Was glaubt, wer nicht glaubt


Austin Cline, about.com
Quelle: Austin Cline, about.com

VON LOTHAR SCHRöDER – RP-Online

Nach Einschätzung von Experten werden 2025 in Deutschland die Nicht-Gläubigen in der Mehrheit sein. Schon jetzt wird der Ton der Atheisten aggressiver.

Wer über Atheisten spricht, redet noch über eine Minderheit. In Zahlen heißt das: Im Jahre 2005 war jeder dritte Deutsche ohne Konfession. Doch die Entwicklung der vergangenen 15 Jahre macht eine Umkehrung der Verhältnisse in absehbarer Zeit wahrscheinlich. Denn 1990 bezeichneten sich bloß 22,4 Prozent der Deutschen als ungläubig.

Und so prognostizieren mittlerweile etliche Gesellschaftsforscher, dass schon 2025 die Mehrheit der Deutschen keiner der beiden christlichen Volkskirchen angehört und mit dem Glauben nichts mehr zu tun haben wird. Dieser Befund – ausgehend von Daten des aktuellen Religionsmonitors der Bertelsmannstiftung – lässt wenig Raum für Illusionen:

Er zeigt schonungslos, dass der Atheismus in Deutschland kein „modisches“ Phänomen, sondern die Realität unserer Gesellschaft beschreibt. Die kennt freilich noch eine Ost-West-Besonderheit: Während im Westen der Republik der Atheismus überwiegend als bewusstes Wahlverhalten auszumachen ist, so ist im Osten der Unglaube nach vier Jahrzehnten DDR zum sozialisierten Normalverhalten geworden – mit dementsprechenden Ergebnissen:

Dreiviertel aller Ostdeutschen sind Atheisten. Dabei scheint die Vorausberechnung auf das Jahr 2025 als eine Art Bedrohungsszenario jene Renaissance des Glaubens zu ignorieren, von der noch vor kurzem landauf landab so gern die Rede war. Wenn es eine registrierbare Wiederbesinnung je gegeben hat – etwa nach den Terrorakten von 2001 oder stimuliert durch kirchliche Großereignisse wie der Papstwahl und dem Kölner Weltjugendtag – und es nicht nur eine Auto-Suggestion von Gutgläubigen gewesen ist, so hat diese spirituelle Rückkehr auch eine neue Form des Atheismus geboren.

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30 Comments

  1. @Bio: Ich danke Dir für das erklärende Stichwort. Als „Entwicklungsstand“ macht es wirklich mehr Sinn als mein „Standpunkt“.

    Auch stimme ich Dir zu. Den „Entwicklungsstand“ der Menschen, ob moralisch oder technisch (Religion und Technik: ein Witz für sich!), anhand von „Glaubensaussagen“ festzusetzen (oder zumindest zu zeigen), kann ich nur mit Größenwahn des Kultes an sich oder zumindest mit einer guten Portion reiner „heiliger“ Phantasie begründen. Der Herr Bergold wird doch wohl nicht allen ernstes annehmen, dass ein „Glaubensloch“ in unserer Zeit zu einem „gefährlichem“ Stop im Entwicklungsstand führen könnte, oder etwa doch ?!

    Vermutungen, Hoffnung, Wunsch und die Suche nach Antworten gehören genauso in die Wissenschaft und ihrer Technik, wie auch in die Religion und ihrer mitgebrachten Moral. Dies jedoch gleich mit dem „Stand der Menschen“ – also anscheinend ihrer Entwicklung und ihrer Position im Gesammtbild der Erde – festzumachen, ist einfach sehr ..ähm.. „beschränkt“. Der Mensch ist IMO extrem flexibel und manipulierbar. Man kann ihm glauben machen, dass eine Erlösung von irgendwelchen Probleme nur durch einen bestimmten Gott/Göttin/Spaghettimonster geschenen kann. Da nimmt sich die Religion – in diesem Falle Herr Berghold – meiner Meinung nach das Recht pauschal zu sagen, dass der Mensch durch „Unglauben“ zu Glaubenslöcher kommt, die den „Stand der Menschen in der Welt“ gefährdet. Dies klappt aber nur, wenn man über dieser Aussage die Gummihülle des Christentums rüberstülpt und unseren „Stand“ nachweislich dem Christentum zu verdanken haben, da wir mehr als nur eine „christlich geprägte“ Gesellschaft sind. Das andere Kulturen, welche teilw. ziemlich unchristlich geprägt sind, womöglich den selben oder gar höheren „Stand der Menschen“ in der Welt erreicht haben könnten, hat dieser Herr leider nicht berücksichtigt. Der Mensch war immer sehr neugierig und wissbegierig. Der Glaube bzw. die Religionen kanalisierten dies immer zu ihrem Gunsten. Einen besonders auffallenden Zusammenhang zwischen dem Entwicklungsstand unserer Gesellschaft und dem Glauben kann ich hierbei nicht sehen. Aber womöglich fehlt mir da einfach nur ein wenig Zauberglaube 😉 .

