Ärger um ein kleines Ferkel


BONN. (hpd) Bundesfamilienministerium will religionskritisches Kinderbuch indizieren.

Im Oktober 2007 kam das satirische Kinder- und Erwachsenenbuch „Wo bitte geht’s zu Gott? fragte das kleine Ferkel“ von Michael Schmidt-Salomon und Helge Nyncke auf den Markt und fand sehr bald eine große Fangemeinde. Auch Pädagogen und Psychologen waren von der frechen, kleinen Geschichte („Dawkins for Kids“) angetan. So urteilte der renommierte Kinder- und Jugendpsychiater Prof. Dr. Peter Riedesser, Direktor der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, das Buch sei „als Gegengift zu religiöser Indoktrination von Kindern pädagogisch besonders wertvoll“. Ursula von der Leyens Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sieht die Sache jedoch völlig anders: Das Ministerium beantragte die Indizierung des Kinderbuchs als jugendgefährdende Schrift. Nach Angaben der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien wird die mündliche Verhandlung Anfang März stattfinden. Der Verlag und die Autoren wehren sich entschieden gegen die Vorwürfe des Ministeriums und sprechen von politischer Zensur: Der Indizierungsantrag sei ein durchsichtiger Versuch, Religionskritik aus den Kinderstuben zu verbannen. Man werde diesen „Anschlag auf die Meinungsfreiheit“ nicht hinnehmen, heißt es. Folgt auf den Karikaturenstreit nun ein Kinderbuchstreit?

Die Argumentation des Ministeriums

Im ministerialen Indizierungsantrag wird behauptet, das Buch sei „geeignet, die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen oder ihre Erziehung zu einer (sic!) eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zu gefährden“. Jugendgefährdend seien Medien, „wenn sie unsittlich sind, verrohend wirken, zu Gewalttätigkeit, Verbrechen oder Rassenhass anreizen“. Dass ausgerechnet die niedlich illustrierte Geschichte vom kleinen Ferkel zu solcher „Verrohung“ beitragen könne, wird damit begründet, dass in dem Buch „die drei großen Weltreligionen Christentum, Islam und das Judentum verächtlich gemacht“ und „die Besonderheiten jeder Religion (…) der Lächerlichkeit preisgegeben“ würden. Nach Ansicht des Ministeriums werde dabei insbesondere das Judentum auf diffamierende Weise angegriffen, so dass „Text und Abbildung mithin antisemitische Tendenzen“ aufweise.

„Mit dem Antisemitismusvorwurf an der falschen Adresse!“

Autor Schmidt-Salomon, der aufgrund seines jüdisch klingenden Namens selbst seit Jahren Zielscheibe antisemitischer Propaganda ist, findet diese Behauptung „ungeheuerlich“: „Dieser Antisemitismusvorwurf ist nichts weiter als ein fadenscheiniger Vorwand, um Religionskritik aus den Kinderstuben zu verbannen! Offensichtlich hat es einige Leute irritiert, dass sich das Ferkelbuch in der Weihnachtszeit besser verkaufte als die traditionelle, apologetisch-religiöse Kinderliteratur. Also hat man nach einer Möglichkeit gesucht, um dem einen Riegel vorzuschieben. Doch mit dem Antisemitismusvorwurf spaßt man nicht! Und bei mir, der ich als humanistischer Philosoph ganz wesentlich durch säkulare Juden wie Freud, Einstein, Marx oder Erich Fromm geprägt bin, sind die Damen und Herren des Ministeriums nun wirklich an der falschen Adresse gelandet!“Schmidt-Salomon, dessen „Manifest des evolutionären Humanismus“ zu den meistverkauften dezidiert humanistischen Büchern der letzten Jahre zählt, war noch vor wenigen Monaten in iranischen Medien als „zionistischer Agent Israels“ bezeichnet worden, da er als Vorstandssprecher der Giordano Bruno Stiftung die PR-Kampagne „Wir haben abgeschworen!“ des „Zentralrats der Ex-Muslime“ geleitet hatte. „Insofern bedeutet der Antisemitismusvorwurf eine interessante Erweiterung meines Portfolios!“, scherzt der Philosoph bitter. „So viele antisemitische jüdische Agenten dürfte es ja nicht geben…“

