
Ein Aprilscherz war es nicht, für das ZDF erfüllte die Parodie nicht die „Ansprüche an Satiresendungen“ – und vermutlich auch nicht den Wünschen der Bundesregierung.
Von Florian Rötzer|TELEPOLIS
Das öffentlich-rechtliche ZDF ist schnell eingeknickt. Offenbar hatte das Magazin „Extra 3“ mit der Parodie des türkischen Präsidenten Erdogan den richtigen Nerv getroffen. Der für seine Empfindlichkeit gegenüber jeder Kritik bekannte türkische Präsident, der gegen zahlreiche Menschen wegen Majestätsbeleidigung prozessiert, Zeitungen und Sender unter staatliche Kontrolle stellt, Journalisten ins Gefängnis sperren will, das oberste Gericht missachtet und überhaupt Opposition mundtot machen will, hat auch gleich aus Protest den deutschen Botschafter einbestellt.
Das hat dem Video allerdings wenig überraschend zur weltweiten Popularität verholfen. Extra 3 legte nach und hatte das Video noch mit türkischen Untertiteln ausgestatte und Erdogan zum „Mitarbeiter des Monats“ ernanntt. Christian Ehring süffisant: „Vielleicht hat Erdogan den Beitrag nicht verstanden?“ Erdogan blieb uneinsichtig. In einem Interview mit dem Sender CNN sagte, man dürfe Kritik nicht „mit Beleidigungen und Diffamierung“ verwechseln. Von sich behauptete er, er sei immer „ein offener Politiker und Präsident“ gewesen.
Die deutsche Regierung schwieg erst einmal dazu, manche Politiker äußerten Kritik am Verhalten des Präsidenten und seiner Einstellung zu Pressefreiheit, Kritik und Satire. Gestern wurde durch Regierungssprecher Seibert erklärt: „Presse- und Meinungsfreiheit sind für die Bundesregierung nicht verhandelbar.“ Er verwies dabei auf eine Stellungnahme nicht der Regierung oder gar der Kanzlerin, sondern der stellvertretenden Regietrungssprecherin Christine Wirtz, die versicherte: „Die Bundesregierung hat ihre Haltung zur Meinungsfreiheit deutlich gemacht: Politische Satiresendungen gehören selbstverständlich zur deutschen Medienlandschaft dazu – und sind von der Presse- und Meinungsfreiheit umfasst.“