    Durch die „neuen Atheisten“ sieht sich das Christentum IMHO in einer defensiven Rolle. Neue, teils radikale Strömungen, machen auf sich aufmerksam. Da ist es für mich kein Wunder, dass man sich dann meldet und womöglich ein „gefährliches Bild“ aufzeigen möchte. Zumeist mit dem Fingerzeig auf die „christlich geprägte“ Moral und der höllischen Gefahr der Verrohung der Gesellschaft durch das sich abwenden von der geprägten Haltung.

    Ist Gott nur ein Hirngespinst? Und der Gläubige demnach ein Opfer der Biochemie?

    Ich vermute mal (Ich „glaube“), dass wir im laufe der Jahre und Jahrzehnte zu bahnbrechenden Erkenntnissen kommen werden. Wir lernen immer mehr von unserer Chemie, unserer Biologie und der Psychologie kennen. Und anscheinend werden wir eines Tages auch die Erkenntniss erlangen, dass viele „psychische“ Probleme eine im Grunde sehr chemisch-biologische Ursache haben. Schon heute sind viele Krankheiten erforscht, die vor nicht allzulanger Zeit noch als „Teufelswerk“ oder „Hexenfluch“ galten und mit Geisterwesen in Verbindung gebracht wurden. Ich nehme mal an, dass eines Tages auch der „Glaube“ auf eine gewisse Art und Weise „erklärt“ werden kann. Logischerweise werden sich dann die Gläubigen dagegen wehren und nach Ausflüchte suchen, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche 😉 .

    Doch bis dahin ist alles offen. Zur Zeit will man eben „nur“ (radikal) auf sich aufmerksam machen und sagen, dass man auch ohne einer gewissen Gottheit das erklären kann, was uns lange Zeit als „gottgegeben“ suggeriert wurde. Wie er da an einer am Gottesbegriff verknüpften Moral oder gar an einen (Entwicklungs)stand der Menschen kommt, ist mir leider noch zu schwammig dargebracht. Im engerem Sinne, strikt bezogen auf unsere Kultur, mag er in gewisser Art Recht haben, aber Gesellschaften entwickeln sich stets weiter, und dies spürbar immer schneller. Wir reiten schließlich auch nicht mehr mit Pferden zur Arbeit. Der Artikel ist mir diesbezüglich einfach nicht konkret genug 😉 . Man nimmt an, Gott ist nicht das Gefühl, welches sich im Labor nachvollziehen lässt. Aber Gott ist irgendwie vollkommen präsent und manifestiert sich in unsere Kultur. Der (radikale) Atheismus führt womöglich zu gefährlichen „Glaubenslöcher“, erwähnt hierbei aber explizit nur den Theismus, ohne Blick auf andere Lebensorientierungen. Wenn man sich so speziell auf den hiesigen, im Westen bekannten und praktizierten „Glauben“ festzurrt, dann muss man auch auf spezielle Reaktionen darauf gefasst sein. Und die geben die (radikalen) Atheisten wie Dawkins & Co. ja auch.

    @cptchaos:
    „Für jedes X welches man glauben könnte gilt: Ich glaube nicht dass X. (..)
    Was glaubt wer nicht an eine Religion (inbesondere Gott) glaubt. Antwort: nach Definition alles mögliche, nur eben nicht an eine Religion/Gott.“

    In meinem Falle stelle ich mir folgende Frage: Was glaube ich, wenn ich an was überirdisches Glauben müsste, wenn ich nicht an eine Religion (bzw. Gott) glauben kann ?
    Das „müsste“ stört hierbei natürlich genauso wie das „überirdische“. Gut, dann denkt man sich das bitte mal lieber weg.

    Ich vermute mal, es existieren hierbei auch einige Lösungsvorschläge, die eine supranaturalistische Wirkung ausschließen. Nur, wie kann man eine Gruppe von Menschen nennen, die frei von einer magischen, okkulten oder überirdischen Wirkungsweise auf unsere Natur sind ? Wie kann man Menschen nennen, bzw. wie benennt man den „Glauben“, dass die Natur ohne überirdische Aktivitäten funktioniert ?
    Diesen Namen würde ich dann bei mir einsetzen wollen. Ich glaube nicht an Religion (insbesondere Gott), sondern an .

