Papst Franziskus hat kulturelle Sensibilität bei der Verkündigung des Evangeliums beschworen. In den Entscheidungen des Vatikans spiegelt die sich aber nicht wider. Björn Odendahl meint: Das muss sich ändern!
Björn Odendahl | katholisch.de
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Die römisch-katholische Kirche ist eine Weltkirche. Für sich genommen, klingt der Satz erst einmal neutral. Er ist eine schlichte Feststellung. Doch meist kommt dieser Satz nicht allein, sondern dient als Munition in kirchenpolitischen Abwehrgefechten: Weil wir eine Weltkirche sind, können wir nicht einfach in Deutschland homosexuelle Paare segnen, es in Norwegen aber sein lassen. Weil wir eine Weltkirche sind, können wir nicht im Amazonasgebiet oder in Australien „viri probati“ einfach zu Priestern weihen und in Italien darauf verzichten.
Weltkirche wird in dieser Argumentation nicht als eine sich auch gegenseitig befruchtende Vielfalt von Kulturen gesehen, die die Kirche als Ganzes bereichert, sondern als etwas Defizitäres, das deshalb unter römischem Zentralismus in ein uniformes Korsett gezwängt werden muss. Kulturelle Eigenheiten werden so jedoch nicht gefördert und in die römisch-katholische Kirche integriert, sondern ausgeschlossen – und mit ihr gleich die Menschen, die die Kulturen mit Leben füllen.