Was ihn am Indizierungsantrag des Familienministeriums besonders stört, ist „das darin zum Ausdruck kommende, undifferenzierte Bild des Judentums“. Offenbar wisse man im Ministerium nicht, „dass die allermeisten Juden progressiv, wenn nicht gar säkular, denken und sich in einer Schärfe, die das Familienministerium arg erschrecken würde, von jenen ultraorthodoxen Wirrköpfen distanzieren, die meinen, das Alte Testament bzw. die Thora wörtlich nehmen zu müssen“. Nur dieses orthodox-religiöse Judentum werde „mit guten Gründen“ in dem Buch kritisiert, nicht „die“ Juden schlechthin. Auch greife das Buch nicht „die“ Religionen an, sondern nur jene Formen, die nicht durch die Schule der Aufklärung gegangen seien.

„Schwere Wahrnehmungsstörungen“

Die Argumentation des Ministeriums sei über weite Strecken derart grotesk, dass er am Anfang gedacht habe, es handle sich um einen „dummen Scherz“, erklärt Schmidt-Salomon: „So wird uns vom Ministerium doch allen Ernstes vorgeworfen, dass während der Sintflut Omas, Babys und Meerschweinchen ertrinken! Ja, um alles in der Welt, haben diese Leute denn noch nie die Bibel gelesen?! Wenn dies ein Grund sein sollte, um ein Buch zu verbieten, so müsste man doch zuerst einmal die Bibel auf den Index der jugendgefährdenden Schriften stellen! Unser Buch hebt diese biblischen Ungeheuerlichkeiten doch auf humorvolle Weise auf! Es sagt den Kindern augenzwinkernd: Nur keine Sorge, ihr braucht wirklich keine Angst zu haben! Diese Geschichte vom biblischen Rachegott, der Omas, Babys und kleine Meerschweinchen ertränkt, ist frei erfunden!“

Auch Helge Nyncke, der das „kleine Ferkel“ illustriert hat, ist über den Indizierungsantrag empört. Dass „ausschließlich der Rabbi“ als unsympathisch und gewalttätig dargestellt werde, wie es im Schreiben des Ministeriums heißt, könne nur behaupten, wer unter „schweren Wahrnehmungsstörungen“ leide oder gar „bewusst einseitig und tendenziös sichtbare Tatsachen“ ignoriere oder verfälsche. „Ich empfinde das als eine äußerst bedenkliche Wirklichkeitsverzerrung“, sagt Nyncke. Ganz offensichtlich werde in dem Antrag „ein Feindbild aufgebaut, das in dem Buch überhaupt keine Entsprechung findet“. Im Gegenteil, die „ganz bewusste gestalterische Gleichbehandlung aller drei Religionsvertreter werde absichtlich unterschlagen und in antijüdische Propaganda umgemünzt“. „Eine Unverschämtheit“, so der Zeichner.Fassungslos habe er zur Kenntnis genommen, sagt Nyncke, dass die Antragsteller in dem Handgemenge zwischen den streitenden Gottesdienern ausgerechnet dem Rabbi Mordabsichten unterstellten, diese aber weder beim Bischof noch beim Mufti zu entdecken glaubten. Eine so offensichtliche Projektion der eigenen vorurteilsgeprägten Sichtweise auf eine ganz anders gemeinte bildliche Darstellung sei „an Peinlichkeit kaum noch zu überbieten“.

48 Comments

  1. @Jacob
    > Genau! Und weil die das dürfen, dürfen wir das auch, gell? Wenn Christen aus dem Fenster springen, wollen wir das auch, hm? Hast mich überzeugt! <
    Strohmann! Der Punkt ist: Solche religiösen Kinderbücher werden in naher Zukunft niemals auf dem Index landen, geschweige denn die Bibel. Das ist, will man konsequent sein, ein Freifahrtschein für anti-religiöse Bücher. Es sei denn, man heuchelt sich aus der Sache raus, indem man irgendwas von „Bibel in modernem Licht sehen“ redet, wie du das getan hast.
    Ob wir nun anti-religiöse Bücher auch veröffentlichen WOLLEN ist eine ganz andere Frage, über die überhaupt nichts gesagt habe.

