Aceh: Bei Verfehlung 100 Stockhiebe


Sharia-Polizisten plazieren in Banda Aceh eine Frau zur öffentlichen Auspeitschung. (picture alliance / dpa / Hotli Simanjuntak)
Das Leben in der indonesischen Provinz Aceh ist streng nach den Regeln des Korans ausgerichtet. Seit dem Ende des Bürgerkriegs vor zehn Jahren regieren hier die Rebellen von damals – die sich für einen aus ihrer Sicht unverfälschten sunnitischen Islam starkmachen.


Von Thomas Kruchem|Deutschlandradio Kultur

Weit holt der Scharfrichter aus und lässt den anderthalb Meter langen Rohrstock hinunter fahren auf den Rücken der vor Schmerz schreienden Frau.

Die Strafe der öffentlichen Auspeitschung für moralische Vergehen ist üblich in Ländern, wo man die Regeln der Scharia, des islamischen Strafrechts, radikal auslegt: in Saudi-Arabien, Sudan, Somalia und seit einiger Zeit auch in Aceh, einer Provinz an der Nordspitze der indonesischen Insel Sumatra. Viele Acehnesen halten Körperstrafen im Rahmen der Scharia für richtig – Fatalan Ameni, zum Beispiel, ein junger Grundschullehrer in Achehs Hauptstadt Banda Aceh.

„Wir praktizieren die Scharia äußerst streng, um das soziale Leben hier in Aceh zu kontrollieren. Begehe ich zum Beispiel Ehebruch, verfalle dem Glücksspiel oder dem Alkohol, dann handle ich gegen unser aller Religion, den Islam. Die Scharia-Polizei wird mich deshalb festnehmen. Das Scharia-Gericht wird mich zu einer bestimmten Anzahl von Schlägen verurteilen.

Die öffentlich auf einer Bühne exekutierte Strafe jedoch soll den Delinquenten nicht verletzen. Nach der Bestrafung verlässt er dann die Bühne; und die Menschen umarmen ihn. ‚Hast du genug zu essen?‘ fragen sie ihn, ‚genug Reis, Zucker und Kaffee? Wir wollen dich wieder in unsere Gemeinschaft aufnehmen; wir lieben dich. Du hast einen Fehler gemacht und die Strafe dafür ertragen. Jetzt gehörst Du wieder zu uns; und wir helfen dir, wann immer Du Hilfe brauchst.'“

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