Dodo des Monats Januar 2008


Dodo

Dass ein privater Fernsehsender früher oder später den Preis für Volksverdummung erhalten würde, das dürfte niemanden wirklich überraschen. In besonderem Maße ausgezeichnet für den Dodo des Monats hat sich jedoch Pro 7 für ihre übernatürlich dreiste „the next Uri Geller“-Show.

 

Uri Geller Show

An sich ist gegen Zaubertrickshows nichts einzuwenden. Zauberkünstler sind in der Tat Künstler, die mittels geschickter Ablenkung und Suggestion mit der Wahrnehmung ihrer Zuschauer spielen und sie auf diese Weise ins Staunen versetzen. Doch Uri Geller behauptete schon immer, keineswegs ein Zauberkünstler zu sein, sondern ein Medium, ein „Mentalist“, ein „Mystifier“ (danke für die neuen Begriffe für ein und den selben Schwachsinn, Pro 7!), ein Mensch mit übernatürlichen Fähigkeiten. Auf der anderen Seite will ja auch der „Gottkönig“ Dalai Lama ins Reich des Transzendenten hinausragen und so musste noch etwas dazukommen, warum sich vor allem Uri Geller und seine Lakaien von Pro 7 der Volksverdummung schuldig gemacht haben.

 

Und dazu kamen zwei Dinge: 1. Die primitiv-proletenhafte Aufmachung der Show und 2. Der Umstand, dass Uri Gellers Trickbetrügereien schon vor über 30 Jahren aufgedeckt wurden und seitdem immer und immer wieder aufgedeckt werden, so dass ihn die armen Mannen der GWUP (Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften e.V.) und der Skeptic Society schon gar nicht mehr sehen können.

 

Zu Punkt 1: Sollten Sie die Show verpasst haben (wie konnte das nur geschehen?), so haben Sie die Möglichkeit, sich die Highlights hier noch einmal anzusehen. Achten Sie doch bitte einmal darauf, wie viele weibliche Helferlein aus der Kategorie „Dummeblondchen“ (Stefan Raab) den machohaften Magiern unter die Arme greifen, wie sie sich dabei anstellen und wie die „Profis“ mit ihnen reden. Abrakadabra: Und weg ist die Emanzipation. 30 Jahre Feminismus umsonst, da wird sich Alice Schwarzer freuen. Mit den Helferlein muss man natürlich reden wie mit 5-jährigen, ganz langsam und mit einfachen Worten, sonst verstehen die gar nichts. Frauen sind am Ende also doch blöde und kommen ohne starke, schlaue Männer gar nicht aus. Danke Pro 7 für die Aufklärung!

 

Natürlich dürfen auch die triefensten Klischees der Trivialromantik nicht fehlen. Da wäre zum Beispiel „Vincent Raven“ und sein Gothic-Kitschstudio, ein echter Transylvanier mit österreichischem Dialekt. Oder „Hayashi“, der fernöstliche Traditionen mit irgendetwas aus dem Westen (die Aufklärung kann es ja nicht sein) verschmelzen will. Er wuchs in Kanada auf und wohnt seit sieben Jahren in Mannheim. Trotzdem hat er es irgendwie geschafft, auf der Highschool (Columbine?) mit japanischen Schwertern zu trainieren. Dann wäre da noch Farid, der Moslem aus dem Ruhrgebiet, der stolz ist auf seine Gangsterrapper-Freunde wie Schwulenfeind Sido. Ein postmoderner Fruchtsalat mit Eso-Soße erwartet euch. Dass der Zauberer nur „einer von uns“ ist, vermag dann auch niemanden mehr zu verwundern.

 

Richtig unerträglich wird es dann um die Show herum, etwa wenn der Moderator der „Wissenschafts“-Sendung Galileo, Aiman Abdallah, erklärt, dass er „natürlich“ glaubt, es gäbe Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten und damit beweist, wie viel Ahnung er von Wissenschaft hat. Moderator Matthias Obdenhövel jedoch ist skeptisch. Warum? Na weil er eine „konservative Jungfrau“ ist, vom Sternzeichen her. Alles klar, da wäre ich auch skeptisch.