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  2. Es geht nicht darum, ob das Buch schön oder unschön, pädagogisch wertvoll oder sonstwas ist.

    Es geht darum, ob das Buch jugendgefährdend ist.mo
    Jugendgefährdend sind Medien, „wenn sie unsittlich sind, verrohend wirken, zu Gewalttätigkeit, Verbrechen oder Rassenhass anreizen“.

    Der Ministeriumsantrag spricht noch eine weitergehende Sprache, denn er rückt das Buch den Bereich der Tatbestandserfüllung des Gotteslästerungsparagraphen § 166 StGB.

    Wer das Buch gelesen und angesehen hat, fragt sich unweigerlich, ob eine sachliche Handlungsmotivation vorliegt oder vielmehr eine religiöse.

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  3. @derautor

    === schnipp ===
    Ich hätte es wohl trotzdem “softer” geschrieben, aber völlig sicher bin ich mir auch nicht.
    === schnapp ===

    Es gibt vermutlich zwei Strategien, ‚Marktschreier‘ und ‚Aufklärer‘.

    Viele Aufklärer laufen als Marktschreier durch die Gegend. Das bedient eine bestimmte Klientel, wenn hinter dem Klappern aber kein Geschäft steht, wird es problematisch.

    MSS hätte zu den wirklich kindgerecht gemachten Bildern einen wesentlich effektiveren Text schreiben können. Schade eigentlich, dass er das nicht gemacht hat.

    So geht das Buch an der Zielgruppe vorbei.

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  4. „Besonders weise hat er sich damit nun wirklich nicht verhalten“

    Das ist ja die Hauptfunktion des Buches: Eine Diskussion auszulösen über religiöse Indoktrination von Kindern. Wieso dürfen die das und wir nicht ist in der Tag eine unbequeme Frage, die beantwortet werden muss.

    „dumpfe Provokation und pädagogisch äußerst fragwürdige Religionsschelte“

    Als Gegengift gegen fundamentalistische Missionare (die auch in Deutschland sich an Kinder wagen) ist das Buch notwendig. Als ein Buch, das Kinder über Religion allgemein aufklären will, ist es dann geeignet, wenn es nicht die einzige Information in der Richtung für das Kind darstellt und dank Ethik- und Religionsunterricht ist diese Gefahr nicht gegeben.

    Ich hätte es wohl trotzdem „softer“ geschrieben, aber völlig sicher bin ich mir auch nicht. In gewisser Hinsicht stimmt es schließlich, dass die Glaubensdogmen aller Religionen verrückt sind (der Heiland als Keks?), wenn auch sicher nicht alle ihrer Anhänger.

    Bei der Darstellung des Rabbis waren auch bei mir die entsprechenden Assoziationen sofort da. Aber wenn die gläubigen Juden mit den anderen Religionen gleichberechtigt behandelt werden wollen, muss das auch für eine gleichartige Verspottung gelten.

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  5. > den Umstand, daß ein Gutteil der christlichen Literatur, Bibel eingeschlossen, denselben Effekt haben könnte.

    Genau! Und weil die das dürfen, dürfen wir das auch, gell? Wenn Christen aus dem Fenster springen, wollen wir das auch, hm? Hast mich überzeugt!

    Nur am Rande, ich rege mich über religiös gefärbte Kinderbücher ebenso auf, wenn sie das Potential besitzen, anders denkende Menschen in Misskredit zu bringen.

    > Es ist allerdings unwahrscheinlich blöde, aus diesem Kinderbuch das Weltbild von MSS ableiten zu wollen, wie erschreckend viele Medien meinen, das tun zu müssen.

    Naja, Herr Schmidt-Salomon hat den Medien doch erst diesen Köder vorgesetzt. Besonders weise hat er sich damit nun wirklich nicht verhalten. Von einem Menschen mit seiner Qualifikation, von jemandem, der von einigen der größten Denker der Menschheitsgeschichte (Marx, Freud, Einstein, Fromm etc.) geprägt wurde, erwarte ich eigentlich viel mehr, als nur dumpfe Provokation und pädagogisch äußerst fragwürdige Religionsschelte.

