Abrahams Erben am Nil lebten in Frieden


Bild: (c) Wikipedia /Die Presse
In Ägypten haben Judentum, Christentum und Islam die längste gemeinsame Tradition. Eine Ausstellung zeigt das friedliche Neben- und Miteinander der drei großen Weltreligionen über mehr als tausend Jahre.


Von Günther Haller|Die Presse

Ein Halbnomade, der vor 4000 Jahren im Vorderen Orient gelebt haben soll, hat immer noch Konjunktur in drei großen Weltreligionen: Juden, Christen und Muslime reklamieren Abraham als „Vater der vielen Völker“ für sich. Niemand kann beweisen, ob er wirklich gelebt hat, so ist er die ideale Projektionsfigur aus grauer Vorzeit und durch seine Hingabe an den Willen seines Gottes ein archetypisches Vorbild des Glaubens. Alle drei Buchreligionen berufen sich auf ihn als Stammvater, er war der erste, der sich zum Glauben an den „Einen Gott“ bekannte. Im Streit der Kulturen wäre er die ideale Versöhnerfigur, und dennoch ist der Boden von Hebron, wo sein Grab besucht wird, getränkt von Blut. Vom Blut der Anhänger der monotheistischen Religionen. Es wurde vergossen in der Zeit der Kreuzzüge genauso wie heute. Muslime und Juden, die das Grab besuchen, werden durch eine Wand mit schwerer Eisentür, die von Soldaten bewacht wird, voneinander getrennt. Beide Seiten haben Angst vor Bombenanschlägen. Abraham als gemeinsamer Vater ist ihnen verloren gegangen.

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