Atheismus macht Angst


Éric-Emmanuel Schmitt

Von Larissa Pittelkow – m&c Kino

‚Wasser ist gut fürs Gehirn‘, behauptet Regisseur und Autor Éric-Emmanuel Schmitt lachend und lässt sich noch ein Glas einschenken. Das Gespräch über den Tod mindert seine Fröhlichkeit nicht. Herzlich geht der Franzose schließlich auch in seinem neuesten Film mit dem Sterben um. In ‚Oskar und die Dame in Rosa‘ (Kinostart: 07.10.) muss sich der zehnjährige Oskar seinem baldigen Ende stellen. Hilfe erhält er dabei von der rosa gekleideten Pizzabäckerin Rose – sie hält ihn dazu an, Briefe an Gott zu schreiben und jeden Tag so zu leben, als seien es zehn Jahre.

teleschau: Gott spielt meist eine wichtige Rolle in Ihren Werken.

Wie stehen Sie zu ihm?

Éric-Emmanuel Schmitt: Victor Hugo hat mal gesagt, Gott muss man kreieren. Ich weiß nicht, ob Gott existiert. Aber wir müssen Gott existieren lassen. Wir müssen das Beste für die Menschen wollen und Liebe statt Hass geben. Dadurch schaffen wir Gott. Selbst wenn man Gott darauf reduzieren würde, dass er das Beste im Menschen ist, dann ist das schon viel. Das ist es, was ich in meinen Geschichten zeigen möchte.

teleschau: Sie wuchsen in einem atheistischen Elternhaus auf. Wie fanden Sie selbst zu Gott?

Schmitt: Meine Familie war nicht nur atheistisch, sondern anti-klerikal. Da wurde nicht viel über solche Dinge geredet. Mit 29 verlief ich mich auf einer Abenteuerreise in der Wüste. Ich hatte 36 Stunden weder Essen noch Wasser. Dort verbrachte ich eine mystische Nacht unter dem Sternenhimmel, eine, die der französische Philosoph Pascal als ‚Nuit De Feu‘, also Feuernacht, bezeichnen würde. In dieser Nacht fand ich den Glauben. Ich bin Gott begegnet, aber es war nicht der Gott von Mohammed, Moses oder Jesus, sondern schlicht und einfach Gott.

weiterlesen

6 Comments

  1. @yerainbow:

    Wenn ich mich richtig erinnere bezeichnet Dawkins „The Bicameral Mind“ als entweder genial oder wahnsinnig. Er legt sich da nicht fest. Ich muss (und werde) es erst noch lesen …
    Es ist allerdings richtig, daß Dennet es nicht nur für Diskussionswürdig, sondern für kompetent und sehr gut aber trotzdem falsch hält (WIMRE)

    Like

  2. “ ‘Wasser ist gut fürs Gehirn’, behauptet Regisseur und Autor Éric-Emmanuel Schmitt[…]Ich hatte 36 Stunden weder Essen noch Wasser.[…]In dieser Nacht fand ich den Glauben. Ich bin Gott begegnet[…]“

    Genial.

    Like

  3. @yerainbow:

    Ich habe mal ein wenig gegoogelt und das, was meiner Äußerung am nächsten kam ist die bikamerale Psyche. Da werden aber anscheinend keine physiologischen, sondern kulturelle Faktoren zu Grunde gelegt und das Ganze mit Schizophrenie verglichen. Passenderweise hält Dawkins sie für frag-, Dennet für diskussionswürdig. Muss mir wohl mal wieder ‚The God Delusion‘ antun. Zumindest kann man wohl sagen, dass diese Hypothese alles andere als akzeptiert ist.

    Gruß

    Like

  4. Stimme hören ist eher ein Problem der hemmung bestimmter prozesse.
    Die „Stimmen“ produziert man selbst, und normalerweise gibt es einen Kontrollmechanismus, der verhindert, es für einflüsterungen zu halten.
    Im Schizoiden Bereich ist diese hemmung krankhaft gestört…

    Monsieur Schmitt, Sie enttäuschen mich. So viel versteckte Angst. hätte ich nicht gedacht.

    Like

  5. @wahoonie:

    36h ohne Wasser und dann solch ein Erlebnis hätte ihm wirklich zu denken geben sollen. Dazu passend: Ich kann mich erinnern (aber leider nicht mehr wo :-() gelesen zu haben, dass u.a. in griechischen Schriften aus der Zeit Homers (so es ihn denn gegeben hat) es Klagen gab, dass die Götter schweigen. Dies wurde mit einer Evolution des Hirnbalkens in Verbindung gebracht. Die These ist, dass bei einem einfacheren Aufbau des Hirnbalkens die Menschen unter bestimmten Umständen ‚Stimmen gehört haben‘. Die sie dann den Göttern zuschrieben.

    Gruß

    Like

  6. und wieder einer, der seine eigene angst auf swn athesiten an sich projiziert:

    „…Der Atheismus ist für mich ein Mysterium, in dem man mit Angst lebt. Der Glaube ist das Mysterium, in dem man mit Vertrauen lebt. “

    lustig, dass er eine recht eineuchtende erklärung abgibt, wie er zum opfer dieser halluzination wurde: nach 36 stunden ohne wasser und essen in der wüste… wer halluziniert sich da keine götter?

    Like

Kommentare sind geschlossen.