    Gruß
    Jacob

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  6. Darstellungen für Kinder sind immer vereinfacht. Man kann gar nichts anderes tun, als Kindern „Lügen für Kinder“ (Terry Pratchett) zu erzählen, sonst verstehen die es nicht. Dass hinter einem Regenbogen komplexe Physik steckt, mag ja schön sein für Physiker, aber Kindern reicht es zu wissen, dass er durch auf Regenwasser fallendes Sonnenlicht erzeugt wird, wodurch die Farben des Lichts zerlegt werden.

    Es ist allerdings unwahrscheinlich blöde, aus diesem Kinderbuch das Weltbild von MSS ableiten zu wollen, wie erschreckend viele Medien meinen, das tun zu müssen.

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  7. > Hardcore-Atheisten machen denselben Fehler wie Hardcore-Christen. <
    Kluge apologetische Strategie – fundamentalistische Atheisten postulieren, dann ergibt sich ein prima Schwarz-Weiß-Bild, in dessen Mitte man prima ein toleranter, aufgeklärter Christ sein kann.
    Leider ist diese Methode eher realitätsfern, denn es ist nun mal so, daß die allermeisten Christen auf diesem Planeten die Überlieferung wesentlich ernster nehmen als der Großteil der Christen hierzulande. Dem könnte man zur Abwechslung auch durchaus mal ins Auge sehen – das würde dem sog. aufgeklärten Glauben ganz gut zu Gesichte stehen.
    Zweiter Fehler in deinen Ausführungen: Das Buch könne bei Kindern zu einem eingeschränkten und von Intoleranz geprägten Bild der Religionen führen. Mit „Fehler“ meine ich dabei nicht die These selbst – könnte stimmen -, sondern den Umstand, daß ein Gutteil der christlichen Literatur, Bibel eingeschlossen, denselben Effekt haben könnte. Daß man sich nun ausgerechnet um das einzige anti-religiöse Buch am Markt aufregt, deute ich als Zeichen einer gewissen Scheinheiligkeit oder zumindest einer sehr einseitigen Betrachtungsweise.

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  8. > Das Christentum ist eine Religion, die auf antiken und bronzezeitlichen Mythen basiert. Die kann man nicht einfach von der Religion substrahieren und das Ergebnis noch immer “Christentum” nennen.

    Hardcore-Atheisten machen denselben Fehler wie Hardcore-Christen. Sie wollen einfach nicht wahrhaben und nicht anerkennen, dass es in den letzten zweitausend Jahren einen geistigen Fortschritt im religiösen Denken gegeben hat.

    > Die Definition des Begriffs “Fundamentalismus”?

    Sind denn jene Juristen und Bürokraten, die sich so exakt wie möglich am Buchstaben des Gesetzes halten, automatisch auch gerechter?

    > Glaube heißt nichts anderes als dogmatisch Dinge für wahr halten, für die man keine Beweise hat, oder die sogar schon widerlegt sind.

    Nö, das ist nur EINE Form des Glaubens.

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  9. Hi,

    „Oh man, ich hasse diese lächerlichen und abwertenden Begriffe (Weichspülerchristen, Kuschelchristen, Christentum light u. ä.) für Menschen, die in ihrem Denken, Fühlen und Glauben nicht in der Antike oder im Mittelalter stehengeblieben sind“

    Das Christentum ist eine Religion, die auf antiken und bronzezeitlichen Mythen basiert. Die kann man nicht einfach von der Religion substrahieren und das Ergebnis noch immer „Christentum“ nennen. Das ist Schwachsinn und da mache ich nicht mit.

    „Wer sagt, dass die Fundamentalisten näher an der Quelle sind?“

    Die Definition des Begriffs „Fundamentalismus“?

