Ist das Wetter zufällig oder von Gott gemacht?


Allegorie zur Evolutionskritik:

von

Entsteht unser Wetter zufällig, oder kommt es von Gott?

In: Hemminger, H. (2007) Mit der Bibel gegen die Evolution, S. 68-70. EZW-Text 195, Berlin.

Die wissenschaftliche Meteorologie steht, so wird gesagt, im Widerspruch zur Bibel. Sie behauptet, das Wetter entstünde nur durch Naturvorgange wie die Bewegung großer Luftmassen, Luftdruckunterschiede, Temperaturunterschiede und so weiter. In der Bibel wird aber klipp und klar festgestellt, dass Gott das Wetter macht, zum Beispiel Joel 3,23: „Er schickt euch den Regen, Spätregen und Frühregen …“ und viele parallele Stellen. In der Meteorologie werde das Handeln Gottes im Wetter aus ideologischer Voreingenommenheit heraus aber ignoriert. Der Grund sei nicht wissenschaftliche Erkenntnis, sondern der Atheismus der Meteorologen. Die göttliche Vorsehung werde prinzipiell aus den Theorien entfernt, ohne nachzuprüfen, ob sich das Wetter nicht mit ihr besser erklären ließe. Tatsächlich lässt sich nachweisen, dass Bittgottesdienste um Regen, oder um eine gute Ernte, im selben Maß aus den Kirchen verschwunden seien wie die atheistische Meteorologie an Einfluss gewann. Deshalb sei sie eigentlich keine Naturwissenschaft, sondern eine atheistische Wetterlehre, die nicht im Stande sei, das Wetter wirklich zu erklären. Dafür könne man zahllose Belege aus der wissenschaftlichen Literatur anführen. Die atheistische Wetterlehre habe große Lücken, die von den Wissenschaftlern selbst eingeräumt wurden.

Wenn man dagegen die Bibel ernst nimmt, ließe sich das Wettergeschehen ebenso gut oder besser erklären, indem man die segnende und strafende Absicht Gottes mitberücksichtigt. Von daher sei, so wird gesagt, der atheistischen Wetterlehre eine providenzielle, kanonische Wetterlehre auf biblischer Grundlage gegenüberzustellen, abgekürzt PKW. Faktoren wie Luftdruck und Temperatur spielten in ihr durchaus eine Rolle, aber dazu komme das providenzielle Handeln Gottes, das die Bibel bezeugt. Die Literatur der PKW ist denn auch voll von Beispielen für Wetterereignisse, die sich – so heißt es – nur dann erklären lassen, wenn man eine göttliche Absicht unterstellt. Statistisch gesehen sei es zum Beispiel extrem unwahrscheinlich, dass ein Sturm wenige Dächer beschädigt und viele andere unbeschädigt lasst. Ebenso unwahrscheinlich sei es, dass ein Mensch vom Blitz getroffen werde, während tausende Andere, wenn nicht Millionen, verschont blieben. Ein derart unwahrscheinliches Ereignis mit blindem Zufallen zu erklären, sei unmöglich und lasse sich nur als ideologische Verblendung verstehen. Die theologischen Gründe für die PKW seien ebenso einleuchtend. Wenn man die Zusagen Gottes hinsichtlich des Wetters in der Heiligen Schrift nicht ernst nimmt, wie soll man dann die Heilszusagen Gottes ernst nehmen? Die Autorität der Schrift, so wird gesagt, sei unteilbar, und die Zusagen Gottes seien nicht der naturwissenschaftlichen Nachprüfung unterworfen.

