Eine Verlängerung des Evakuierungseinsatzes wäre nicht klug


US-Präsident Biden hält am Abzugstermin 31. August fest. Gut so. Oder soll die Bundeswehr gegen die Taliban kämpfen? Ein Kommentar.

Christoph von Marschall | DER TAGESSPIEGEL

US-Präsident Joe Biden will die US-Truppen möglichst bis Ende August abziehen, die G7-Partner nicht.Foto: Joshua Roberts/Reuters

Es ist ein Sinnbild für Macht und Ohnmacht. So wie für die Grenzen militärischer Dominanz in einem asymmetrischen Krieg. Sieben der neun größten Volkswirtschaften der Erde beraten über ihre Optionen in Afghanistan. Sie verfügen über fast die Hälfte der Wirtschaftskraft des Globus, Afghanistan nur über einen Promilleanteil. Und doch können sie ihren Willen dort nicht durchsetzen.

Die drängendste Frage für die G 7: Wie holen sie ihre Staatsbürger aus dem Land und die Ortskräfte, die ihnen über Jahre bei dem am Ende nicht sehr erfolgreichen Bemühen geholfen haben, Afghanistan zu befrieden und zu modernisieren – jedenfalls die, denen unter den Taliban Todesgefahr droht? Und ist US-Präsident Joe Biden bereit, dafür die Abzugsfrist über den 31. August hinaus zu verlängern? Ohne den Schutz der US-Truppen können die anderen wenig ausrichten.

Nur: Ist dieses Ansinnen, für das Gastgeber Boris Johnson laut geworben hatte, überhaupt klug? Eine Verlängerung bedeutet Kämpfe mit den Taliban; das haben deren Führer klargestellt. Schon jetzt gibt es Schießereien, wenn westliche Soldaten Schutzbefohlene aus der ungesicherten Zone vor dem Flughafen holen wollen.

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