Bundeswehr: Missionierung staatlich erwünscht


Bundeswehr-Wohlfühlzone: Marschieren zwischen Kreuzen und Kirchen. © pixabay.com / CC0 Public Domain
Appelle vor einem „lebensgroßen“ Holzkreuz und christlich geprägter Lebenskundlicher Unterricht – die Bundeswehr scheint ein Ort der Missionierung zu sein. Lehnt das jemand ab, wird er nicht ernst genommen und muss sogar mit Schikane rechnen. Im Jahresbericht des Wehrbeauftragten der Bundesregierung liest man davon nichts. Aus Dokumenten, die dem hpd vorliegen, ergibt sich jedoch eine schockierende Missachtung der negativen Religionsfreiheit.

Von Gisa Bodenstein | hpd.de

Ralph Knauf (56) ist Soldat. Genauer gesagt: Oberstleutnant und Rüstungskontrollstabsoffizier. Seit 27 Jahren ist er bei der Bundeswehr. Getauft wurde er nie, gegenüber Religion war er immer indifferent eingestellt, wie er sagt. Er habe sogar zehn Jahre lang in einem katholischen Kirchenchor im Allgäu gesungen, mangels Alternative. Heute wäre das für ihn undenkbar. Über einen kirchenkritischen Kommentar bei Spiegel Online gelangte er im Jahr 2015 erstmalig zum hpd, der ihn wiederum auf „Die Kriminalgeschichte des Christentums“ von Karlheinz Deschner brachte. Das änderte seine Sicht auf den christlichen Glauben von Grund auf. Die indifferente wurde zu einer ablehnenden Haltung.

Etwa zur gleichen Zeit wurde das schlichte Birkenkreuz auf dem Appellplatz seiner Kaserne in Geilenkirchen durch ein „lebensgroßes“ Eichenkreuz ersetzt. „Damit meine ich: es ist so groß, dass man dort wirklich jemanden kreuzigen könnte“, sagt Knauf. Bei jedem Appell sei er gezwungen gewesen, auf dieses Folter- und Mordwerkzeug zu blicken, daneben befand sich auch noch eine Glocke mit religiöser Inschrift. Das sei nach der Deschner-Lektüre unerträglich für ihn gewesen. Immer habe er an die grausamen Verbrechen denken müssen, die im Namen dieser Religion verübt wurden. Das Kreuz stehe gegen alle Werte, die er schützen wolle: „Ich wurde Soldat, um Menschheitsverbrechen zu verhindern, wie sie 1.600 Jahre lang im Zeichen dieses Kreuzes verübt wurden.“ Folter zu verhindern, sei eine der Triebfedern gewesen, warum er seinen Beruf wählte. Das Kreuz aber stehe gegen die Würde des Menschen, deren Verteidigung er in seinem Eid geschworen habe. In der jetzigen Situation werde er „ständig daran erinnert, dass das Kreuz und die dahinter stehende Ideologie die Werte unseres Grundgesetzes (…) auf das Schärfste verletzen“.

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