Die Verbotskultur treibt alte und neue Blüten. In Groningen darf „Warten auf Godot“ nicht aufgeführt werden. Wer hat solchen Quatsch zu verantworten?
Ulrich Seidler | Berliner Zeitung

Weil zu einem Casting nur Männer eingeladen wurden, hat nun ein Kulturzentrum im niederländischen Groningen die Aufführung einer Inszenierung von Samuel Becketts „Warten auf Godot“ untersagt. Jenes Stück, in dem zwei Clowns die Zeit totschlagen, während sie auf jemanden namens Godot warten. Es handelt sich um einen eher kleinen, universitätsinternen Streit, der nun öffentlich gemacht und von der dpa verbreitet wurde. Und der die Absurdität von Regeln und Verboten in künstlerischen Zusammenhängen schön deutlich macht.
Die englischsprachige Theatergesellschaft der Universität Groningen sieht sich in einer Zwickmühle gefangen, denn auf der einen Seite hat der 1989 gestorbene Beckett gerichtlich verfügt, dass die Männerrollen in dem Stück nur von Männern gespielt werden dürfen. Und wer spielt mit in dem existenziell absurden Nachkriegsstück? Wladimir, Estragon, Pozzo und Lucky – alles Männer oder als männlich markierte Clowns. Sogar der Bote Godots, der jeweils am Tagesende auftritt und verkündet, dass sein Herr heute nicht, aber ganz bestimmt morgen komme, ist männlich, wenn auch noch kein Mann, aber erst recht keine Frau.
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