Journalisten heute: Opportunistische Unterstützer der Eliten?


Krisen verändern auch den Journalismus – zur biederen Kenntlichkeit, wie manche sagen? Die Corona-Krise war kein Ruhmesblatt für das Metier. Was es für eine Demokratie bedeutet, wenn konstruktive Partnerschaften zu weit gehen. Ein Einwurf zur Debatte.

Sebastian Köhler | TELEPOLIS

Bundespressekonferenz. Archivbild von 2018: Vincent Eisfeld / nordhausen-wiki.de / CC-BY-SA-4.0

Sowohl in Corona-Zeiten als auch in der jetzigen Kriegsphase lässt sich, mit dem Soziologen Pierre Bourdieu gelesen, nicht zuletzt hierzulande, ein bestimmtes Rollen-Verständnis im Journalismus beobachten: Medienschaffende gerade in etablierten, reichweitenstarken Medien verstehen sich soziologisch gesehen als ein Milieu, dem es zunehmend um konstruktive Partnerschaft mit Regierung, staatlichen Apparaten und Großkonzernen geht.

Das hätte allerdings nur noch wenig zu tun mit dem Ideal einer „vierten Gewalt“. Und es wirft weitergehende Fragen auf, auch zum scheinbaren Gegensatz „Demokratie versus Diktatur“. Fraglich auch, warum kaum noch „Nein“ gesagt wird aus dem Journalismus heraus.

Corona-Krise: Kein Ruhmesblatt

Der Journalismus in der Corona-Krise war in vieler Hinsicht kein Ruhmesblatt für das Berufsfeld, was möglichst unabhängige, vielseitige sowie kritische Berichterstattung und Kommentierung in wichtigen Medien angeht. Der Journalist Dirk Jakobs verwies jüngst in der Berliner Zeitung auf einige bezeichnende Aspekte.

Gerade „die harte Ausgrenzung und Verunglimpfung von Menschen, die sich aus welchen Gründen auch immer nicht impfen lassen wollten“, sei ein „mehr als düsterer Prozess“ gewesen. Dieser hatte laut Jakobs „für eine Gesellschaft, die ihre freiheitlich-demokratischen Grundwerte betont, äußerst bedenkliche Züge“ angenommen.

Der gestandene Journalist fährt mit Blick auf den Journalismus fort:

Wo blieb das gründliche und kritische Durchleuchten und Hinterfragen in Bezug auf die Impfstoffe und deren Turbo-Zulassung, in Bezug auf die Geschäftsinteressen der Pharmaindustrie, die Absprachen mit Regierungen und der EU und die weitreichende private Finanzierung der WHO, auch eben durch Pharma-Konzerne?

Wieso wurde auf manche berechtigte Fragen sofort der Deckel „Verschwörungsideologie“ draufgemacht, mit der Folge, dass sie dann schlicht gar nicht mehr diskutiert wurden?

Dirk Jakobs

Fazit seines Textes mit Bezug auf das journalistische Berufsfeld in der Zeit einer extremen sozialen Krise wie Corona:

Wie konnten wir diesbezüglich in den Redaktionen so homogen denken?

Hinsichtlich aktueller, sich überlagernder Krisen – also zumindest Klimakrise, Kriegskrise und Wirtschaftskrise inklusive weiterem Sozialabbau – nimmt der Autor dieses Beitrages ähnliche Erscheinungen von „Homogenisierung“ wahr. Stichwort: enge und noch enger werdende Themen- sowie Meinungskorridore im herrschenden Diskurs, geprägt auch durch wichtige journalistische Medien.

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