch den im Artikel beschrieben prophylaktischen Effekt hinsichtlich der Euterentzündung hinreichend erklären.
Prof. Dr. Kerstin Müller von der Veterinärmedizin an der FU Berlin hat im letzten Jahr einen Vortrag über systemische Betrachtungsweisen, sprich: ganzheitliches (nicht in esoterischer Bedeutung) Stall-Management gehalten, und dabei wesentliche Faktoren der Tiergesundheit angesprochen.
Dabei ging es keineswegs um die Homöopathie, sondern darum, wie mit geschicktem Management die Kosten für veterinärmedizinische Betreuung der Herden reduziert werden kann.
Wenn ich in einer Studie der Carsten-Stiftung zur Tierhomöopathie lese:
„Die Anwendung homöopathischer Medikamente zwingt zur Verbesserung des Managements und zur verbesserten Tierbeobachtung, da sich mit Hilfe dieser Medikamente Managementfehler nicht kaschieren lassen (Schütte 2003).“
kann ich mir die Diskussion über die Wirksamkeit homöopathischer Interventionen sparen.
Wie sonst die Situation in der esoterischen Vet-Med aussieht, und wie sich die trotzdem geführte Diskussion entwickelt, kann man hier nachlesen:
http://www.scienceblogs.de/kritisch-gedacht/2010/01/homoopathie-an-der-vetmeduniv-wien.php
http://excanwahn.wordpress.com/category/stallund-
acker/
Ganz besonders zur Lektüre empfehle ich aber den Leserbrief des Veterinärs Dr. Helmut Steeger in VetImpluse Nr.5/2010 auf den Seiten 2/3
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Oh Gott… Zuckerkügelchen in der Milch. Das verdirbt mir das Frühstück 😛 .
Danke. Es wäre mir ganz und gar nicht aufgefallen, dass wenn man kein Antibiotika benutzt und stattdessen durch gutes Zureden den Placebo-Effekt ausnutzt, das man dadurch Antibiotika spart. Diese hochkomplexe Mathematik war mir vorher nicht geläufig. Das ich Sprit spare, wenn ich zu Fuß zum Bäcker gelange, hätte ich in der Verschwurbelheit der „Mit Gift heile ich Gift“-Personen sicherlich übersehen. Vielen dank nochmals 😉 .
Ein wenig Schulwissen oder ein Nachfragen in der Apotheke hätte hier „Wunder“ gewirkt.
Antibiotika sind keine Zuckerwässerchen, welche mit Rosenduft angereichert sind. Es sind „kampferprobte Wirkstoffe“. Die Chemikalie hat den Zweck, Bakterien zu zerstören. Antibiotikas sind harte Mittel, denn sie „ätzen“ sich regelrecht durch das Immunsystem. Das dabei Kinder, welche ich unter sehr individuelle Menschen einordne, darauf unterschiedlich reagieren, überrascht mich kein bisschen. Das das Kind durch die Einnahme ein geschwächtes Immunsystem und somit ein Abschwächen des Organismus bekommt, ist nicht ebenfalls überraschend. Wenn das Immunsystem in Not gerät, geschehen bekanntlich „merkwürdige“ Sachen mit uns. Wir fühlen uns schlapp, bekommen Fieber, müssen Husten usw. Kaum ein Sportler nimmt vor einer Höchstleistung Antibiotika, weil er sich dadurch einen stärkeren Boost erhofft als bei der Einnahme von Traubenzucker(Kügelchen) 😉 . Und was die Allergien angeht … ich verstehen es. Sind schon scheisse diese Pollen, Einweiße und andere Dinger, die unser Immunsystem reizen. Das dabei simples süßes Wasser und ein Streicheln „wirksamer“ sein kann, würde ich gerne als Heilmethode in einem bewährtem Krankenhaus anwenden dürfen 🙂 . Auf ein „Nichts“ verdünntes Wasser war, ist und wird immer bleiben … Wasser. Da ist selbst der Urin in unser Trinkwasser – laut homöopatischer Logik – so hoch konzentriert, das wir nach nur einem Schluck aus dem Wasserhahn in Ohnmacht fallen müssten 😀 .
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@Yeti: Mir tut’s richtig leid, kein Abo zu haben, welches ich jetzt kündigen könnte…
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Der Artikel wird die TAZ hoffentlich ein paar Abonnenten kosten, sonst raffen die das nie …
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