Ist Thilo Sarrazin ein Sozialdemokrat?


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Sarrazins biologistisches Gesellschaftsbild ist mit den Grundüberzeugungen eines sozialdemokratischen Kultur- und Gesellschaftsbildes grundsätzlich nicht zu vereinbaren. Die HDS (Hochschulinitiative Demokratischer Sozialismus e.V.) hat dazu anlässlich ihrer Mitgliederversammlung ein Papier veröffentlicht.

Von Richard Saage/Helga Gerbing/Klaus Faber vorwärts.de

In einem Interview der FAZ vom 20. August 2010 antwortete Thilo Sarrazin auf die Frage: „Herr Sarrazin, würden Sie bitte erklären, warum Sie in der SPD sind?“ wie folgt: „Ich bin 1973 in die SPD eingetreten zu Zeiten Willy Brandts und des Godesberger Programms. (…) Ich bin ein Anhänger sozialer Gerechtigkeit, ich möchte optimale Chancengleichheit für die Menschen in Deutschland. (…) Ich habe vor, das SPD-Partei-Buch mit ins Grab zu nehmen“ (S. 4).

Hält diese politische Selbsteinschätzung den Thesen stand, die er in seinem Bestseller „Deutschland schafft sich ab. Wie wir unser Land aufs Spiel setzen“ propagiert? Vertritt er einen Kultur- und Gesellschaftsbegriff, der innerhalb der deutschen Sozialdemokratie traditionsbildend war und ist und erheblich zur Identitätsbildung dieser ältesten politischen Partei in Deutschland beigetragen hat?

Jeder, der sich mit deren Geschichte auseinandergesetzt hat, weiß, dass ihre Ursprünge sowohl in Deutschland als auch in Österreich auf die Gründung von Arbeiterbildungsvereinen verweisen: Es ging darum, im Zeichen des Baconschen Mottos „Wissen ist Macht“ durch Bildung die Emanzipation der einzelnen Arbeiterinnen und Arbeiter sowie der Arbeiterklasse insgesamt zu ermöglichen. Ein ebenso großer Feind im Klassenkampf gegen die industrielle Bourgoisie waren Unwissenheit und politische Apathie in den Reihen der Arbeiterschaft selbst.

Wenn es einen Schlüssel zur Hebung des Lebensstandards gab, dann war es Bildung, welche die arbeitende Bevölkerung in Stand setzte, an den Kulturgütern der Nation teilzuhaben und sich dadurch zugleich ihrer politischen und sozialen Rechte bewusst zu werden. Es trifft zu, dass in der deutschen und der österreichischen Sozialdemokratie die Darwinsche Evolutionstheorie schon vor dem Ersten Weltkrieg rezipiert wurde. Doch ihre theoretischen Köpfe wie Otto Bauer oder Karl Kautsky ließen nie einen Zweifel daran, dass Kultur mehr ist als ein Reflex auf die genetisch grundierte Evolution des Menschen.

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16 Comments

  1. „Gehorsam so brav für die obrigkeit streitet.“
    „Die Obrigkeit wird es sicher dankbar honorieren.“
    (…)

    Ja und die Obrigkeit ist auch mit den Außer- und Unter-irdischen und Gedankenstrahlern verbündet.
    Die Obrigkeit mit ihren super intelligent designten Masterplänen.
    Der Mossad und die Medien sind auch überall und Nirgendwo.
    Ja oh holde Obrigkeit.
    Fnord!

    Berufopportunistische Misanthropen und VT-Mixer, das braucht die Welt.

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  2. Ganz nebenbei – es gibt verschiedene Strategien, um jemanden ein wenig mundtot zu machen.

    Besonders hübsch, wenn jemand im vorauseilenden Gehorsam so brav für die obrigkeit streitet.

    ja, Denken gefährdet die Intelligenz. Daher ist jede Dnekbeschränkung zu begrüßen und wllder Aktionismus das Gebot der Stunde.
    Die Obrigkeit wird es sicher dankbar honorieren.
    (der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, dann wird er belohnt).

    Übrigens genau das, was ein Probierhengst zu tun hat.

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  3. Wohl kaum. Mir fehlt es dazu am Größenwahn.
    Wer bin ich, daß ich „nach draußen“ gehe und bei Sarazin was ändere?
    oder den Weltfrieden herstelle?

    kicher….

