
David Nirenberg zeigt in zwei aufsehenerregenden Büchern, dass die Distanzierung vom Judentum zum Kern des westlichen Denkens und Weltbilds gehört
Von Bert Rebhandl|derStandard.at
Gelegentlich gibt es auch heute noch Bücher, die einen mit ihrer Gelehrsamkeit förmlich erdrücken. In der Zeit, die man für eine genaue Lektüre von David Nirenbergs ideengeschichtlicher Studie „Antijudaismus. Eine andere Geschichte des westlichen Denkens“ braucht, schreiben andere ganze Romane.
Doch es lohnt sich, hier bis in die ausführlichen Fußnoten hinein ins Detail zu gehen. Denn aus den zahllosen, teils sehr entlegenen Fundstücken entsteht eine große, beunruhigende Denkfigur, die der Sozialwissenschafter von der University of Chicago mit dem amerikanischen Titel seines Buches deutlicher benennt, als es die deutsche Übersetzung tut: „Antijudaism. The Western Tradition“ heißt es dort. Der Verlag C. H. Beck hat sich für einen vorsichtigeren Untertitel und einen unbestimmten Artikel entschieden.