    Ob dies dann als Glaubensaussage gelten kann ? 😉 . Oder sollte man sich hier noch einige Zeilen mehr erdenken, damit es „religiöser“ – und somit glaubhafter – klingt ? Kann dieser „Glaube“ an etwas unreligiöses ebenfalls als eine Art von „religiösem Glaube“ angesehen werden ? I don’t think so…

    „Allerdings ist das in der Realität dann auch nicht der Fall, da sich doch die Motivationen an keine Religion zu glauben häufig recht ähneln.“

    Klar. In gewisser Weise stimmt dies natürlich. Die Motivation nicht an einer Religion zu hängen, ähnelt in gewisser Weise den der Gläubigen. Aber in welcher Weise? Und wie heissen dann die gemeinsamen Punkte? Kann man gewisse „Glaubensarten“ da stärker ausmachen als andere? Haben Atheisten da mehr Glaubens-Gemeinsamkeiten als Agnostiker oder Skeptiker? Das Atheisten sich nicht mit einem „da ist kein Gott“ begnügen, und dies mit Argumenten bekräftigen wollen, ist natürlich ein Blick auf genau diesen Argumenten IMO in etwa gleichzusetzen auf den Blick der Gläubigen auf ihren Grund, am Glauben festzuhalten. Hier sehe ich ebenfalls die Gemeinsamkeit zwischen Atheisten und den Leuten ohne A am Anfang 😉 .

    Aber haben wir dies nicht auch bei Linux vs. Windows, BMW vs. Daimler, Golf vs. Opel gesehen ? Ein Atheist glaubt schonmal nicht an einer Gottheit. Das er aber irgendwie an irgendwas glauben muss, erscheint mir aber ein klein wenig aufgezwungen, wenn man sich nur auf überirdische Kräfte beschränkt. Ich habe gelernt, dass es noch weitere Formen dort draussen existieren, denen man so schöne „-ismus“ namen wie „Humanismus“, „Naturalismus“ usw. gegeben hat. Hier würde ich gerne irgendwo lesen, dass der Mensch ohne „Supra-Glauben“ einfach nicht überlebensfähig ist, da es zur Natur des Menschen gehört. Oder noch besser… ich würde gerne lesen, dass das Christentum aus X oder Y Gründen genau die Form des Glaubens ist, welche unsere Gesellschaft benötigt, da sie aus X oder Y Gründen ansonsten nicht existieren kann. Den ganzen Denkern, Philosophen und Dichtern auf der ganzen Welt rauchen hierbei die Köpfe, denn mit Blick auf die gesammte Welt zeigt sich uns ein ziemlich knallbuntes Bild der verschiedensten (Un-)Glaubensformen. Die Atheisten (und andere Freidenker) sind der natürliche Beweis, dass man auch ohne einer bestimmten supranaturalen Kraft ganz gut überlebensfähig ist. Ob man sie lässt, oder lieber „im Keim erstickt“, ist natürlich eine andere Frage. Manch einer nimmt hierbei die Keule der Moral in die eine Hand und das Schwert der kulturellen Gefahr in die andere. Da wundert es einen nicht, dass die „Opfer“ sich auch mal zu Wort melden wollen und applaudieren, wenn Leute mit bekannten Namen wie Richard Dawkins die Bühne betreten 😉 .

    Sorry für die Fülle des Textes… habe ich offline-getippert und nun plump reinkopiert 😛 .

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  2. Hm,

    nur mal so als Anmerkung. Ich höre von Atheisten so gut wie nie die Aussage, dass für sie folgendes gilt: Für jedes X welches man glauben könnte gilt: Ich glaube nicht dass X.
    Dann währen alle Atheisten radikale Skeptiker.

    Gemeint ist doch mit der Eingangsfrage des Artikels. Was glaubt wer nicht an eine Religion (inbesondere Gott) glaubt. Antwort: nach Definition alles mögliche, nur eben nicht an eine Religion/Gott.
    Allerdings ist das in der Realität dann auch nicht der Fall, da sich doch die Motivationen an keine Religion zu glauben häufig recht ähneln.

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  3. @Bio, ich bin ja durchaus für eine lockere Diskussion zu haben, dein Diskussionsstil ist es mitnichten, unterlass bitte deine ad hominems, zumal sie völlig am gesagten vorbeigehen.

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  4. axo. um über etwas zu diskutieren müssen sich die ansichten decken.
    danke für deine doch recht nette unterdrückung und abwertung.

    leck mich.a.a

    gruss!

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  5. „Tut mir leid wenn Du das nun immer noch nicht verstehst. Dann empfehle ich Dir, dich evtl. mal mit fernöstlicher Philosophie zu befassen. Oder auch nicht, ganz wie es Dir gefällt!“

    Es ist schön und gut sich mit philosophischen Schulen aus fremden Kulturkreisen zu beschäftigen, nur erfordert dies auch die Fähigkeit, die unterschiedliche Begriffsfindung zu identifizieren.

