Die erste Kirchenkapelle stand auf Schalke und im Berliner Olympia-Stadion werden Taufen abgehalten. Religiöse Zeremonien durchdringen immer mehr die raue Fußballwelt. Aber den Sport selbst als Religion zu bezeichnen? – „So weit würde ich nicht gehen“, sagt Prälat Bernhard Felmberg.
Moderation: Kirsten Dietrich – Deutschlandradio Kultur
Kirsten Dietrich: Der Fall schlug Wellen, spätestens nachdem „Spiegel Online“ ihn publik gemacht hatte: Ein neunjähriger Junge, glühender Fan des aktuellen deutschen Fußballmeisters Borussia Dortmund, starb im Juli an Krebs. Auf seinen Grabstein wollten die Eltern einen Fußball setzen, dazu das Logo von Borussia Dortmund. Der zuständige katholische Friedhof sagte nein. Für den Friedhof seien christliche Symbole vorgeschrieben, und ein Fußball als zentrale Aussage gehöre nicht dazu. Was ist da in Dortmund passiert – einfach nur die Auseinandersetzung um vielleicht nicht mehr zeitgemäße Friedhofsregeln? Oder ein Konkurrenzkampf zwischen Sport und Religion darum, wer denn nun wirklich die Herzen der Menschen bewegt? Bernhard Felmberg ist der Bevollmächtigte der Evangelischen Kirche in Deutschland bei der Bundesregierung, er ist der Sportbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche, und er hat maßgeblich dazu beigetragen, dass es im Berliner Olympiastadion seit der Fußballweltmeisterschaft 2006 eine Kapelle gibt. Ich habe vor dieser Sendung mit Bernhard Felmberg gesprochen und wollte wissen, ob er versteht, warum sich die Kirchengemeinde in Dortmund gegen den Grabstein mit Fußball gewehrt hat?
Bernhard Felmberg: Ich kann sehr gut verstehen, dass die katholische Gemeinde gegenüber dieser Grabgestaltung Bedenken hatte und deutlich hervorgestrichen hat, dass die christliche Symbolik quasi die Kultur ist, die auf einem katholischen Friedhof herrscht, damit sozusagen innerhalb der Symbolik zwischen Kreuz und Fußball nichts durcheinandergerät, wer Erlösungskraft hat und wer nicht.