Währungs-Rebellion: Was kommt nach dem Dollar?


Der Öl-Waffen-Kreislauf zwischen den USA und Saudi-Arabien machte den Petrodollar zum Machtzentrum. Doch diese Lovestory geht dem Ende entgegen. Über die Offensiven des Globalen Südens. Teil 2 und Schluss

Justin Podur | TELEPOLIS

Bild: TP
Hier geht es zum ersten Teil der Analyse: "Erleben wir eine Entdollarisierung?"

Die Aufhebung der Golddeckung der internationalen Handelswährung war möglich, weil die Vereinigten Staaten in der Welt eine außergewöhnliche Stellung als oberste Militärmacht innehatten: Sie verfügten über das gesamte militärische Spektrum und hatten Hunderte von Militärstützpunkten überall auf der Welt.

Die USA waren auch ein Magnet für Einwanderer aus aller Welt, während man „Soft Power“ ausübte: von Hollywood über den amerikanischen Lebensstil bis hin zur Führerschaft in Technologie, Wissenschaft und Produktion.

Der frei flottierende Dollar und der Petrodollar

Der Dollar hatte auch einen festeren Rückhalt, nachdem die Goldbindung aufgehoben war. Der wichtigste Rohstoff auf dem Planeten war Erdöl, und die Vereinigten Staaten kontrollierten den Zapfhahn durch ihre besondere Beziehung zur Öl-Supermacht Saudi-Arabien.

Ein Treffen zwischen König Abdulaziz Al Saud und dem damaligen Präsidenten Franklin Delano Roosevelt auf einem amerikanischen Kreuzer, der USS Quincy, auf dem Great Bitter Lake in Ägypten im Jahr 1945 besiegelte den Deal. Als die Erdöl produzierenden Länder ein effektives Kartell, die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC), bildeten und begannen, den Ölpreis zu erhöhen, litten die ölbedürftigen Länder des Globalen Südens, während die Erdölexporteure ihre Ressourcen gegen riesige Mengen an Dollar („Petrodollars“) eintauschten.

Die Vereinigten Staaten verboten diesen Dollar-Inhabern, strategische US-Vermögenswerte oder Industrien zu erwerben, erlaubten ihnen aber, ihre Dollars durch den Kauf von US-Waffen oder -Anleihen wieder in die Vereinigten Staaten zurückfließen zu lassen. Sie bekamen die Dollars einfach in einer anderen Form zurück.

Die Wirtschaftswissenschaftler Jonathan Nitzan und Shimshon Bichler nannten das in ihrem 2002 erschienenen Buch „The Global Political Economy of Israel“ den „Waffen-Dollar-Petrodollar“-Nexus. Wie in Michael Hudsons Buch „Global Fracture“ von 1977 (eine Fortsetzung von „Super Imperialism“) dokumentiert, hofften die OPEC-Länder, ihre Dollars zur Industrialisierung und zum Anschluss an den Westen zu nutzen. Aber US-Putsche und Gegenrevolutionen verhinderten eine Überwindung der globalen Bruchstellen und trieben die Weltwirtschaft in die Ära des Neoliberalismus.

Die Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und den USA waren der zentrale Faktor, um die Macht der OPEC einzudämmen, da Saudi-Arabien den Interessen der USA folgte und die Ölproduktion in wichtigen Phasen erhöhte, um die Preise niedrig zu halten.

Der Autor James R. Norman argumentiert in seinem 2008 erschienenen Buch „The Oil Card: Global Economic Warfare in the 21st Century“ (Globale Wirtschaftskriegsführung im 21. Jahrhundert), dass diese Beziehung auch für andere geopolitische Prioritäten der USA von zentraler Bedeutung war, einschließlich ihrer Bemühungen, den Zusammenbruch der Sowjetunion in den 1980er-Jahren zu beschleunigen.

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