    Ich sage es mal so, wir reden aneinander vorbei, denn was du unter Freiheit verstehst, deckt sich nicht damit, wie derautor ihn eingeführt hat.

    Eine Austausch von unterschiedlichen Freiheitsbegriffen ist hochgradig interessant, nur würde es dieses Thema verfehlen. Womöglich würde man solch einen Beitrag hier veröffentlichen, wenn du solch einen schreiben würdest.

    Gruß.

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  6. Vielleicht ist auch Schrödingers Katze eine Hilfe für Dich, das zu verstehen. Es ist ein Gedankenexperiment.
    Die Katze ist. Unabhängig von ihrem Zustand. Tot und lebendig. Tot oder lebendig. Die Katze existiert unabhängig von ihrem Zustand.

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  7. Freiheit wurde als Zustand bestimmt. Also zb. ob jemand Frei ist oder nicht. Dabei geht man meiner Meinung nach am Kern vorbei. Freiheit ist. Genauso wie Erde, Luft, Wasser usw.
    Der Zustand des Wassers (warm, kalt. flüssig, gasförmig usw.) ändert nichts an der Existenz von Wasser.
    Wasser ist. Unabhängig vom Zustand. Es wurde nicht bestimmt dass es ist. Es ist für niemanden und für jeden.
    Freiheit ist von niemandem bestimmt. Sie ist für niemanden und für jeden.

    Tut mir leid wenn Du das nun immer noch nicht verstehst. Dann empfehle ich Dir, dich evtl. mal mit fernöstlicher Philosophie zu befassen. Oder auch nicht, ganz wie es Dir gefällt!

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  8. @Bio
    „die freiheit hat niemand bestimmt. sie ist – ganz einfach – für alle. im ramen der wechselwirkungen der naturgesetze.
    dass sie ist, hat nichts damit zu tun dass nicht jeder sie geniessen darf oder kann. ob der mensch ansich überhaupt eine (entscheidungs)freiheit hat wird hierbei nicht betrachtet.“

    Mir erschließt sich der Sinn deiner Ausführung überhaupt nicht.

    Ich frage, für wen die Freiheit bestimmt ist und du erwiderst, dass sie niemand bestimmt hat, womit sie also unbestimmt ist. Wie kann irgendjemand über etwas Unbestimmtes reden? Ich weiß es nicht, du scheinst es aber.

    Dein Verweis auf die Wechselwirkung der Naturgesetze ist für mich auch nicht nachvollziehbar. Zum Abschluss wird der Begriff ‚Freiheit‘ neu definiert.

    Könntest du mir aus diesen Gründen verdeutlichen, was du nun eigentlich gemeint hast? Danke.

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  9. Bei der Orientierung kann ich noch folgen, aber wie kann “der Stand der Menschen in der Welt” mit einem Glaubenskonstrukt erklärt werden ? Je Gläubiger, desto Standhafter ? Je offenherziger man im Namen des Glauben stirbt oder mordet, desto näher fühlt man sich der Welt verbunden ? Da blicke ich nicht mehr durch.

    vielleicht hilft das weiter. der „stand“ nicht im sinne von „standhaft“, sondern im sinne von „stand der entwicklung“ ob (auch zeitlich) positiv oder negativ ist dabei egal.

    mit anderen worten.
    je (religions)gläubiger desto wahnsinniger.
    oder mit nitzsches worten.

    wahnsinn bei individuen ist selten, aber in gruppen, nationen oder epochen die regel.

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  10. Amüsanter, aber zugleich auch ein ziemlich schwacher Artikel. Ziemlich schwammig das ganze. Schon bei der Überschrift schwappt der Unglaube über den Tellerrand und befleckt die Tischdecke des „Volksglaubens“.

    Naja, bei einer „Was isst, wer nicht isst“ Thematik kann man ja auch IMO vieles falsch machen…

    „Ihm geht es nicht mehr um die Widerlegung des Glaubens; er kommt ganz ohne Argumente aus, sucht keine inhaltliche Auseinandersetzung. Er ist in gewisser Weise denunziatorisch, in zunehmend aggressivem Ton.“

    Dazu noch der allseits bekannte Name, den wir den Gotteswahn zu verdanken haben, Richard Dawkins, und fertig ist das Postulat für das Abendblatt.
    Das „Anti-Gläubige“ gerade mit einer Auseinandersetzung und den dazu passenden Argumenten punkten, scheint wohl vergessen worden zu sein. Dawkins bringt ja zu jedem Kapitel ein Argument, weshalb er die ganze Glaubensmaschinerie „dumm“ nennt. Rohde kann ein gesammtes Buch nur mit dem alten Testament füllen und Onfray lässt die Philosophie sprechen. Um in diesem Bereich zu punkten, muss man sich mit der Materie auseinander setzen. Aber es geht hierbei nicht um hochdotierte (Anti-)Glaubensdenker, sondern um der Nachbarin nebenan bzw. dem Nachbarn über einen. Und anscheinend wird im Jahre 2025 „alles anders“. Naja, fast alles 😉 .