Allerdings sind einige Kritiker der atheistischen Meteorologie an diesem Punkt vorsichtiger als andere. Sie vertreten nur eine providenzielle, nicht aber eine kanonische Wetterlehre – abgekürzt PW. Die PW-Forschung könne nämlich nicht beweisen, dass der Gott der Bibel im Wetter handle. Sie könne nur beweisen, dass sich das Wettergeschehen nicht mit deterministischen Prozessen allein erklären lasse. Es sei unreduzierbar komplex und müsse deshalb auf eine Absicht zurückgehen und ein Ziel haben, wenn man auch nicht wissenschaftlich sagen könne, woher Absicht und Ziel kamen. Fast alle Wetterereignisse seien nämlich kontingent, da sie auch ganz anders hätten sein können. Ebenso seien sie komplex, da jedes Wettergeschehen, über eine gewisse Zeit und einen gewissen Raum betrachtet, völlig einmalig sei. Und unstreitig habe das Wetter in vielen Fallen eine spezifische Funktion, für die Natur ebenso wie für das menschliche Leben. Als der junge Martin Luther in freiem Feld von einem Gewitter überrascht wurde, änderte dieses Wetterereignis sein ganzes Leben. Er gab das Studium des Rechts auf und wurde Mönch. In einem solchen Fall, so sagt die PW, ist eine Absicht oder Planung logisch notwendig, um das Wetterereignis zu erklären. Ebenso sei die göttliche Vorsehung daran ablesbar, dass die Natur spezifisch auf Wetter reagiert. Die Samenstande vieler Pflanzen öffnen sich nur, wenn das Wetter sonnig und warm ist, sodass der Wind ihre Flugsamen verbreitet. Eine solche Spezifizierung ist, so wird gesagt, nur durch intelligente Planung möglich. Im Wettergeschehen könne man ständig Ereignisse nachweisen, die derart spezifiziert seien. Determinierte Prozesse des Klimas konnten aber nicht auf spezifische Wirkungen angelegt sein. Daher wisse man, dass mindestens derart spezifiziertes Wetter auf eine intelligente Planung zurückgehen müsse. Also sei es wichtig, an den Schulen und Hochschulen neben der herkömmlichen Wetterlehre PW zu unterrichten, um den Lernenden eine eigene Entscheidung zu ermöglichen…

Ist das Beispiel absurd? Die skizzierten Positionen, die natürlich fiktiv sind, entsprechen bis in die Details der Begründung hinein denen, die von Kreationisten und Vertretern eines intelligenten Designs vorgetragen werden. Natürlich ist die Frage nach der Entstehung und Geschichte der Welt und des Lebens von viel größerem Gewicht als die Frage nach der Entstehung des Wetters. Aber das ist der einzige bedeutsame Unterschied. Man hat deshalb das ungute Gefühl, ein Unternehmen „biblische Meteorologie“ wäre nicht chancenlos, wurde es in unseren Kirchen und Gemeinden mit dem nötigen Fanatismus in Gang gesetzt. Wollen wir hoffen und dafür arbeiten, dass dem nicht so ist.

14 Comments

  1. Hallo,
    ich möchte hier noch ein paar wissenschaftliche Fakten beisteuern:
    Es ist nicht Gott der das Wetter macht sondern der Heilige Petrus. Und der macht Regenwetter nur dann, wenn die Kinder ihren Teller nicht leergegessen haben. Diese eindeutigen Fakten wurden bei obigem Beitrag leider nicht berücksichtigt, ich hoffe mit dieser Richtigstellung etwas zur Erhellung dieses Themas beigetragen zu haben… 🙂

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  2. Ich habe bis zum letzten Absatz keine Sekunde daran gezweifelt, dass dieser Text authentisch ist. Würde man ihn ohne besagten Absatz an anderer Stelle veröffentlichen, ginge es vielen, auch Christen, wohl genauso.
    Trotz ungeeigneter Analogie mE ein sehr guter Text, der die irrationalen Forderungen und Argumentationen der Kreationisten als solche entlarvt.

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  3. Es stimmt zwar das die Analogie an einigen wenigen stellen hinkt, allerdings ist sie geeignet genug um ein paar ID-Anhänger RICHTIG zu ärgern.
    Insbesondere ist diese Analogie für (Podiums-) Disskussionen geeignet.
    Danke an den Verfasser….

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  4. Die Analogie wäre hübsch zu gebrauchen, wenn sie nicht an einer entscheidenden Stelle scheiterte.

    Das Wettergeschehen mag diverse Folgen haben, aber man kann keinem Wetterereignis eine spezifische Funktion zuordnen. Beispiel: Es treten nicht bloß Regenmengen auf, die exakt zur Deckung des Trinkwasserbedarfs oder exakt zum Ersaufenlassen ganzer Landstriche gereichen, sondern wir finden alle möglichen — weder als zusätzliche Belohnung noch zur Bestrafung geeigneten — Zwischenmengen. Singuläre Ereignisse wie die Luther-Erweckung sind keine Funktionen. Daher stellt sich also in der Meteorologie keine Frage, die analog wäre zu der Frage nach Ursachen für die Anpassung von Lebewesen an ihre Umwelt (warum haben Fische Flossen und Säugetiere Beine, warum leben „Beinflosser“ ausgerechnet am Strand und „Flossenbeiner“ am Meeresboden?).

    Tja, schade, aber so leicht kommt man den IDlern denn doch nicht bei…

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  5. “Ebenso unwahrscheinlich sei es, dass ein Mensch vom Blitz getroffen werde, während tausende Andere, wenn nicht Millionen, verschont blieben. Ein derart unwahrscheinliches Ereignis mit blindem Zufallen zu erklären, sei unmöglich und lasse sich nur als ideologische Verblendung verstehen.”