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  4. @yerainbow

    Sie scheinen auch ein Berufsopportunist zu sein. Da fehlen schon fast in den Sätzen „die-da-Oben“ und ihre „Masterpläne“.
    Der „Sarrazin“ als Probierhengst insgeheim von dem Weltfinanzverschwörertum geduldet, so liest sich der Beitrag.

    Wenn die Welt so arg schrecklich ist, sollten sie ihre Zeit nicht in Blogs vergeuden, sondern nach draußen gehen und kräftig bei der Behebung der Probleme mit anpacken.

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  5. Du gehst von einer Vorstellung aus, die zwar weit verbreitet ist, dennoch nicht zutrifft.

    menschen tun nicht irgendwas, „weil…“.
    Sondern „um…. zu“.

    Die BEgründung, daß der Mob kochte, weil Karikaturen veröffentlicht wurden… die hätten das gern, das wir auch sowas glauben.
    Ich zweifle.
    Die haben getobt, um bißchen Teror auszuüben. Um Druck zu machen.

    Richtiger wirds dadurch natürlich nicht.

    und Sarrazin, der für mich auf der gleichen Ebene steht, hat auch nicht Probleme aufgezeigt, „weil…“ (keine Ahnung, hat er denn Angst?).
    Sondern um etwas zu erreichen. ob ihm das klar war oder nicht. Daß er sich dann wunderte, daß die nazis ihn einluden, find ich schon herzerfrischend naiv…
    Ist er das?

    Für mich ist er der „Probierhengst“. Er durfte antesten. Als sich zeigte, die meute war keinswegs in der richtigen Weise läufig, kriegte er eins auf die Nase – normales SChicksal beim Probierhengst…
    Er selbst hat dafür gesorgt, daß das nicht gering ausfiel. Flapsige Sprüche auf Wissensstufe von vor (weiß nicht genau…) 50, vieleicht 70 jahren, eine sehr eigene Statistik-Begabung und der Drang, sich immer wieder mit wohlwollend-dümmlichen Rat-Schlägen hervorzutun…
    Wie war das mit den dicken Pullis, die man in der kalten Bude anziehen soll? (noch nie was von Wassersättigungsgrad abhängig von der Temperatur gehört, die Vermieter hätten nicht Sarrazin für den Schimmel verantwortlich gemacht….. so ein Depp, mit deppenhaften Ratschlägen…)

    Klar, meine Großeltern gingen auch noch zum Kacken nach draußen auf das Häuschen im Hof. Das mit dem herzchen in der Tür. unter dem Sitzbrett stand ein Eimer….

    Man kann alle die alten guten Sitten wieder einführen. Aber ich schätze mal, bevor er das in nostalgischer Sicht anderen vorschlägt, sollte er den Selbstversuch wagen. Nicht nur 3 Wochen lang….

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  6. „Agieren in einer Art, die niedermacht und damit Eskalation fördert, wird keinesfalls für eine sinnvolle Entwicklung sorgen.“

    Das ist eine vielfach gebetsmühlenartig vorgetragene Behauptung die falscher nicht sein könnte.
    Polemik ist ausdrücklich erwünscht zwischen zwei aufgeklärten Diskutanten und auch im allgemeinen gesellschaftlichen Diskurs.

    Wenn man zum einen die Fakten auf seiner Seite hat bzw. lediglich benennt und mit ihnen provoziert (das muss man sich erst einmal vorstellen, mit Fakten zu provozieren!)
    Bzw. generell im polemischen Ton spricht/schreibt oder im Umkehrschluss bei den weniger faktenbasierten Personen und den Personen die hinter jedem Satz eine Doppeldeutigkeit oder eine böswillige Agenda vermuten Missfallen auslösen – so ist das ausdrücklich willkommen zu heißen.

    Das hat einen simplen Grund:
    Personen, welche die Fakten verleugnen oder ignorieren machen ganz automatisch Fehler, die mit der Härte des Gesetzes sanktioniert werden können und müssen.

    Wenn also jemand z.Bsp. eine Karikatur über Mohammed anfertigt, dass dann Säbel schwingende und umher schießende Mobs verursacht. So kann man den Mob bequem für sein Fehlverhalten sich über Unsinn zu echauffieren zerschlagen, da nicht der Karikaturist der Verbrecher ist, sondern derjenige der so seltenblöd ist mit den Waffen rumfuchteln zu müssen.