    „Es geht darum, den Gläubigen als eine naive Persönlichkeit abzustempeln, die im Grunde nur dumm und letztlich armselig ist.“

    Den „neuen Atheisten“ geht es eigentlich eher darum, das gesammte Glaubenskonstrukt zu durchleuchten. Sie zeigen auf, dass die großen Namen hinter dem Konstrukt für ziemlich abscheuliche Sachen verantwortlich waren. Sie zeigen auf, wie sehr der Spinnfaden des „Aberglaubes“, des anbetens irgendwelcher Gottheiten, in unser Regierungssystem und unserer Gesellschaft eingeflochten ist. Das dabei so einiges für dumm und armseling angesehen wird, ist eine nette dreingabe, aber sicherlich nicht das primäre Ziel der „neuen Atheisten“ 😉 .

    „Bei all dem gibt es zwar Spuren eines neuen Interesses am Religiösen, freilich ohne das neue Interesse an Gott.“

    Die „Globalisierung“ und das Internet haben den Menschen Wege gezeigt, wie man abseits der bekannten Jehowa-Geschichte wandern kann. Meditation lässt sich heute nicht nur buchstabieren, sondern auch in unzähligen Kursen erlernen. Der eine Gott, den man uns jahrzehntelang vorgekaut hat, mag in Anbetracht des unbekannten, der fremden Spiritualität anderer Völker wahrlich verstaubt wirken. Die Person, die vorher uns mit düsteren Bedrohungen vor einer Abkehr des „alten Glaubens“ gewarnt hat, übt heute immer weniger Macht aus. Die Freiheit sich deshalb anderen Göttern zu widmen – oder gottlosen Praktiken – erscheint für das Christentum zu einer Gefahr zu entwickeln. Die Schäfchen gehen fremd… sie verstoßen bewusst gegen eines der 10 Gebote: „Du sollst neben mir keine anderen Götter haben“. Mag sein, dass das Seelenheil im christlichem Sinne dadurch beschädigt wird, doch anscheinend gewinnen viele Menschen neue Kraft durch solche fremden Formen der Spiritualität. Und anscheinend ist dies ganze so beliebt, dass sogar im Jahre 2025 der Atheismus „herrschend“ sein könnte. Wobei „herrschend“ wohl der gänzlichst falsche Ausdruch sein dürfte 😉 .

    „Mit dem Gottesbegriff allerdings ist auch die Begründung von Moral verknüpft.“

    Das Lieblingsspielzeug aller christlicher Gottesanbeter 😉 . Fehlt ein Gott, ist auch die Moral nicht anwesend. Inwieweit dies wohl zutrifft, hat sogar AFAIK Dawkins in seinem Gotteswahn-Buch aufgegriffen. Meiner Meinung nach ist Moralmit (einem) Gott in etwa so sehr verbunden, wie die Tütensuppe mit dem 5-Sterne Koch. Insbesondere seit der Blick über den Tellerrand ermöglicht wurde, und man wissenschaftlich die unterschiedlichsten Kulturen und ihre Entwicklung untersucht, hat dieses Argument wohl endgültig den festen Boden unter den Füßen verloren.

    „Nun meint Glauben weniger die Gewissheit darüber, dass die Welt in sechs Tagen erschaffen wurde; vielmehr sind Glaubensaussagen, so Bergold, immer auch Lebensorientierungen, die etwas „über den Stand des Menschen in der Welt“ sagen.“

    Dies bezeichne ich als extrem schwammig und undurchschaubar. Glaubensaussagen sollen Lebensorientierungen und „den Stand des Menschen in der Welt“ sein ? Bei der Orientierung kann ich noch folgen, aber wie kann „der Stand der Menschen in der Welt“ mit einem Glaubenskonstrukt erklärt werden ? Je Gläubiger, desto Standhafter ? Je offenherziger man im Namen des Glauben stirbt oder mordet, desto näher fühlt man sich der Welt verbunden ? Da blicke ich nicht mehr durch.

