
Es ist ein erstaunlicher Fall: Ärzte haben einem Kind, das an Epilepsie litt, große Teile des Gehirns entfernt. Seither bleiben die Anfälle aus – und die linke Hirnhälfte übernimmt Aufgaben der rechten.
Von Alice Lanzke | DIE WELT
Diese Patientengeschichte ist ebenso außergewöhnlich wie faszinierend – zeigt sie doch, zu welchen Leistungen der menschliche Körper in der Lage ist: Nach einem großflächigen operativen Eingriff hat das Gehirn eines Jungen die Schäden weitgehend kompensiert. Dem Kind war mit sechs Jahren ein Drittel der rechten Gehirnhälfte entfernt worden, darunter für das Sehen wichtige Bereiche, wie US-Forscher im Fachblatt „Cell“ schreiben.
Bei einer sogenannten Lobektomie entfernten Ärzte unter anderem den Okzipitallappen, der auch die Sehrinde beherbergt und für die Verarbeitung von visuellen Reizen zuständig ist. Zudem wurde ein Großteil des Temporallappens entnommen, der wichtig für Funktionen des Hörens, der Sprache und des Gedächtnisses ist. Die linke Gehirnhälfte blieb hingegen intakt.