Im Islam gab es schon immer Predigerinnen, Lehrerinnen, Kämpferinnen, sagt die Imamin Sherin Khankan. Das religiöse Patriarchat hat es nur vergessen.
Interview: Andrea Backhaus | ZEIT ONLINE
ZEIT ONLINE: Frau Khankan, Sie arbeiten als Predigerin und Moscheevorsteherin. Wie kann man sich Ihre Arbeit vorstellen?
Sherin Khankan: Die Mariam Moschee ist in einer Wohnung in der Innenstadt von Kopenhagen untergebracht, wir haben für etwa 70 Leute Platz. Kopftuch ist bei uns keine Pflicht, jede Frau kann selbst entscheiden, ob sie eins tragen möchte. Auch Nicht-Muslime sind willkommen. Wir haben die Moschee vor ein paar Monaten eröffnet und sind noch dabei, die Gemeinde aufzubauen.
ZEIT ONLINE: Kommen nur Frauen in die Moschee?
Khankan: Unsere Moschee ist offen für alle. Nur bei den Gebeten sind Männer nicht dabei, ansonsten schon. Freitags öffnen wir nach dem Mittagsgebet unsere islamische Akademie. Dort halten Professoren und Professorinnen Vorträge, etwa über die arabische Philosophie. Es herrscht ja weithin das Vorurteil, dass Muslime zur Philosophiegeschichte nichts beigetragen hätten. Sie wird entweder den alten Griechen oder der europäischen Aufklärung zugeschrieben. Dabei gibt es eine große Fülle von Muslimen und Musliminnen, die zentrale philosophische Werke verfasst haben. Das wollen wir wiederbeleben.