    Wenn also jemand im Lotto gewinnt war es wohl auch göttliche Vorhersehung vom Designer so eingefädelt.

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  6. Letztes Jahr hat ein ganzer Senat, eines Bundesstaates der USA fuer Regen gebetet. Mir ist nicht bekannt ob es was genuetzt haette.
    Und wenn Gott das Wetter macht, warum haben dann Gotteshaeuser Blitzableiter? :mrgreen:

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  7. Also, als Segler muss ich sagen das die Wettervorhersagen der Meterologen zum großen Teil zutreffend sind (vor allem bei Beachtung der Wahrscheinlichkeit, die im Wetterbericht normalerweise nicht erwähnt werden -> Chaotisches System). Im Gegensatz dazu hat flehen nach Wind relativ wenig bewirkt.

    „Ebenso unwahrscheinlich sei es, dass ein Mensch vom Blitz getroffen werde, während tausende Andere, wenn nicht Millionen, verschont blieben. Ein derart unwahrscheinliches Ereignis mit blindem Zufallen zu erklären, sei unmöglich und lasse sich nur als ideologische Verblendung verstehen.“

    Kann mir das mal einer Erklären? Wenn 1000 oder gar Millionen vom Blitz getroffen würden und einer stehen bleibt wäre es ein unwahscheinliches Ereignis, oder?

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  8. Der Titel erinnert mich an den jüngst verstorbenen Jerry Falwell (gut für Jerry, dass es seinen Gott womöglich nicht gibt) und seine Aussage über Hurrikane Kathrina, von wegen die Liberalen, Homos und Einwanderer, allgemein die „Dekadenz“ in New Orleans, sein schuld an der Katastrophe.

    Das Wetter selbst basiert auf Thermodynamik. Das mag man als Deterministisches Chaos bezeichnen können, übernatürlich ist daran mE nichts.

    Ich stell mir gerade mal die Wettervorhersage in 20 JAhren in dem Christlichen Staaten Amerikas vor.

    „Guten Abend, wie das Wetter für morgen wird wissen wir nicht, aber es wird rund um die Uhr von Meteorologen inm ganzen Land für Sonnenschein gebetet. Die Satelliten zeigen massive Wolkenbänder an, die sich aber auflösen sobald die Gebete erhöhrt werden. Sollte dies nicht geschehen, so sollten sie sich fragen wie gläubig sie sind. Vllt. hat sich ein Ungläubiger in ihrer Nähe eingeschlichen. Wenden sie sich in dringenden Fällen an ihren Priester oder FBI-Inquisitor (Federal Bureau of Inqusition) ihres Vertrauens. Damit zurück zu Lück und dem Sport.“

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  9. Nudelauflauf? Das ist doch Blasphemie!!!! Hier in Wien rennt ein Mann durch die Gegend, mit der Bibel in der Hand, und erzählt ständig solche Märchen. Den trifft man genausogut an der Uni wie auch in der UBahn oder im Starbucks. Und der Text könnte 1:1 einer der seinen sein… Traurig. Vor allem wenn man sich ständig vor Augen halten muss dass Ignoranz mit Ignoranz begründet wird…

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  10. Ich hoffe, es ist hinreichend deutlich geworden, dass hier ein liberaler Christ die Haltung von Bibel-Fundis persifliert.

    Im FGH wurde der Text auch schon kontrovers diskutiert, besonders die letzte Passage ist problematisch, denn der Autor unterstellt seinen theologischen Gegnern Haltungen, die sehr problematisch sind.

    freigeisterhaus.de/viewtopic.php?p=912770#912770

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  11. „In der Meteorologie werde das Handeln Gottes im Wetter aus ideologischer Voreingenommenheit heraus aber ignoriert. Der Grund sei nicht wissenschaftliche Erkenntnis, sondern der Atheismus der Meteorologen.“
    Man ist zwar mittlerweile so einiges aus den frömmelnden Kreisen gewohnt, aber hier hab ich das erste Mal richtig mit den Augen gerollt. Natürlich ist immer der Andere der verblendete Ideologe, auch wenn ich Thesen aufstellen, die man weder verifizieren noch falsifizieren kann. Je weniger Argumente man hervorbringen kann, desto öfter betont man die ideologische Verblendung und/oder den atheistisch-fundamentalistischen Charakter.

    Das erinnert mich an eine Diskussion auf welt.de über die Papst-Rede. Einer der hauptamtlichen Papstbejubler meinte, kaum ein anderer Geisteswissenschaftler könne mit so einem „gedanklichen Tiefgang“ mithalten. Mein erster Gedanke war, dass derjenige das wohl auch geschrieben hätte, wenn B16 bloß ein Rezept für Nudelauflauf vorgelesen hätte.

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