Der Islamwissenschaftler Ralph Ghadban spricht im Interview über Integration und die Blindheit der Politik im Umgang mit islamischer Kriminalität.
Andreas Kopietz | Berliner Zeitung

Foto: Markus Wächter/Berliner Zeitung
Ralph Ghadban fährt den Computer in seinem Arbeitszimmer hoch. Er zeigt, welche Botschaften ihm Mitglieder arabischer Clans geschickt haben. Mails, Videos, in denen ihm der Tod angedroht wird, Drohungen im Internet. Der 70-Jährige, der in einer geräumigen Wohnung zwischen Tausenden Büchern über Philosophie, Religion und Migration lebt, steht unter Polizeischutz. Ghadban veröffentlichte im vergangenen Jahr sein Buch „Arabische Clans – Die unterschätzte Gefahr“. Es ist inzwischen ein Bestseller.
Herr Ghadban, warum werden Sie bedroht?
Ein
libanesischer Fernsehsender hat mit mir ein Interview zu meinem Buch
geführt. Ich habe über die Kriminalität der arabischen Clans gesprochen.
Das hat angeblich die Ehre der Familien verletzt. Alle Migranten
versuchen, sich zu Hause als erfolgreich darzustellen. Und dann kommt
einer und sagt: Nein, der Reichtum, den sie haben, ist geklaut.
Was ist eigentlich ein Clan?
Das Wort Clan ist eine Bezeichnung für eine Gruppe, die auf verwandtschaftlicher Basis verbunden ist. Clans gibt es überall. Aber was den arabischen Clan von den anderen unterscheidet, ist die Endogamie, wobei die Ehe zwischen Cousin und Cousine bevorzugt ist. Der Clan ist sehr stark patriarchalisch. Das Patriarchat ist festgelegt im Koran.