Recht auf Behinderung


Hubert Hüppe, bundesregierung.de

Nach dem Urteil des Bundesgerichtshofes über Gen-Tests an künstlich befruchteten Eizellen verlangen Lebensschützer ein klares Verbot dieser Methode.

Hubert Hüppe (CDU)

Die Präimplantationsdiagnostik muss jetzt ausdrücklich verboten werden.

Für die Leser, die nicht wissen, wer besagter Herr Hüppe ist, es ist der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen.

Der Bundesgerichtshof hatte am Dienstag den Freispruch eines 47-jährigen Gynäkologen bestätigt, der PID (Präimplantationsdiagnostik) in seiner Praxis angewandt hatte. Er untersuchte befruchtete Eizellen auf schwerwiegende genetische Defekte, weil die Eltern vorbelastet waren. Anschließend übertrug er der Mutter nur die gesunden Embryonen. Die übrigen ließ er absterben. Um Rechtssicherheit zu erreichen, hatte sich der Mediziner selbst angezeigt.

In den letzten Tagen hatte ich nur positive Äußerungen zum Urteil gehört. Die christ-demokratischen Aussagen muss man natürlich analysieren. Wenn genetisch vorbelastete Eltern gesunde Kinder haben wollen ist das legitim. Es sollte auch im Ermessen der zukünftigen Eltern liegen zu entscheiden, schaffen wir uns eventuell ein behindertes Kind an, mit allen Konsequenzen, die sich aus einer solchen Entscheidung ergeben, oder aber die Entscheidung für ein gesundes Kind, welches in der Lage ist, auch ohne die Eltern, ein selbständiges und erfülltes Leben zu führen.

Hat Herr Hüppe nun Angst um seinen Job? Wahrscheinlich. Anders ist eine solch disqualifizierende Aussage nicht möglich. Offensichtlich hat er keine oder nur sehr wenige Kenntnisse darüber, wieviele befruchtete Eizellen erfolgreich bis zur Geburt ausgetragen werden. Es gibt ja immer noch die Behinderungen, die ein Mensch sich im Laufe seines Lebens erwerben kann, einschließlich geistiger Behinderung. Bei Politikern wiegen diese besonders schwer.

17 Comments

  1. Herr Hubert Hüppe hat selbst ein behindertes Kind und hat den besagten Job als „Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen“ nur als eine Art ABM bekommen, weil er nicht wieder in den Bundestag gewählt worden ist. Ursächlich wegen des Fehlverhaltens bei einer USA-Reise….

    Like

  2. @B-Bedenkenträger:
    „…Ja, das ist meine Meinung. Was ist denn damit nicht in Ordnung?…“

    Aus der Formulierung „…schaffen wir uns eventuell ein behindertes Kind an…“ abzuleiten, dass nickpol Kindern die Menschenwürde abspricht, ist eine bösartige Unterstellung.

    Like

  3. Der du selbst auch anhängst?
    Siehe Deine Aussage, „ich habe nicht die Mittel, ich habe keine Frau, ich hab dies nicht und jenes nicht – daher kann ich ja gar nicht..“
    Korrigier mich, falls ich falsch wiedergegeben habe.

    Like

  4. @tischl:
    Ja, das ist meine Meinung. Was ist denn damit nicht in Ordnung?

    Like

  5. @bundesbedenkentraeger:
    „…daß er Kinder nur mehr unter Konsumkriterien betrachtet und ihnen damit ihre Menschenwürde implizit abspricht…“

    Wohl selbst etwas zu viel konsumiert, oder ist das wirklich Deine nüchterne Meinung?

    Like

  6. Insofern hat er leider recht, Sprache ist mitunter recht ungenau.
    Eigentlich „setzt man ein Kind an“, wie einen guten Wein.

    Aber beim behinderten pflegekind ist es nicht so, da steht die Entscheidung lange vor allen Aktivitäten und Vorgängen.
    Denn auf welcher Basis sonst geht man zum jungendamt, legt seine gesamten persönlichen Umstände offen und bittet um die vermittllung eines behinderten Pflegekindes, damit dieses die Chance eines gesunden Familienlebens bekommt…

    Setzt natürlich voraus, daß man dieses auch bieten kann. und ich meine keineswegs nur in finanziell-materieller ausstattungs-Hinsicht.
    Sondern vor allem psychosozial und gesundheitsfördernd.