    Wenn also ein Sarrazin einen Zirkus Sarrazini in den Medien verursacht und sich plötzlich irgendwelche Deutsche mit Migrationshintergrund X paranoid verfolgt fühlen und deshalb sich in irgendeine extremistische fundamentalistische Vereinigungen verziehen und einigeln oder deswegen das Kopftuch oder gar die Burka anzögen, so wären diese Personen, aufgrund ihrer sichtlichen Kurzschlussreaktion einer extremistischen Vereinigung bei zu treten, zu verurteilen.
    Das beschränkt sich nicht auf Migranten, ganz im Gegenteil, Deutsche, die aufgrund von Ängsten der „Islamisierung“ der Neonaziszene beitreten sind aus dem genau gleichen Holz geschnitzt und ebenso zu sanktionieren.

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  7. @nickpol: Was soll die ad hominem Attacke auf Nanomyte? Das zieht echt das Niveau runter. Greif doch bitte seine aktuellen Argumente an und nicht irgendwelchen Mist aus der Vergangenheit.

    Und bevor hier Burggrabenmentalität aufkommt: Ich will damit nicht sagen dass er recht hat. Aber deine Argumentation hätte ich von einem Bright nicht erwartet.

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  8. man merkt, hier hat jemand so richtig wenig ahnung und kann zwischen Evidenz und Hypothesen nicht unterscheiden… und Funktionsgang? nie gehört, hm?

    Was ich bisher über Sarrazins buch hörte, klang gar nicht so schlecht.
    Das Problem ist nur, sein Name schreckt mich inzwischen einfach ab. Kann ja auch der falsche Trottel man das richtige sagen – aber ich bleibe mißtrauisch….
    Woher weiß ich, daß er selbst das schrieb. Seine locker-flockigen Äußerungen anderswo sind nicht geeignet, mein Mißtrauen zu heilen…

    Und wenn Muslime sich ungut verhalten (und das tun sie gewiß, so wie auch wir Dinge tun, die eigentlich nicht hilfreich und wenig sinnvoll sind – langfristig gesehen), so bedeutet das nicht:
    1. man muß dauernd mit dem Finger auf sie zeigen (das hindert eher am lernen, da es Rechtfertigungsdruck erzeugt)
    2. daß es uns gestattet, Bullshit zu verbreiten (weil die ja auch dummes Zeug tun) oder gar falsch zu handeln.

    Agieren in einer Art, die niedermacht und damit Eskalation fördert, wird keinesfalls für eine sinnvolle Entwicklung sorgen.

    Und, nicht ganz zuletzt, warum sind die Türken (Italiener, marokkaner, ja selbst Tunesier) hier? Weil man sie hergelockt hatte.
    Nee, da darf Sarrazin sich bei seinen eigenen landsleuten beschweren. Die hätten nachfragen sollen, ob die Gastarbeiter denn türken sind…
    Moslems.
    Offensichtlich wußte man das gar nicht so recht?
    Tja, dann…

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  9. „Sein Dilettantismus in Evolutionstheorie und Genetik ist signifikant.“

    Es ging gar nicht primär um Sarrazins Verständnis von Genetik oder der ET, obgleich die meisten Aussagen quasi 1:1 aus der modernen Intelligenzforschung, die allerdings im deutschsprachigen Raum aufgrund der Gewichtung in die softeren Sozialwissenschaften verpönt ist, übernommen ist.
    Sondern an der Tatsache, dass durch eben jenen Glaubensquark auch Erbkrankheiten präferiert werden, die sich auf die geistige Gesundheit auswirken können.

    Das sind Tatsachen, die man nach Belieben auch mit einem Lautsprecher auf der Straße heraus brüllen kann, genauso wie die Tatsachen, dass Frauen im Morddezernat kaum bis gar nicht vorhanden sind, dass Homosexuelle Paare durchschnittlich mehr verdienen als Heterosexuelle, dass Bewohner aus Andorra und Japan die höchste Lebenserwartung weltweit haben und das US-Atheisten mehr Ahnung von Religionen haben als Gläubige.

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  10. Nun auch ein blindes Huhn findet manchmal ein Korn. Beeindruckend ist, dass sie allerdings keine inhaltliche Widerlegung anbieten.
    Geht auch schlecht. Denn die Fakten sind auf dem Tisch.

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    1. Nanomyte

      Geht auch schlecht. Denn die Fakten sind auf dem Tisch.
      Nun auch ein blindes Huhn findet manchmal ein Korn. Beeindruckend ist, dass sie allerdings keine inhaltliche Widerlegung anbieten. Geht auch schlecht. Denn die Fakten sind auf dem Tisch.

