Ulrich Kutschera: Ehe für alle? ‚Diese widersinnige Entscheidung überrascht mich nicht‘


Ulrich Kutschera, 2010. Bild: wikimedia.org/CC BY-SA 3.0

Evolutionsbiologe Prof. Ulrich Kutschera sagt nach der Bundestagsentscheidung für die „Ehe für alle“ im KATH.NET-Interview: „Unsere naiven Politiker benutzen Begriffe aus der Biologie, ohne zu wissen, was diese überhaupt bedeuten.“

kath.net

Am Freitag, den 30. Juni 2017, konnte man u. a. in der FAZ die Schlagzeile lesen „Gleichstellung: Bundestag beschließt Ehe für alle“. Der Schlüsselbegriff „Gleichstellung“ ist ein Reizwort für den Biologen Ulrich Kutschera, der im KATH.NET-Interview seine evolutionsbiologisch begründete Kritik an der sogenannten „Homo-Ehe“ darlegt. …Der international tätige Evolutionsbiologe und Physiologe ist Professor am Institut für Biologie der Universität Kassel, außerdem Visiting Scientist in Stanford/Kalifornien.

kath.net: Herr Prof. Kutschera, wie bewerten Sie die Position der Katholiken zur Homo-Ehe?

Prof. Kutschera: Als atheistischer Evolutionsforscher bin ich dem christlichen Glauben gegenüber offen und tolerant eingestellt, ohne jedoch Schöpfungsmythen, über Adam und Eva als das erste Menschenpaar, in mein naturalistisches Weltbild aufnehmen zu können. Die offensichtliche Ablehnung der sogenannten „Ehe für alle“, eine Weiterführung des Begriffs „Homo-Ehe“, teile ich. Meine nachfolgend dargelegte Begründung basiert auf biowissenschaftlichen Fakten: mit Politik oder Religion hat diese naturalistische Anti-Gender-Agenda nichts zu tun.

kath.net: In Ihrem Fachbuch „Das Gender-Paradoxon“sind Sie auf die Homo-Ehe eingegangen: Was hat das mit der Geschlechterfrage zu tun?

Kutschera: In Kapitel 7 werden ausführlich die biologischen Hintergründe und Ursachen homoerotischer Veranlagungen bei Männern und Frauen dargelegt, und in diesem Zusammenhang habe ich auch die sogenannte „Kinsey-Stufenskala der Homosexualitätsgrade“ angesprochen. Diese „Regenbogen-Ideologie“ konnte 2015 definitiv als Fiktion entlarvt werden. Nach derzeitiger Faktenlage kommen männliche Homoerotiker mit dieser „Falschpolung“ auf die Welt und können nicht zu heteronormalen Bürgern umerzogen werden. Bei Frauen ist ebenfalls eine genetische Komponente nachgewiesen, die Neigung ist dort aber flexibler. Genauso wenig können Sie einen geborenen Rechtshänder zu einem Linkshändig-Schreiber umerziehen. Wir müssen daher homoerotisch veranlagte Männer und Frauen, die in der Regel eine Abscheu vor dem anderen Geschlecht empfinden (Heterophobie) so akzeptieren wie sie sind und sollten sie keineswegs diskriminieren. Da diese Menschen zur zweigeschlechtlichen Fortpflanzung unfähig sind (Befruchtungen, d. h. Sex-Akte, können die meisten Homoerotiker nicht vollziehen), werden sie in gewisser Weise von der Natur bestraft, denn ihr Erbgut wird über die natürliche Auslese aus dem Genpool verschwinden. In diesem Kontext habe ich dann auch die „Homo-Ehe“ thematisiert und mich dagegen ausgesprochen.

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