    Wer dies vorhat, muß einen langen Atem haben.
    die chancen sind größer auf die Vermittlung eines nicht (offiziell) behinderten Pflegekindes.
    Allerdings heißt das, das dieses Kind nur ohne anerkenntnis von Behinderung ist. Faktisch sind jedoch viele Kinder aus sehr ungesunden Verhältnissen stammend….

    Like

  7. Achso, hier muß man erst freigeschaltet werden, dann bin ich ja mal gespannt, ob auch kritische Kommentare veröffentlicht werden 😉

    Like

  8. „schaffen wir uns eventuell ein behindertes Kind an“
    Wer vom „Anschaffen“ von Kindern spricht offenbart damit, daß er Kinder nur mehr unter Konsumkriterien betrachtet und ihnen damit ihre Menschenwürde implizit abspricht.
    Danke für diese Ehrlichkeit, liebe Brights.

    Like

    1. bundesbedenkentraeger

      Wer vom „Anschaffen“ von Kindern spricht offenbart damit…

      Du offenbarst auch einiges, eine ganz gut manifestierte Paranoia.

      Like

  9. @Argus7: Der Einfluss des Bundespräsidenten ist größer als der jedes anderen Abgeordneten. Es gibt sonst niemand in unserem Staat der im Alleingang jedes einzelne Gesetz blockieren könnte. Dass diese Macht normalerweise nicht wahrgenommen wird heißt im Gegenzug nicht dass man hier einfach jeden Idioten hinsetzen kann.

    Like

  10. „…Wenn genetisch vorbelastete Eltern gesunde Kinder haben wollen ist das legitim. Es sollte auch im Ermessen der zukünftigen Eltern liegen zu entscheiden, schaffen wir uns eventuell ein behindertes Kind an, mit allen Konsequenzen, die sich aus einer solchen Entscheidung ergeben, oder aber die Entscheidung für ein gesundes Kind, welches in der Lage ist, auch ohne die Eltern, ein selbständiges und erfülltes Leben zu führen…“

    Völlig d’accord, sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein…

    Like

  11. Frag mich, vielleicht meinte Herr Hüppe ja, Pflicht zur Behinderung?
    Analog der Pflicht zur Schwangerschaft (die noch immer besteht, der Abtreibungs-Verbots-Paragraph ist ja nur auf straffrei gesetzt, mehr nicht) – wenn halt schon mal schwanger, dann eben Pflicht dazu.
    und wenn schon ein Blastozyst entstand, dann Pflicht zum einpflanzen.
    ohne wenn und aber.

    Like

  12. In der Praxis sieht es ja so aus, daß man ALLES, aber auch alles für sein behindertes Kind erkämpfen, einfordern und erstreiten muß.
    eltern behinderter Kinder würden unterstützt? Die werden eher pathologisiert…
    und dort, wo es Unterstützung gibt, ist das meistens auf eine Art, die sowohl Eltern als auch Kinder heftig bevormundet…

    Die andere Seite ist die: es ist absolut legitim, seinen Kindern zu wünschen, daß sie niemals die schwere last einer Behinderung zu tragen haben. Eltern sind irgendwann einigermaßen raus aus der Pflicht. Der behinderte mensch hingegen muß sein Leben lang sehen, wie er zurechtkommt.
    Ich kenne da Leute ohne Behinderungen, die sich nur schwer zurechtfinden (Stichwort: Beamtendeutsch, oder Stichwort: Zuständigkeitsprobleme… etc).
    Mit Behinderung ist das (abhängig vom Behinderungstyp und vom Persönlichkeitstyp) noch wesentlich schwerer…

    Like

  13. Die Entscheidung des Bundesgerichtshofes zur Präimplantationsdiagnostik kann man nur begrüssen. Was den Abgeordneten Hüppe anbetrifft: Er wäre eine gute Alternative für das Amt des Bundespräsidenten gewesen. Einfach möglichst weit weg von einem Amt, in welchem er irgendeinen Einfluß ausüben könnte !

    Like

Kommentare sind geschlossen.