Bayrische Evangelikale


Innenminister Günter Beckstein predigt in Aufkirchen. In einer Kirche zu sprechen ist für ihn noch immer etwas Besonderes. Im Fürstenfeldbrucker Tagblatt lesen wir mit Entsetzen, dass Herr Günter Beckstein, seines Zeichens Innenminister des Landes Bayern, und wahrscheinlicher Erbe von E. Stoiber, die Trennung von Staat und Kirche ablehnt.

Staat und Kirche gehören zusammen, es gibt kein Gegen- und auch kein Nebeneinander. Zu diesem Schluss kam der bayerische Innenminister Günter Beckstein, als er in seiner Funktion als Mitglied der evangelischen Landessynode gestern vor über 100 begeisterten Gläubigen in der St.-Georgs-Kirche zum Thema „Kirche und Staat, Christ und Politik“ predigte.

»Die zehn Gebote sind der Kompass für die Gestaltung der Gesellschaft. „In ihnen finden wir die Wurzel unseres Sozialstaates, der so ganz anders ist, als im angloamerikanischen Bereich“, sagte der Innenminister. Die Werte würden es auch ermöglichen, dass er als Protestant am Sonntag in einer katholischen Kirche sprechen könne. Diese Werte seien zeitlos gültig und böten auch Nichtchristen einen Rahmen. Beckstein: „Wenn die Menschen sich mehr an die zehn Gebote halten würden, bräuchten wir viele Gesetze nicht

Die Wurzeln des Sozialstaates finden wir eben nicht in den 10 Geboten, sie sind Ausdruck der Aufklärung und der Auseinandersetzungen vergangener Jahrzehnte. Beckstein biegt sich seine Geschichte bibelkonform. Politik und Religion eine gefährliche Mischung, es ist Vorsicht geboten.

Beckstein hielt seine Suada am 01.07.2007.

19 Comments

  1. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was dein Nächster hat:

    Nach damaliger Auffassung umfasst das Sonstige auch die Sklaven.

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  2. Es wäre ja zunächst die Frage, ob die Trennung von Staat und Kirche ein unabänderliches Merkmal der Verfassung ist – nur dann wäre es eine Frage des Verfassungsschutzes.

    Die Äußerung ist zudem diffus, enthält keine konkrete Aussage.

    Zudem gibt es keine Trennung, sondern eine Verpflechtung von Staat und Kirche. Die Verfassungsmäßigkeit ist da eher ein Randproblem.

    Ich vermute, dass die Beiträge insofern aber auch nicht ganz ersnt gemeint waren :o)

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  3. Ist doch nichts neues, dass Beckstein sich als Verfassungsfeind gebärdet, indem er die grundgesetzliche Trennung von Staat und Kirche verneint. Sollen wir Schäuble mal anrufen und fragen, ob wir Becki zur Sicherheit vor religiösen Fanatismus nun einstweilig erschießen dürfen? 😆

    Gruß

    Alex

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  4. ja, die 10 gebote… es heißt im übrigen

    morde nicht! (לא תרצח/lo tirzach) und bezieht sich lediglich auf willkürliches morden, nicht auf krieg oder todesstrafe.
    buhle/ehebreche nicht! (לא תנאף/lo tinaf) – also eher von wegen nicht in die beziehungen anderer einmischen.

    stehle nicht! (לא תגנוב/lo tignov) – was wohl in der bedeutung stand, dass besitzlose in die sklaverei gehen mussten, man also die freiheit seiner nachbarn nicht gefährden soll.

    das „begehren“ ist eher auf besitzen wollen gemünzt: לא תחמוד/lo tachmod.. allerdings wird das wort auch im zusammenhang mit lust, anmut in verbindung gebracht.

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  5. Die Frage ist doch, soll man das nicht als Besitz begehren oder sexuell, wenn letzteres gemeint ist, habe ich ein Problem mit dem Esel. 🙂

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  6. Weib, Knecht, Magd, Rind, Esel – irgendwie frag‘ ich mich gerade nach welchen Kriterium das sortiert ist.

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  7. Was ist ein Evangelikaler? Das ist u.a. jemand, der die Bibel strikt auslegt, z.B. die 10 Gebote zum Maßstab seines Handelns macht. Insofern braucht sich Beckstein auch nicht um die USA u.a. zu kümmern, er ist keinen Deut besser.

