Omikron und HIV: Wenn Menschen zu Brutstätten für neue Coronavirus-Varianten werden


Eine ungenügende HIV-Behandlung ist nicht nur für die betroffene Person problematisch. Sie beschleunigt auch die Evolution von Sars-CoV-2 – mit unbekannten Folgen für die Pandemie.

Alan Niederer | Neue Zürcher Zeitung

Informative Graffiti zur Corona-Pandemie in einem Vorort von Johannesburg in Südafrika. Kim Ludbrook / EPA

Ende letzter Woche ist bekanntgeworden, dass in Südafrika eine neue Variante des Pandemievirus aufgetaucht ist. Rasch kursierte der Verdacht, dass dies mit der dort grassierenden HIV-Epidemie in Verbindung stehen könnte. Den genauen Ursprung der Omikron genannten Sars-CoV-2-Variante nachzuweisen, ist allerdings schwierig. Dafür müsste es gelingen, beim ersten Patienten mit diesem Virus die Evolution von Sars-CoV-2 in die Omikron-Variante zu dokumentieren. Das ist zwar mit regelmässig durchgeführten Virusentnahmen und -sequenzierungen theoretisch möglich, in der Praxis aber so gut wie ausgeschlossen.

Es gibt schlicht zu viele Menschen, bei denen die über 30 für Omikron charakteristischen Mutationen entstanden sein könnten. So sind Genmutationen als Treiber der biologischen Evolution omnipräsent. Im Körper des infizierten Menschen verändert sich das neue Coronavirus – wie auch andere Mikroorganismen – ständig weiter. Können die Erreger vom Immunsystem rasch und vor der Weitergabe an andere bekämpft werden, passiert nichts.

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