„Der neue Antisemitismus“ mit Essays von Jean Améry: Lebenslänglich im Exil


Jörg Aufenanger | Frankfurter Rundschau

Jean Améry, ca. 1975. ©epd-bild / akg-images / Binde

Im Klett-Cotta Verlag ist gerade unter dem Titel „Der neue Antisemitismus“ ein Band mit sieben Essays von Jean Améry erschienen, die er zwischen 1969 und 1978 zu der Frage des Judentums und des Judeseins verfasst hat. Hat man sie gelesen, so scheinen sie wie für den heutigen Tag verfasst, vermerkt Irene Heidelberger-Leonhard in ihrem Vorwort zu dem Band. In der Tat wirken sie so, als wären sie ein Kommentar zu den neuen antijudaischen und antisemitischen Äußerungen einerseits und zu den Bekenntnissen, die Existenz des Staates Israels bedingungslos verteidigen zu wollen andererseits.

Geboren ist Jean Améry 1912 in Wien als Hans Mayer in einer jüdischen Familie, wuchs indes in einem katholischen Umfeld auf, verbrachte nach dem frühen Tod des Vaters seine Jugend in der Donaustadt, war im Buchhandel tätig und lebte im Umkreis von Wiener Literaten und Philosophen. Im Alter von 22 Jahren verfasste er einen Roman mit dem Titel „Die Schiffbrüchigen“, der erst 30 Jahre nach seinem Tod veröffentlicht werden sollte.

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