 

Dass Uri Gellers Tricks nichts mit dem ohnehin fiktiven Reich des Übernatürlichen zu tun haben, ist inzwischen geradezu eine Plattitüde. Wie das alles im Detail funktioniert, kann man bei der GWUP erfahren, die auch zur aktuellen Pro-7-Show eine Aufdeckung aller Tricks anbietet. Interessanter wird es dann schon bei der Frage, warum Uri Geller bereits zwei mal die amerikanischen Skeptiker auf hohe Summen verklagte, so erfährt man von der GWUP:

 

Im April 1992 wollte Uri Geller in Miami, Florida, 4 Millionen Dollar Schadenersatz einklagen für Aussagen über ihn, die in den Büchern „Physics and Psychics“ von Victor Stenger und „The Transcendental Temptation“ von Paul Kurtz gemacht wurden. Der Anwalt von Prometheus Books sagte, dass die Anklagen grundlos waren und zu Sanktionen gegenüber Geller führen würden. Tatsächlich verwarf am 4. Februar 1994 das Gericht die Klage und verurteilte Geller zur Zahlung von 49.148,92 Dollar an Prometheus Books innerhalb von 30 Tagen. Nachdem Geller nicht gezahlt hatte, wurde eine erneute Strafe in Höhe von 20.272,89 Dollar festgesetzt und es wurde ausgeschlossen, dass [er] weitere Prozesse zu diesen Fällen anstrengt. Die 20.272,89 Dollar plus Zinsen zahlte Geller schließlich.

[…]

Wegen einer weiteren grundlosen Klage musste Uri Geller 40.000 Dollar von insgesamt 120.000 Dollar an CSICOP (Committee for the Scientific Investigation of Claims of the Paranormal) als Teil einer außergerichtlichen Einigung zahlen. Dies beendete eine vier Jahre währende Auseinandersetzung vor den Gerichten in Washington D.C., die mit einer Anklage gegen CSICOP in Höhe von 15 Millionen Dollar begonnen hatte. Diese Klage beruhte auf eine Aussage von James Randi, der in einem Interview mit dem International Herald Tribune gesagt hatte, Geller hätte selbst angesehene Wissenschaftler mit Tricks von der Art getäuscht, die er als Kind auf der Rückseite von Cornflakes-Packungen fand.“

 

 

Und solche Leute sind es, die Pro 7 fördert und hofiert. Damit haben sie sich den Dodo des Monats, den deutschen Preis für Volksverdummung, redlich verdient.

 

7 Comments

  1. Wenn die Leute glauben, dass Uri Geller übernatürliche Fähigkeiten besitzt, spricht das natürlich ansich für die Zaubertricks von Uri Geller und seine Darbietung.

    Dafür waren mir die Tricks ansich doch etwas zu abgedroschen.

    Dem nach Übernatürlichem gierenden Publikum scheint es dennoch gefallen zu haben. Der vermeintliche Aufklärer Aiman Abdalla hat sich in der Show allerdings jeden Rests seriöser Skepsis entledigt. Nachdem er in seiner eigenen Aufklärungs-Show Galileo Müsterie 😉 bei einer Untersuchung als rationalen Lösungsvorschlag angeboten hatte, es könne sich um sog. Psychokinese gehandelt haben, war allerdings auch nichts anderes zu erwarten.

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  2. Der arme Uri kriegt’s aber auch dicke! Bei Harald Schmidt wurde er um den erhofften großen Auftritt betrogen und musste sich stattdessen qualvolle Minuten lang von „Morta Deller“ (Oliver Pocher) verarschen lassen.^^

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  3. Ja Herzlichen Glückwunsch an pro7, das Zeit-Heft „warum wir glauben müssen“ hat es leider nicht geschafft. Aber Uri Geller ist ja auch ein guter Presiträger und mit ihm pro7

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