
Der Türkische Bund Berlin-Brandenburg will die Regel aufheben, dass auf Berliner Schulhöfen nur Deutsch gesprochen wird.
Vorstandsmitglied Safter Çinar hält die Deutschpflicht für einen Eingriff in die Freizeit und Freiheit der Kinder. Die Sprachkompetenz habe weniger mit der Staatsbürgerschaft sondern mit der sozialen Herkunft zu tun, sagt Çinar.
Von Kathrin Spoerr | DIE WELT
Nach der Debatte um den Handschlag, den ein türkischer Imam der Lehrerin seines Sohnes verweigert hatte, hat Berlin nun eine neue Diskussion über Integration. Mitten in den Koalitionsverhandlungen von SPD, Linken und Grünen fordert der Türkische Bund Berlin-Brandenburg (TBB) die Aufhebung der Regel, der zufolge auf Schulhöfen ausschließlich Deutsch zu sprechen sei – eine freiwillige Vereinbarung, zu der sich viele Schulen in Problembezirken Berlins vor zehn Jahren durchgerungen hatten. Welche Absichten verfolgt der TBB? Ein Gespräch mit Safter Çinar, Vorstandsmitglied des Vereins, der eigenen Angaben zufolge 5000 bis 6000 Mitglieder vertritt.
Die Welt: Herr Çinar, haben Sie etwas gegen die deutsche Sprache?
Safter Çinar: Natürlich nicht. Ich selbst spreche sie gut und gern.
Die Welt: Wenn Sie nun aber verlangen, dass türkische Kinder in der Pause Türkisch sprechen, verhindern Sie dann nicht, dass sie genauso gut Deutsch sprechen lernen wie Sie?
Çinar: Zunächst einmal: Es geht mir gar nicht nur um türkische Kinder. Es geht um alle Kinder, die eine andere Muttersprache sprechen als Deutsch, also Arabisch, Russisch, Chinesisch, egal. Ihnen in der Pause die Sprache vorzuschreiben, ist ein Eingriff in ihre Freizeit, ja sogar in ihre Freiheit. Kinder sollen sich in der Pause erholen. Warum will man ihnen dann die Benutzung der Muttersprache verbieten? Ich bin der Meinung, dass es wichtig ist, dass Kinder in der Pause keinen Unsinn machen. Darauf muss geachtet werden. Welche Sprache Kinder mit ihren Freunden sprechen, ist Privatsache. Mal abgesehen davon, dass es für so ein Gebot auch keine Rechtsgrundlage gibt.