»Dort, wo die Kultur vom Kultus, von der Gottesverehrung abgekoppelt wird, erstarrt der Kult im Ritualismus und die Kultur entartet«
Ein Politiker, der solches auch nur schwätzt, müsste seinen Hut nehmen. Joachim Meisner wird, so wie es sich darstellt, bleiben.
Der Begriff der Entartung wurde vom jüdischen Philosophen Max Nordau, durch seine Streitschrift gleichen Titels, zu einem allgemeinen Begriff gemacht. Als die Nationalsozialisten den Begriff der »Entartung« in den Mittelpunkt ihrer Kulturpolitik setzten, dachten sie eben sowenig an Nordau wie Meisner, der allerdings wissen muss, welche Reaktionen das Wort »entartet« nach der Zeit des Nationalsozialismus hervorruft. Es ist ein Zeichen von gewachsener Sensibilität in Deutschland, wenn es CDU Politiker waren, die Meisners Äusserung scharf kritisierten, geht es doch nicht zuletzt um deren politische Glaubwürdigkeit. Alles was von Gottesverehrung abgekoppelt ist, ist nach Meisners Auffassung entartet, d.h. jegliche „nichtkatholische“ Kultur muss sich diesem Stigma unterwerfen. Dieser Anspruch signalisiert den katholischen Fundamentalismus und das ist der eigentliche Eklat an der Sache.
Vergeblich warten wir auf den Aufschrei all jener, die den Burka-Zwang als Menschenrechtsverletzung oder als Gewaltanwendung anklagen. Es ist doch ein Unterschied ob jemand christliche oder islamistische Kultur einfordert.
Der Begriff »entartet« ist eine Nazivokabel und darf als solche nicht unwidersprochen im Raum stehen.
Aus diesem Grunde der Dodo der Ewiggestrigkeit für den Monat September an Herrn Joachim Meisner, für seine reaktionäre Sicht auf unsere Kultur.
Am 19. Juli 1937 wurde durch die Nationalsozialisten die Feme-Ausstellung „Entartete Kunst“ in München eröffnet. Vom Juli bis November wurden 650 konfiszierte Werke avantgardistischer Künstler auf entsetzliche und herabwürdigende Weise zur Schau gestellt. Fast genau 70 Jahre später hetzt ein Purpurträger des Katholizismus gegen entartete Kunst, in seinem Sinne. Es gilt der alte römische Grundsatz: »wer schweigt, stimmt zu.«
Kunst und Musik gehören auch zu Kultur. Also sind Kunst und Musik ohne Gottesbezug auch „entartet“. Wenn man sich
nicht reflexartig auf das ReizWort stürzt, bleibt eine andere
erschreckende Erkenntnis:
Meisner vertritt hier eine glasklare TalibanPosition.
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Einmal durch den Variationsschüttler gewrungen kommt folgendes raus: »Dort, wo die Kultur sich von der Allgemeinheit, von dem wie der Zeitgeist sich tatsächlich entwickelt abgekoppelt wird, erstarrt der Kult im Ritualismus und die Kultur entartet.«
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Nein, dafür hätten wir ihn erstmal von dem Preis informieren müssen. Ich werde mich nach Möglichkeit in Zukunft wieder um satirische Preisbegründungen bemühen.
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Hat er eigentlich geantwortet?
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Das ist eine Beleidigung für alle Dodos!
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Herzlichen Glückwunsch, lieber Hassprediger!
Ich empfehle Dir ein Kaffeekränzchen mit dem Mufti von Australien. Dann kannst Du mit ihm darüber diskutieren, ob die Aboriginees entartete Muselmänner oder entartete Katholen sind.
Dein Fan Ed
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Schließe mich „Rudi“ an und rufe Herrn Meisner zu: Nur weiter so, immer ehrlich, immer offen! Dann wissen alle, mit wem sie es hier zu tun haben.
http://berndgaleski.chapso.de/neues-und-nuetzliches-s153049.html
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Ich denke er hat ihn sich auch redlich verdient. Wir werden uns noch lange an diese Äußerung der katholischen Kirche (so!) erinnern. „Außerung der katholischen Kirche“, weil er deren Funktionsträger ist, sich als solcher geäußert hat und zudem keine akzeptable Richtigstellung erfolgte.
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Herzliche Glückwunsch zum Dodo des Monats, Herr Meisner.
Von den anderen Kandidaten: Herr Pofalla ist nur ganz knapp am Sieg vorbeigerutscht und der Herr Gysi hat immerhin noch ¼ der Stimmen auf sich vereint.
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