Necmettin Erbakans Erben sind am Ziel


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Recep Tayyip Erdogans Abwendung von Europa ist keine Trotzreaktion auf die ihm verweigerte EU-Mitgliedschaft. Sie ist in seiner politischen Biografie begründet.

Von Hüseyin I. Cicek|Neue Zürcher Zeitung

In der Nato gibt es wahrscheinlich keinen vergleichbaren Fall, dass ein langjähriges Mitglied sich in aller Öffentlichkeit europäisch deklariert, eine krude antisemitische Politik betreibt und parallel dazu offen jihadistische Gruppen im Irak und in Syrien unterstützt. Einen Erklärungsansatz könnte die jahrelange rigide Politik Frankreichs und Deutschlands mit Blick auf die EU-Vollmitgliedschaft der Türkei liefern. Mehrfach haben Nicolas Sarkozy und Angela Merkel die Türkei als nichteuropäisches Land klassifiziert und somit einen Beitritt zur EU faktisch ausgeschlossen.

Zugleich könnte man die kurzsichtige und deregulierende Nahostpolitik der zweiten Bush-Administration für die politische Haltung der Türkei verantwortlich machen. Beide Erklärungen gehen allerdings davon aus, dass die politischen Intentionen der seit 2002 regierenden Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) von Recep Tayyip Erdogan mit Blick auf Europa und den Westen aufrichtig waren. Eine kritische Analyse der türkischen Innenpolitik seit der Machtübernahme der AKP kommt zu einem ganz anderen Schluss.

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