      Mit so einer merkbefreiten Antwort war nicht zu rechnen. Also gut, warum suchen sich Muslima einen Partner innerhalb ihrer Familie und nicht hier, z.B. in Deutschland? Ist ganz einfach zu beantworten. Wie in allen irrationalen Glaubenssystem üblich, gibt es die Sünde. Eine Todsünde für eine Muslima wäre eben die Ehe mit einem „Ungläubigen“. Also geht man den einfachen Weg.

      Beim lesen des Buches von Sarrazin war ich froh, dass er nicht so geschrieben hat wie er spricht. Dann hätte ich den Schmöker wahrscheinlich gleich in die Ecke geschmissen. Mit der Beharrlichkeit eines Geisteskranken behauptet er, wie jüngst im „Stern-TV“, bisher nicht widerlegt worden zu sein. Sein Dilettantismus in Evolutionstheorie und Genetik ist signifikant.

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  11. Thilo Sarrazin hat kein biologisches Menschenbild, sondern betreibt kritische Erbsenzählerei, was sein gutes Recht ist.

    In seinem Buch zitiert er die Warnung der medizinischen Kammer vor der durchschnittlichen Zunahme an Erbkrankheiten durch Verwandtenehen, da sich vorwiegend Einwanderer aus bestimmten Gegenden lieber ihre/n Cousin/Cousinnen heiraten, als in einem multikulturellen Land wie DE in der Umgebung nach einem passenden Partner umschauen.

    Davor hatte auch SPD Senatsabgeordnete Canan Bayrem und Neukölln Bürgermeister Heinz Buschkowsky ebenfalls SPD gewarnt.

    http://www.welt.de/vermischtes/article732888/Wenn_der_Cousin_mit_der_Cousine_schlaeft.html

    Hiltrud Breyer (Bündnis90/Grüne), EU-Abgeordnete:
    „Durch dieses Tabu gibt es leider keine Aufklärung. Wir bräuchten aber genau diese Aufklärung.

    Quelle:
    http://www.rbb-online.de/kontraste/ueber_den_tag_hinaus/gesundheit/die_cousine_als_ehefrau.html

    Der Brightsblog sollte ebenfalls der Aufklärung verpflichtet sein und nicht zur billigen Polemikschelte ausarten.

    Darunter fällt auch die Frage, weshalb man in Kreisen Deutscher mit vorwiegend muslimischen Migrationshintergrund lieber die eigenen Verwandten heiratet und geistig eingeschränkte Kinder in Kauf nimmt, als mal auf die Straße zu gehen und z.Bsp. einen Deutschen mit irgendeinem anderen Hintergrund heiratet.

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    1. Nanomyte

      Der Brightsblog sollte ebenfalls der Aufklärung verpflichtet sein und nicht zur billigen Polemikschelte ausarten.

      Mach dir mal keine Sorgen deswegen. Ich mach mir ja auch keine Sorgen wenn du hier ein esoterisch, parawissenschaftliches Urgestein wie die Hildrud Breyer, Dodo-Preisträgerin Mai 2009 als aufklärerische EU-Abgeordnete präsentierst. Die Frau meint eine ganz andere Aufklärung als wir hier.

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  12. ein Rehenfolgenefekt.
    für mich jedenfalls war die Diskussion schon vorbei, als Sarrazin von genetischer Ausstattung schwafelte (und mit seinen STatistik-spielchen „belegte“).

    Was auch immer noch von ihm kommen mag, mit so toller Beratung durch PR – Leute, mit Korrektur-Leveln und Zuarbeiten für seine Äußerungen – für mich vom Tisch.

    nicht, daß ich nicht glaube, daß ein Mensch nicht dazulernen könnte.
    kann der Mensch prinzipiell. Aber es geht weder schnell noch ist es leicht.

    Vielleicht liegt s bei ihm ja an den Genen… wer weiß.

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  13. In dem Artikel kommen die Worte „falsch“ bzw. „richtig“ kein einziges Mal vor. Offensichtlich hat man sich dazu entschlossen, die Strategie zu ändern. Es wird nicht mehr diskutiert, ob die Argumente von Sarrazin richtig oder falsch sind, sondern es wird nur noch gefragt, ob sie mit dem Menschenbild der SPD in Einklag zu bringen sind. Ein lächerliches und völlig unglaubwürdiges Rückzugsgefecht, vor allem, wenn man sich Gabriels markige Sprüche zur Integrationsfrage vor Augen führt…

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