Anthropozän: Zeitalter des Menschen


Menschheitsspuren. Staudämme verändern das Antlitz der Erde – und nicht nur optisch. Sand und andere Sedimente werden aufgehalten und ganze Landschaften verändert. – Foto: AFP
Der Mensch verändert die Erde enorm – Grund genug, gleich eine neue geologische Epoche auszurufen? Das Für und Wider wird hart diskutiert.


Von Richard Monastersky|Spektrum.de

Nachdem fast alle Dinosaurier aus dem Naturhistorischen Museum in Washington DC abtransportiert sind, wirkt die Fossilienhalle ziemlich leer. Langsam schlendert der Paläobiologe Scott Wing durch den Raum, der mit seinen dunkel gestrichenen Wänden wie eine tiefe Höhle wirkt. Wing arbeitet mit einem ganzen Team an der 45 Millionen Dollar teuren Neugestaltung der Ausstellungsfläche der Smithsonian Institution. Zur Neueröffnung der Räume im Jahr 2019 werden hier nicht nur die vergangenen Erdzeitalter mit den üblichen Exponaten wie Tyrannosaurus rex und Triceratops geboten – ein ganzer Bereich soll dann speziell der Spezies gewidmet sein, die derzeit die Erde beherrscht. „Die Besucher sollen sich ihrer Rolle auf der Welt bewusst werden: Der Mensch verändert sie nämlich stärker, als viele meinen“, sagt er.

Die neue, etwas provokante Ausstellung gilt dem Anthropozän, jenem kurzen Abschnitt in der langen Erdgeschichte, in dem der Mensch zur treibenden geologischen Kraft wurde. Allein durch den Bergbau wurden mehr Sedimente verschoben, als alle Flüsse der Erde je geschafft haben. Homo sapiens verursachte die Erderwärmung, ließ die Meeresspiegel ansteigen, zerstörte die Ozonschicht und bewirkte die Versauerung der Ozeane.

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