    „Gerade vor diesem Hintergrund nimmt das wachsende Glaubensloch inmitten unserer nach wie vor christlich geprägten Gesellschaft schon jetzt bedrohliche Ausmaße an.“

    Auch ich verspüre eine bedrohliche Kraft, wenn mir eine Gruppe von Bibelträger weismachen möchte, Jesus lebt und eine Erlösung sei nur mit ihm möglich 😉 . „Christlich“ sind wir ja auch nur deshalb, weil alles andere mit dem Tode bestraft wurde. In wiefern das Christentum dabei „bedroht“ wird, kann ich nicht sagen. Das aber „gottlose“ Menschen ziemlich glücklich ohne Gott sein können, sehe ich aber nicht als „Bedrohung“ an. Dieses Glaubensloch wird durch ganz normale menschliche Gefühle befüllt. Auf die hat ein Klerus aber bekanntlichermaßen keine besondere Macht mehr 😉 .

    Was die Neuropsychologie angeht, wird es an einer stelle ebenfalls ziemlich schwammig…„Das aber, so Hoppe, sei dann nur noch die Erfahrung eines Gottes als Gegenüber, als eine zweite Wirklichkeit. Gott aber ist nach seinen Worten nicht irgendwie verborgen, sondern das Erlebnis des Augenblicks, der unmittelbaren Gegenwart.“

    Und was ist nun „Gott“ ? Da werden Leute angebetet, heilig gesprochen und verehrt, die auch „ihre“ Weise einen Kontakt mit diesem Überwesen gehabt haben sollen, und andererseits werden nachvollziehbare Gottesgefühle als „anders“ oder gar „falsch“ tituliert. Ist dies ein Schutzreflex ? Ist dies eine Flucht vor einer möglichen Wahrheit ? Und in wie fern lassen sich „richtige“ Gotteserfahrungen von „falschen“ unterscheiden ? Durch „christlich korrekte“ Messung der Hirnströme am Schädellappen ?
    Viele Menschen beten zu Gott und glauben, von ihm eine Antwort zu erhalten. Sie glauben an einen Dialog mit diesem Wesen. Sie nehmen ihn als „Gegenüber“ wahr. Lagen sie falsch ? Wurden sie in die irre geführt ? Meiner Meinung nach ist das ganze immer noch ziemlich schwammig formuliert.

    Letztenendes wird der Artikel mit einigen Fragezeichen beendet: Fragen danach, was vom Abendland bleibt, wenn es nicht mehr christlich ist. Müssen dann neue Werte erfunden werden? Heißt Atheismus auch Amnesie? Und was ist der Mensch ohne metaphysische Beheimatung?“
    Das Abendland bleibt Abendland, genauso wie es gestern war und morgen sein wird. Die Werte ergeben sich aus das, was wir sehen und kennen. Wir benötigen keine „überirdische“ Wertvorgaben aus der Wüste, wir sind alt Genug um unsere Kultur und unseren Handlungen selbst zu bewerten. Atheismus ist auch keine Amnesie. Wer Atheist ist, bleibt weiterhin der nette Nachbar von nebenan. Er hat nur kein Kreuz hängen und liest die Bibel nicht viel anders als andere Bücher. Der/Die/Das „Gott“ wird weiterhin bekannt bleiben und nicht durch ein magischen Blitz vergessen werden. Und was der Mensch ohne einer „metaphysische Beheimatung“ sein kann, erklären eine Vielzahl von Alternativen, wie z.Bsp. der Humanismus. Er bleibt meiner Meinung weiterhin ein Mensch. Nur muss er sich gegenüber dem Menschen verantworten, nicht vor einem geisterhaften Supervater irgendwann am Judgement Day 😉 .

    Aus dieser Sicht war der Artikel meiner Meinung nach ziemlich nebulös… er verschwand in einer kleinen Dampfwolke irgendwo hin und hinterließ für mich keinen nennenswerten Beigeschmack.

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  11. “Du scheinst mal wieder nicht erkannt zu haben, für wen die ‘Freiheit’ bestimmt ist”

    Für alle.

    die freiheit hat niemand bestimmt. sie ist – ganz einfach – für alle. im ramen der wechselwirkungen der naturgesetze.
    dass sie ist, hat nichts damit zu tun dass nicht jeder sie geniessen darf oder kann. ob der mensch ansich überhaupt eine (entscheidungs)freiheit hat wird hierbei nicht betrachtet.

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  12. „Du scheinst mal wieder nicht erkannt zu haben, für wen die ‘Freiheit’ bestimmt ist“

    Für alle.

    „Kräfteverhältnis nicht erkannt, setzen sechs.“

    Wenn man sich das schön einredet, dann stimmt es auch.

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  13. @derautor
    Kräfteverhältnis nicht erkannt, setzen sechs.

    Die Kirche hat es heutezutage nicht mehr nötig, Ketzer zu verbrennen, der Pluralismus sorgt schon dafür, dass sich diese von alleine zerfleischen.