    „gläubiger sein sollen als jene, die dies nicht tun?“

    Glaube ist kein Wert, das ist nichts Gutes, das ist etwas Primitives und potenziell Gefährliches. Glaube heißt nichts anderes als dogmatisch Dinge für wahr halten, für die man keine Beweise hat, oder die sogar schon widerlegt sind. Also warum sollte man darauf wert legen, gläubiger zu sein als Fundamentalisten?

    „Dass man alte “Heilige Schriften” wie die Bibel auch in einem modernen Licht sehen kann“

    Man kann sie wissenschaftlich untersuchen. Dabei kommt übrigens nichts sehr Erfreuliches heraus für Gläubige.

    „dass sie auch heutigen Menschen etwas sagen können“

    Ich bin ja sehr für Literatur. Aber warum muss es die Literatur von einem ungebildeten Wüstenvolk sein? Warum kann es nicht gute Literatur sein, wie Shakespeare? Oder muss sie besonders alt sein? Wie wäre es dann mit Gilgamesh (davon hat die Bibel u.a. die Sintflut)? Dieses Heldenepos ist sowohl älter als auch besser als alles, was in der Bibel steht.

    “Ihr werdet sein wie Gott” oder in “Psychoanalyse und Religion”

    Jetzt müsste ich nur noch Psychoanalyse für etwas anderes als ausgemachten Schwachsinn halten… Aber gut, ich denke, die werde ich tatsächlich mal lesen.

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  10. Hallo!

    > Offenbar sind Fundamentalisten gläubiger und näher an der Quelle und zahlreicher als moderne Weichspüler-Christen.

    Oh man, ich hasse diese lächerlichen und abwertenden Begriffe (Weichspülerchristen, Kuschelchristen, Christentum light u. ä.) für Menschen, die in ihrem Denken, Fühlen und Glauben nicht in der Antike oder im Mittelalter stehengeblieben sind. Wer hat eigentlich festgelegt, dass Menschen, die sich an Worte haften, die vor zwei- bis dreitausend Jahren geschrieben wurden, gläubiger sein sollen als jene, die dies nicht tun? Wer sagt, dass die Fundamentalisten näher an der Quelle sind?

    Dass man alte „Heilige Schriften“ wie die Bibel auch in einem modernen Licht sehen kann, dass sie auch heutigen Menschen etwas sagen können, dass religiöser Glaube nicht zwangsläufig mit primitivem Denken einhergehen MUSS, hat nicht zuletzt Erich Fromm (von dem sich auch Herr Schmidt-Salomon beeinflusst fühlt) bewiesen, z. B. in seinem Buch „Ihr werdet sein wie Gott“ oder in „Psychoanalyse und Religion“. Das ist differenzierte, tiefgründige Religionskritik, gegen die selbst aktuelle Werke wie „Der Gotteswahn“ von Richard Dawkins oder das hier genannte Kinder(?)buch ganz, ganz blass aussehen.

    Gruß
    Jacob

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  11. „Ehrlich, Leute. Wir sollten endlich den Irrsinn aufgeben, die Fanatiker und Fundamentalisten als die WAHREN Gläubigen anzusehen“

    Warum doch gleich? Offenbar sind Fundamentalisten gläubiger und näher an der Quelle und zahlreicher als moderne Weichspüler-Christen. Nur in Deutschland und einigen anderen europäischen Ländern sind sie relativ selten. Aber wenn du dir mal ansiehst, wie viele christliche Fundamentalisten es in den USA gibt, auch in Russland, Afrika und Polen, dass sieht die Sache gleich ganz anders aus. Und der Islam ist ohnehin ein einziger Fanatismus, weil er nie durch die Dompteurschule der Aufklärung gegangen ist.

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  12. Hallo!

    In meinen Augen ist dieses Buch eine bissige Satire auf Menschen, die es mit der wortwörtlichen Bedeutung ihrer „Heiligen Schriften“ allzu wichtig nehmen – nicht mehr, nicht weniger. Bei Kindern jedoch muss man davon ausgehen, dass sie nach der Lektüre dieses Buches eher pauschale Vorurteile gegen Angehörige der drei Religionen entwickeln und lernen, auf sie von oben verächtlich herabzuschauen.

