Erdbebenkatastrophe mit mehr als 2000 Toten: Schwere Vorwürfe gegen Regierung in Ankara


Vor allem kurdische Gebiete in der Türkei und Syrien betroffen. Das Vertrauen in den türkischen Staat ist hier gering: Statt Vorkehrungen zu treffen, habe er Gelder für den Krieg veruntreut, heißt es.

Claudia Wangerin | TELEPOLIS

Während immer höhere Zahlen von Toten und Verletzten genannt werden, ist die Zahl der Obdachlosen noch völlig unklar. Foto: ANF

Nach der Erdbebenkatastrophe im Südosten der Türkei und Nordsyrien sind bis zum frühen Nachmittag mindestens 1.400 Tote und mehr als 7.000 Verletzte gezählt worden. Dann mussten die Zahlen ständig nach oben korrigiert werden. Von mehr als 2.000 Todesopfern war gegen 16 Uhr die Rede.

Am frühen Montagmorgen hatte ein Beben der Stärke 7,7 das überwiegend von Kurdinnen und Kurden bewohnte Gebiet erschüttert. „Ein langes, heftiges Beben“, so die deutsche Oppositionspolitikerin Janine Wissler, die sich gerade in türkisch-kurdischen Metropole Diyarbakir aufhält. „Gebäude stürzten ein, auf den Straßen herrschte Angst“, schrieb die Vorsitzende der Partei Die Linke am Morgen auf Twitter. Ihre Gedanken seien bei den Angehörigen der Toten und den tausenden Verletzten.

Um die Mittagszeit folgte ein weiteres, fast ebenso schweres Beben. Bis zum späten Vormittag waren nach Regierungsangaben in der Türkei mindestens 912 Todesopfer und mehr als 5.300 Verletzte gezählt worden, in Syrien stieg die Zahl der Toten auf mehr als 460, hinzu kamen mehr als 1.600 Verletzte. In den Folgestunden erhöhten sich die Zahlen.

Nach Angaben der türkischen Katastrophenschutzbehörde Afad lag das Epizentrum des ersten schweren Bebens lag in der Provinz Kahramanmaras nahe der syrischen Grenze. Nachbeben, Regen und Schnee erschwerten bei frostigen Temperaturen die Rettungseinsätze.

Unter den eingestürzten Gebäuden in der Türkei war neben Wohnhäusern auch ein Krankenhaus in der Stadt Iskenderun. In Gaziantep wurde nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu auch die zum Unesco-Weltkulturerbe zählende Burg stark beschädigt.

Auch Syrien sind laut der staatlichen Nachrichtenagentur Sana in zahlreichen Städten Gebäude eingestürzt. Rettungsteams versuchten in der Nacht und im Morgengrauen, Überlebende aus den Trümmern zu bergen. Der Leiter des Nationalen Erdbebenzentrums sprach laut Sana, vom stärksten Beben in Syrien seit 1995. Präsident Baschar al-Assad rief sein Kabinett zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen.

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