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  8. Ist die Überschrift nicht etwas irreführend?
    So sehr ich Beckstein ablehne, aber ein Evanglikaler ist er meines Wissens nicht…

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  9. Klar die bibel und Moral. Gen 19: ( die Sodom und Gomorrha Geschichte)

    Die wolllüsternde Meute sammelt sich vor Lots Haus in dem er gerade Engel beherbergt, die Meute möchte die Gäste vergewaltigen, aber Lot bietet ihnen stattdessen seine jungfäulichen Töchter an.

    zu gerne hääte ich mit Beckstein diskutiert:

    Hr. B. wenn sie meinen die Bibel sein eine gute Quelle für Moral, was ist mit Gen 19?

    ja äh, das ist AT und zählt nicht, außerdem muss man interpretieren

    Aber Hr.B., Jesus selbst sagte er kam um das Gesetz zu erfüllen, außerdem würde jeder was anderes in die Bibel interpretieren und so auch grausamne Verbrechen rechtfertigen ( Judenhass, Bombenanschläge).
    Würde die Bibel nicht dann auch ihren Status verlieren, wenn jeder für sich selbst ausmachen darf was er aus der Bibel wie interpretiert? Wäre es dann nicht besser seine Moralvorstellungen nicht lieber auf die moderne Philosophie der Aufklärung oder MSSs Buch zu gründen als auf 2000 Jahre alte Literatur?

    ähäh Sicherheit, der Typ will Amoklaufen!!!

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  10. no idea, Richtigstellungen von Beckstein gab es keine, so dass anzunehmen ist, dass er korrekt inhaltlich wiedergegeben wurde, in einer sehr naiven Art und Weise.

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  11. Danke für die Link-Reparatur!

    „Staat und Kirche gehören zusammen, es gibt kein Gegen- und auch kein Nebeneinander. Zu diesem Schluss kam der bayerische Innenminister Günter Beckstein …“

    Wird hier wirklich Becksteins /Wortlaut/ indirekt zitiert?

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  12. reichen seine aussagen um ihn vom BVerfSch. hops nehmen zu lassen? Ich meine, wennn er die Trennung ovn Staat und Kirche ablehnt, stellt er sich gegen die Verfassung.

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  13. Damit man es an dieser Stelle direkt vor Augen hat, hier die Originalverse aus der Bibel (Entnommen aus Wikipedia):
    ——schnipp—–
    Exodus 20,2-17

    2 Ich bin der Herr dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe.
    3 Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.
    4 Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist:
    5 Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen,
    6 aber Barmherzigkeit erweist an vielen Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten.
    7 Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.
    8 Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligst.
    9 Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun.
    10 Aber am siebenten Tage ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt.
    11 Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und ruhte am siebenten Tage. Darum segnete der Herr den Sabbattag und heiligte ihn.
    12 Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass du lange lebst in dem Lande, das dir der Herr, dein Gott, geben wird.
    13 Du sollst nicht töten.
    14 Du sollst nicht ehebrechen.
    15 Du sollst nicht stehlen.
    16 Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.
    17 Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was dein Nächster hat.

    Dieses Zitat aus dem 2. Buch Mose folgt der revidierten Lutherbibel von 1984. Die angegebene Verseinteilung ist nicht mit der Gebotseinteilung identisch.
    ——schnipp—–
    Bitte behutsam lesen! Man achte besonders auf das Frauenbild in Vers 17, den rachsüchtigen Charakter Gottes in Vers 5 und 7 und generell auf die Relevanz dieser Verse für die heutige Zeit.

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  14. Der Link zum Fürstenfeldbrucker Tagblatt funktioniert nicht.
    Lässt sich das korrigieren?

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  15. „Die zehn Gebote sind der Kompass für die Gestaltung der Gesellschaft. „In ihnen finden wir die Wurzel unseres Sozialstaates, der so ganz anders ist, als im angloamerikanischen Bereich“
    Ja, wie war das doch gleich? Man soll nicht den Sklaven seines Nächsten begeheren?

    Gerade die 10 Gebote sind eine derart krude und wirre Vermengung geradezu notwendiger normativer Bestandteile (Niemand darf einen Menschen töten) und völlig überflüssiger Dinge (Du sollst keine anderen Götter haben), dass man die Unvollständigkeit der 10 Gebote fast schon ansich als bösartig bezeichnen müsste:

    Immerhin ist nichts darin nichts entsprechendes enthalten, dass z. B. Raub, Vergewaltigung, Körperverletzung, Sklaverei, Freiheitsberaubung und vieles mehr gebieten würde: Das egoistische Gottesgebot ist da anscheinend wichtiger.

    Überhaupt führt doch die sachfremde Vermengung der Erkenntnisebene (gibt es einen Gott?) und der Moralvorstellungen zur zwanghaften Normen, die heute kein Mensch mehr befolgen kann und dank unserer Strafgesetze auch nicht mehr befolgen darf – Gott sei dank!

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