
Sarah Chayes hat islamistische Terrorgruppen von Nigeria über Algerien bis Afghanistan studiert. Ein Leitmotiv eine die Jihadisten und gebe ihnen Rückhalt im Volk, sagt sie der „Presse“: die Korruption säkularer Regierungen.
Von Oliver Grimm|Die Presse
Bei der Passkontrolle auf dem Flughafen in Nigerias Hauptstadt Abuja hatte Sarah Chayes im vorigen Jahr ein bemerkenswertes Erlebnis. Eine Zollbeamtin mit dem klingenden Namen Godsgift Nwoke Opusunju drückte ihr eine Visitenkarte in die Hand, mit der Einladung, sich zu melden, falls sie Hilfe benötigte. Auf der einen Seite des Kärtchens waren Frau Opusunjus dienstliche Kontaktdaten vermerkt, auf der anderen jene ihrer „Nichtregierungsorganisation“ namens Rescue and Counseling International. Eine Beamtin, die nebenbei ein einträgliches Privatgeschäft unter dem Deckmantel des zivigesellschaftlichen Engagements betreibt: Das ist in Nigeria nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Sie liegt am Ursprung der mörderischen Terrororganisation Boko Haram, die erst am vergangenen Wochenende wieder Dutzende Menschen in Nigeria, Kamerun, Tschad und Niger umgebracht hat.