    Kindern, die anders als Erwachsene noch nicht das feine Gespür für die vielen verschiedenen religiösen Nuancen besitzen, wird hier ein lächerliches Abziehbild der drei Religionen erzeugt: Cholerische Fanatiker werden als typische Vertreter ihrer jeweiligen Religionen präsentiert – ein Bild, das mit der Wirklichkeit so kein bisschen übereinstimmt. (Ehrlich, Leute. Wir sollten endlich den Irrsinn aufgeben, die Fanatiker und Fundamentalisten als die WAHREN Gläubigen anzusehen!) Das Niveau in dem Buch gleicht in etwa dem von manchen evangelikalen Hauspostillen, wo den Gläubigen suggeriert wird, Atheisten wären gottlose Bestien und würden unschuldige Babys (Abtreibung) und alte Leute (Euthanasie) ermorden wollen.

    Um Kindern einen (altersgerechten) kritischen mit Religionen zu vermitteln, ist dieses Buch denkbar ungeeignet. Religionskritik kann man ruhig mit der Holzhammermethode betreiben. Aber bitte nicht vor Kindern!

    Obwohl ich bin ein erklärter Gegner von Indizierung und Zensur, befürchte ich, dass das Bundesministerium gute Chancen hat, mit seinem Antrag auf Indizierung durchzukommen. Vorurteile gehören abgebaut, nicht aufgebaut. Aus dieser Sicht heraus gesehen, ist das Buch pädagogisch wertlos.

    Gruß
    Jacob

    PS: Sollte Herr Schmidt-Salomon dieses Buch allen Ernstes als Kinderbuch konzipiert haben, dann hat er damit seine Qualifikation als Pädagoge in meinen Augen verspielt.

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  13. Da ich solche Dinge aus erster Hand erfahren würde, kann ich dir versichern, dass es sich durchaus nicht um einen Marketinggag handelt.

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  14. Nur so am Rande… Ist irgend jemand mal auf die Idee gekommen das es sich hierbei um einen Marketinggag handeln könnte? So ein Fax ist schnell zusammenkopiert…

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  15. @derautor
    Ich teile deine Skepsis in Sachen Existenzberechtigung der BPjM – aber erzkonservativ sind die da nicht. Manch ein BPjM’ler schafft es sogar bis in die Gamestar-Redaktion, um da hauptberuflich „Killerspiele“ daddeln zu können. 😀

    Erzkonservativ ist allenfalls der Gesetzgeber. Wobei das mE eher mit Realitätsverlust oder -verweigerung zu tun haben könnte als mit politischen Einstellungen.

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  16. Ich wette, am meisten hat man sich daran gestossen, dass das religions- und gottlose Ferkel am Ende glücklich dreinschaut. Glück auf Erden? Nicht mit der katholischen Kirche! Ihr sollt leiden, leiden, leiden, bis Ihr nicht mehr könnt, liebe Gläubige! Dafür habt Ihr’s dann im „Himmel“ schöner, während die Kirchenvertreter und Bonzen sich gegenseitig den Zucker in den A… blasen und das Diesseits für sie schon der Himmel auf Erden ist. Verlogenes Pack! 😈

    Gruß

    Alex

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  17. Ich bin schon seit einer Weile für die ersatzlose Abschaffung der BPJM und überlege mir ernsthaft, ob ich eine Petition dafür einreichen soll.

    Für die wirklich problematischen Dinge (Nazipropaganda, Kinderpornographie) ist nämlich die Kriminalpolizei zuständig, die solche Machwerke beschlagnahmt.

    Die BPJM dagegen ist nichts anderes als ein Haufen Erzkonservativer, die darüber gebieten wollen, was wir zu lesen, uns anzusehen, zu denken haben.

    Ihr Vorgehen beruht auf zeitgebundenen gesellschaftlichen Moralvorstellungen. Vor dreißig Jahren war Bravo obszön, also hat man eine ganze Reihe Bravo-Magazine indiziert, heute ist Religionskritik tabu, also indiziert man eben religionskritische Bücher.

