Während in asiatischen Metropolen ab Herbst kaum noch jemand ohne Gesichtsmaske den öV benützt, empfinden wir den Anblick von maskierten Menschen hierzulande als gewöhnungsbedürftig. Sollten wir uns zum Schutz vor krank machenden Viren überwinden?
Stephanie Lahrtz | Neue Zürcher Zeitung

Kürzlich sass ich in der Tokioter U-Bahn und musste niesen, gleich zweimal hintereinander. Spätestens beim zweiten Mal trafen mich die erschrockenen, besorgten, aber auch tadelnden Blicke vieler Mitreisenden. Fast alle trugen wie Chirurgen eine weisse Maske vor Mund und Nase.
Ehrlich gesagt, habe ich mich auch schon geärgert, wenn die Person im Tram oder im Bus neben mir unerschrocken in den Raum hustete. Aber aus Angst vor all den herumschwirrenden Viren eine chirurgische Maske als Schutz zu tragen, und das die ganze Erkältungssaison lang, das fiel mir noch nie ein. Sähe ja auch komisch aus, so als Einzige. Da würde ja jeder und jede denken, ich wäre mindestens mit Grippe, HIV und Tuberkulose gleichzeitig angesteckt. Oder hysterisch.