Macron will den Islam neu erfinden


Frankreich will Imame stärker kontrollieren. Das wird schwierig, schreibt Necla Kelek Quelle: picture alliance / ZB
Der französische Präsident versucht, die Ausbildung von Imamen staatlich zu kontrollieren. Ob so die anhaltende Entfremdung zwischen Muslimen und der Mehrheitsgesellschaft gestoppt werden kann, hält unsere Autorin für fraglich.

Von Necla Kelek | DIE WELT

Die Stellung des Islam in Europa ist umstritten. Die einen sagen – vor allem die maßgeblichen Politiker in Deutschland –, der Islam sei, schon allein zahlenmäßig, Teil Europas. Andere beziehen das nur auf die säkularen Muslime. In Großbritannien, Frankreich, Belgien, Holland und auch den anderen westeuropäischen Ländern hat sich in den letzten fünfzig Jahren die Zahl der Muslime, der Moscheen und der entsprechenden Verbände vervielfacht. Arbeitsmigration, Zuwanderung aus ehemaligen Kolonien oder durch Flucht stellen enorme Anforderungen an die Integrationsfähigkeit der Aufnahmegesellschaften.

In großen Teilen ist die kulturelle Integration speziell der muslimischen Migranten gescheitert. Parallelgesellschaften und -justiz, Bildungsferne, hohe Arbeitslosigkeit bis hin zu Fundamentalismus und religiös fundierter Terrorismus bestimmen die Agenda. Die Versuche, die islamischen Organisationen in einen gesellschaftlichen Diskurs einzubeziehen, sind, wie am Beispiel der Deutschen Islamkonferenz deutlich wurde, in den Anfängen stecken geblieben. Vor allem, weil es den Islamvertretern im Kern nur darum ging, dass ihre Gruppeninteressen gesellschaftliche Norm werden. Die erste Islamkonferenz diskutierte ernsthaft drei Jahre darüber, ob den Islamverbänden zuzumuten ist, dass sie die Priorität des Grundgesetzes vor dem Koran, also Allahs Gesetzen, als verbindlich ansehen.

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