    Meiner Meinung nach darf jedoch keine Behörde darüber entscheiden, sondern jeder soll individuell bestimmen, was für ihn geeignet ist oder nicht (mit Ausnahme, wie schon gesagt, der strafrechtlich relevanten Fälle).

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  18. Die Bundesmutter sollte mal ueber die Indizierung der Bibel nachdenken, das ware lohnenswert. Gewalt, Islamophobie, Antisemitismus, Menschenverachtung pur.

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  19. … was natürlich im Indizierungsantrag fehlt: Der Protagonist ist ein Schweinchen. Damit wird der Islam beleidigt und das Buch muss verboten und öffentlich verbrannt werden! Die Autoren müssen gemäß der Scharia mindestens vor einem johlenden Mob ausgepeitscht werden.

    Hoffe, dann sind die beamteten Sesselpupser im Familienministerium zufrieden.

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  20. Naja, ob Frau von der Leyen diesen Antrag auch selbst befürwortet, ist dem Antrag nicht zu entnehmen. Vielleicht hat sie ihre CDU-Schäfchen nicht richtig im Griff.

    Daß irgendein stockkonservativer Mensch einen Indizierungsantrag zu diesem Bilderbuch stellt, war doch zu erwarten – solche Anträge kommen für weit harmlosere Sachen. Was mich erschreckt ist der Antisemitismus-Vorwurf.

    Vielleicht sollte jemand das Familienministerium mal auf Godwin’s Law aufmerksam machen. Wäre doch ein Fall für Kerner.

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  21. @Ed von Schleck
    „Ich zünde dann schon mal den Scheiterhaufen an. Frau von der Leyen kann ja derweil noch ein paar weitere Bücher zur Verbrennung vorschlagen.“
    Okay ich besorg das Öl, du den Zunder und irgendjemand wird sich bestimmt für das Holz finden lassen….
    Falls dieser Artikel ernst gemeint ist (wovon ich ausgehe)
    hat Deutschland ein GROßES Problem im Bezug auf Meinungsfreiheit.
    Villeicht wird es ja mit einer sekulareren Partei an der Regierung besser.

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  22. Hätten sie wenigstens besser argumentiert. Aber das ist schlichtweg lächerlich.

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  23. Mir ist beim Lesen dieser Meldung beinahe die Kaffeetasse aus der Hand gefallen.
    Ich bin schockiert und hoffe, dass am 6. März eine Klare Aussage pro Ferkel fallen wird…

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  24. Fassungslos und traurig.

    Es scheint ein CDU Phänomen zu sein.

    An den Dodo dachte ich auch schon. 😉

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  25. Ich zünde dann schon mal den Scheiterhaufen an. Frau von der Leyen kann ja derweil noch ein paar weitere Bücher zur Verbrennung vorschlagen.
    Unglaublich. Wenn Blödheit schmerzen würde, würde das ganze Ministerium nur noch schreien.

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  26. Ich bin (fast) sprachlos.
    Wer gibt diesen moralisch zweifelhaften, scheinheiligen Politikerinnen und Politikern, sowie den machthungrigen Kirchenherren samt ihrer trittbrettfahrenden, rückradlosen Wasserträgern das Recht, so die Meinungsfreiheit aufgeklärter, liberaler und denkender Menschen mit Füssen zu treten ? Damit nicht genug. Sie probieren, wie sie es eh und je probiert haben, auch unsere Kinder, Enkelkinder und nachfolgende Generationen dumm zu halten. Was könnte verwerflicher sein?!

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  27. Die Bewerbung um den Dodo fuer den naechsten Monat ist angenommen.
    Ansonsten erinnert mich das ans Mittelalter, da waren entsprechende Gedanken auch verboten.

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  28. Es gibt kaum einen besseren Beweis dafür das ein Buch bedeutsam ist, als der Versuch es Verbieten zu lassen. Die Autoren sind damit in erlesener Gesellschaft.

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  29. Nach der Schirmherrschaft für das homophobe „Christival“ und nun dieser Aktion dürfte die Verleihung des „Dodo des Monats“ an unsere Bundesvolksvermehrungsministerin nur noch Formsache sein.

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