
Eine Sekte in Nicaragua verweigert ihren Kindern medizinische Behandlung. Nun sind die Windpocken ausgebrochen. Die Regierung ist alarmiert
Von Tobias Käufer|DER TAGESSPIEGEL
Den Erlöser erwarten die Jünger von Pastor Javier Sánchez in El Viejo, einer Kleinstadt rund 200 Kilometer entfernt von Nicaraguas Hauptstadt Managua. Sánchez hat sich mit einem Dutzend Priestern hier niedergelassen und mit seiner Gemeinde einen kleinen Staat im Staate geschaffen. Rund 650 Menschen aus vier Ländern zählt die Glaubensgemeinschaft, die Hälfte davon Kinder. Viele von ihnen sind an Windpocken erkrankt, doch die Sánchez-Jünger verweigern jede medizinische Behandlung durch die Behörden des mittelamerikanischen Landes. „Unser einziger Retter ist Jesus“, schmettern sie allen Versuchen entgegen, mit schulmedizinischer Kunst der Krankheit entgegenzutreten.