    „Weil wir uns im Zuge der französischen und amerikanischen Revolution diese Freiheit erkämpft haben.“

    ‚Wir‘??? Du scheinst mal wieder nicht erkannt zu haben, für wen die ‚Freiheit‘ bestimmt ist. *kopfschüttel*

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  14. axo.
    noch etwas zur deffinition „wahn“ ohne da gleich noch den ganzen „data-garbage“ der pathologie anzufügen.

    Wahnhaft ist jeder kognitive Akt, der einen unüberprüfbaren Sachverhalt zur unverrückbaren Tatsache erklärt.

    und komm mir bitte jetzt keiner mit dem uralten hirnfick, es wäre auch eine unüberprüfbare tatsache dass es gott nicht gibt.
    nieman kann oder muss etwas beweisen was es nicht gibt! ausser man ist halt wahnsinnig *fg* 😉

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  15. Das Neue an diesem Unglauben ist seine Radikalität: Ihm geht es nicht mehr um die Widerlegung des Glaubens; er kommt ganz ohne Argumente aus, sucht keine inhaltliche Auseinandersetzung. Er ist in gewisser Weise denunziatorisch, in zunehmend aggressivem Ton. Publikumswirksame Atheisten wie Richard Dawkins („Der Gotteswahn“) haben vornehmlich im Blick, alles Religiöse kurzerhand zu pathologisieren.

    wenn ich solch einen bullshit schon lese 😆

    welches radikal meint der denn, oder geht das aus seinem sprech/schreib schon hervor?
    soso, man will also denunzieren, ist aggresiv und sucht keine auseinandersetzung?
    ja mit was soll man sich denn auseinandersetzen – mit gespenstern und höheren wesen?
    hat der typ nen knall?
    bin ich jetzt aggressiv, oder sitz ich ganz gelassen hinter dem bildschirm?
    man denunziert also die religionswahnsinnigen da man sie anscheinend pathologisiert?
    hat er den spruch „der ganz normale wahnsinn“ noch nie gehört? das denke ich nicht!
    es ist auch in keinster form ein pathologischer wahn, denn dann wären rund ein, zwei, drei oder gar vier milliarden religiöse menschen (ka. ob die zahlen stimmen. wers weiss wirds wissen ;)) ein fall für die psychatrie!
    wie soll das gehen? soviele krankenhäuser, irrenanstalten und ärzte gibt es überhaupt garnicht. und selbst wenn. soll er mir doch bitte einen atheisten zeigen, der das wirklich wünscht – all die menschen einzusperren oder zumindest auf psychopharmaka zu setzen?

    der typ polemisiert und verlangt zugleich nach auseinandersetzung!? kann er ja machen. und. ist ja auch gut wenn er sich mal mit dem thema „ohne religion“ auseinandersetzt. aber lächerlich ist es trotzdem und ob man den mann überhaupt nicht erst nimmt, das hat er vielleicht selbst zu verantworten.

    wie schon gesagt. bullshit……

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  16. @derautor

    === schnipp ===
    Täusch dich nicht. Hätten die Kirchen keine Angst vor uns, würden sie keine wütenden Polemiken über uns veröffentlichen. Sie würden uns gar nicht erwähnen.
    === schnapp ===

    bist Du sicher, dass Du erwähnt wirst?

    BTW, wer ist im Kontext mit Deiner Person eigentlich ‚uns‘? Brights sind es ja wohl nicht.

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  17. @Robert:
    „Frage dich mal, wieso du deine Überzeugung überhaupt radikal vertreten kannst.“

    Weil wir uns im Zuge der französischen und amerikanischen Revolution diese Freiheit erkämpft haben.

    Täusch dich nicht. Hätten die Kirchen keine Angst vor uns, würden sie keine wütenden Polemiken über uns veröffentlichen. Sie würden uns gar nicht erwähnen.

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  18. Man sollte sich hier vielleicht mal zusammensetzen und Begriffe klären, bevor man das Diskutieren anfängt. Ich fürchte, hier GLAUBEN alle irgendwas wild durcheinander, aber jeder behauptet von sich selbst, er würde garnicht glauben.

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  19. @Andreas A.
    Deine Analyse geht schon in die richtige Richtung, nur fehlt ein wichtiger Teil, nämlich wem es nützt, wenn die Religion gestärkt wird.

    Da brauch man sich nur fragen, wem Kriege im Grunde nützen und man hat die Antwort. Auch aus diesem Grunde ist ein Irrglaube, wenn man glaubt, man kann das eine bekämpfen ohne das andere.

    @derautor
    Irgendwie willst du es nicht verstehen. Frage dich mal, wieso du deine Überzeugung überhaupt radikal vertreten kannst. Die Kirche hat vor einem Haufen radikaler Atheisten überhaupt keine Angst, denn sie sitzt fest im Sattel. Eher nützt es ihnen, wenn sie mit den Finger zeigen können.

    @Agnostiker
    Mir fehlen einfach die Worte, denn es offenbart sich ein mehr als merkwürdiges Begriffsverständnis. Analogisch müsste folgender Sachverhalt, wie folgt lauten:
    Eine Schwangere ist schwanger mit einem Kind.
    Eine Nichtschwangere ist schwanger mit keinem Kind.

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  20. Hmm, mal sehen, Theisten glauben an Gott (oder Götter).
    Wenn Atheisten das Gegenteil glauben, dann glauben sie also an das Gegenteil von Gott. Hmm.
    Was ist das Gegenteil von Gott? So eine Art Anti-Gott?
    Hat der eine Anti-Erde erschaffen?

    Ich muss zugeben, diese Vorstellung ist mir neu. Ich dachte bisher immer Atheisten glauben einfach nicht.

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  21. Natürlich glauben Atheisten, und zwar an das Gegenteil dessen woran Theisten glauben.

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  22. „2025 werden in Deutschland die Nicht-Gläubigen in der Mehrheit sein“

    Diese Aussage macht mir wirklich Angst!
    Angst vor der Reaktion und der daraus folgenden Handlungen der Gläubigen.
    Warum?
    Schauen wir uns an, in welchen Situationen die Religion(en) einen besonders großen Zulauf haben:

    1.In Zeiten in denen die persönliche Religion angegriffen wird.
    2.In Situationen in denen es den Menschen schlecht geht (Krieg, Hungsersnot etc.)

    Die Situation Nr. 1 hatten wir seit dem 11. September und vor allem nach den Mohammed Karikaturen. Es wird schon vielen entfallen sein, aber der Papst hat sich, nachdem die ersten Toten zu beklagen waren, klar geäußert! Er hat mehr Respekt vor und für die Religionen gefordert! Kein Wort über die Menschen die ihr Leben lassen mussten, keine Worte über Menschenrechte und Pressefreiheit, nein, endlich kann die eigene Position mit Hilfe dieser „Katastrophe“ gestärkt werden.

    Nun zur Situation Nr. 2:

    Lassen wir eine Gruppe von Menschen einen schlimme Situation (Krieg etc.) kommen. Ich schätze mal 90% werden in akuten Fällen das Beten beginnen und Gelübde ablegen wie sie ihren Gott belohnen, wenn sie überleben.
    Aus dieser ausweglosen Krise kommen dann z.B. 20% lebend heraus. Die religiösen Überlebenden werden bis an ihr Lebensende Gott loben, dass sie errettet wurden und dieses „Wissen“ verbreiten. Das Gott auch für 80% der Toten verantwortlich ist wird dabei gerne vergessen.
    Die Folge ist allen Religionen bekannt. Um mehr Einfluss zu bekommen muss es den Menschen schlecht gehen, zur Not muss diese Notsituation herbeigeführt werden! Die Überlebenden werden endlich wieder den Wert der Religion erkennen!

    Gibt es eine echt Lösung aus diesem Dilemma?

    Ein kleiner Ansatz wäre ethische und humanistische Bildung in der Schule und zwar anstatt Religionsunterricht!
    Dann müsste man u.U. keine Angst vor Zukunft haben.

    Gruß

    Andreas A.

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  23. Lass dich doch nicht von solch billiger Polemik verarschen.

    Ansonsten ist der Artikel reinste Propaganda, denn es wird die Behauptung aufgestellt, dass Religion für die zwischenmenschlichen Beziehungen erforderlich ist. Dies ist natürlich Quatsch. Religion dient nur zum Aufrechterhalten perfider Machtstrukturen.

    Beispiel:
    yerainbow: „Religion, […] soll innenpolitisch auf Reihe bringen, außenpolitisch abgrenzen.“

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  24. PS, worüber ich nämlich mit Religiösen rede, sind die Strukturen. Und da habe ich einige Kritikpunkte, an denen sie mir nicht widersprechen können.

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  25. Hm, auf mich trifft dieser Atheisten-Witz nicht zu, denn ich rede eben nicht dauernd über Gott. für mich ist der irrelevant.

    Ich habe es life erlebt, als ich meine Kinder aus dem Reli-Unterricht genommen habe (da wir keiner der üblcihen Glaubensrichtungen angehören). Da wurde ein kath Priester bestellt, der mich im elternabend „knacken“ sollte.
    Und der Mann fing an mit „aber die Kinder brauchen doch Werte und Moral…“, da bin ich schon richtig sauer geworden.

    Ich als Nicht-religiöser habe folglich weder Werte noch Moral?

    Neben der Dummheit nervt mich Herablassung ganz besonders.

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