GRÜNE Anthroposophie und Lobbyismus


Abgeordnetenwatch und Hiltrud Breyer – im Hause und im Dienste Rudolf Steiners

Initiativen wie „Mehr Demokratie“ und die Internetplattform „abgeordnetenwatch.de“ gelten als vorbildliche Projekte für Partizipation, Bürgernähe und Transparenz. Die Abgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen im Europäischen Parlament, Hiltrud Breyer, präsentiert sich gern als mutige Streiterin gegen die Macht der „Pharma-Lobby“. Engagierte Bürger und Volksvertreter wirken aufklärend zum Wohle der Allgemeinheit und gegen unlautere Einflussnahmen auf die Gesetzgebung. Das hört sich gut an.

„abgeordnetenwatch.de macht auch das Verhalten gewählter Volksvertreter transparent, indem es deren Abstimmungsverhalten und alle Fragen und Antworten von und an Abgeordnete öffentlich dokumentiert. (…) Gleichzeitig erhalten Abgeordnete -die sonst nur das Sprachrohr des Wahlkampfes haben- die Möglichkeit, über die online Plattformen direkten Kontakt zu einer breiteren Basis zu halten und neue Ideen zu verbreiten. Durch einen rigorosen Ethik-Codex und Moderatoren wird erreicht, die Neutralität der Plattform zu wahren und Missbrauch zu verhindern.“ (abgeordnetenwatch.de)

Stellen wir uns einen Moment vor, „abgeordnetenwatch.de“ und die Schwesterinitiative „Mehr Demokratie“ hätten ihren Sitz im Hause der Schering-AG und in Kuratorium und Vorstand der „basisdemokratischen“ Organisationen, fiele die Präsenz einiger Pharma-Lobbyisten auf. Nehmen wir ferner an, allzu kritische Fragen bezüglich dieser Kooperation und ihrer Interessenvertretung durch Parlamentarier würden nicht veröffentlicht, sondern als unzulässig zurückgewiesen. Malen wir uns schließlich noch aus, die Zuschriften der Leser an das Kuratorium, das den Moderatoren-Codex gewährleisten soll, erhalten nicht die Kuratoren, sondern die Moderatoren im Hause der Schering-AG, die diese dann an ihre Kontrolleure weiterleiten, respektive das nach Gutdünken unterlassen. Diese fiktive Konstellation erscheint wohl jedem reichlich bizarr. Die Realität ist es nicht minder.

Täuschung statt Transparenz im Namen der Demokratie

Die miteinander kooperierenden und personell mehr als eng verflochtenen Initiativen „Abgeordnetenwatch“, „Kandidatenwatch“ und „Mehr Demokratie“ residieren gemeinsam mit anderen Gruppierungen im Hamburger Rudolf-Steiner-Haus, dem „Veranstaltungshaus für Anthroposophie, Kunst und Kultur im Herzen der Stadt Hamburg“. In ihren vermeintlichen Kontrollorganen sitzen bekannte und weniger bekannte Anthroposophen wie Daniel Schily und Claudine Nierth, um die Unabhängigkeit der Moderatoren in dem anthroposophischen Veranstaltungshaus zu beaufsichtigen.

[Nachtrag vom 6. Juni 2009: Daniel Schily ist kein Anthroposoph.]

Haben Nutzer von „abgeordnetenwatch.de“ Zweifel an deren souveräner Frage-Filterung, können sie sich über eine Eingabemaske der Internetseite „abgeordnetenwatch.de“ an die Kuratoren wenden, um den Sachverhalt überprüfen zu lassen. Allerdings landen die Fragen und Beschwerden allem Anschein zum Trotz wiederum im Hamburger Mittelweg 11-12, dem Rudolf-Steiner-Haus, bei den Moderatoren, anstatt bei den Kuratoren, wie die Absender glauben. (Abgeordnetenwatch-Kuratorium)

„die Mails an das Kuratorium laufen in unserem Büro (im Rudolf-Steiner-Haus, der Verf.) auf und werden an das Kuratorium weitergeleitet. Dieses meldet sich dann im Umlaufverfahren zurück, woraufhin unser Büro wieder Kontakt mit dem Fragesteller aufnimmt und diesem die Kuratoriumsentscheidung mitteilt.“ (Schreiben eines Moderators vom 10.02.2009)

Rudolf-Steiner-Haus Hamburg – Der Name ist Programm
Rudolf-Steiner-Haus Hamburg – Der Name ist Programm

Die nach außen hin besonders betonte Unabhängigkeit der Moderatoren und deren Prüfung durch ein autonomes Kuratorium sind reine Kulisse, hinter der das vermeintliche Kontrollverhältnis auf den Kopf gestellt wird. Der „rigorose Ethik-Codex“ als Entscheidungsgrundlage der Moderatoren wird dabei durch einen willkürlichen Anthro-Codex ergänzt. Die veröffentlichten, vorgeblichen Maßstäbe sind recht übersichtlich. Sie beinhalten das, was für vergleichbare Foren wie etwa die der Tagesszeitungen im Internet allgemein üblich ist. (Offizieller Codex) Der Anthro-Codex erweist sich hingegen als sehr umfangreich und variabel. Er kommt dann zur Anwendung, wenn es in einer Frage an einen Abgeordneten um das Thema „Anthroposophie“ geht und die Sensibilität und Kreativität der Moderatoren im Rudolf-Steiner-Haus kaum Grenzen kennt.

Eine Frage vom Januar 2009 an die EU-Abgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen, Hiltrud Breyer, die sich dazu bekennt, die anthroposophische „Aktion Eliant“ zu unterstützen, leitete mit der Feststellung ein, dass diese

„das Ziel hat, den Einfluss der Anthroposophischen Gesellschaft und ihrer gewinnbringenden Unternehmen auf die Politik zu vergrößern.“ (Frage einer Nutzerin vom 19. 01.2009)

Nun ist das zwar kein Geheimnis, sondern das erklärte Ziel der „Aktion Eliant“, aber bei „abgeordnetenwarch.de möchte man das so nicht ausgeschrieben sehen. Eine solche „Tatsachenbehauptung“ müsse erstens durch Links belegt werden und diese wären zweitens zudem inhaltlich zu erläutern, teilte eine Moderatorin mit. (Schreiben vom 19.01.2009) Ein Kollege ergänzte ferner:

„Das Ziel den Einfluss zu vergrößern kann man wohl so stehen lassen. Ob man allerdings von gewinnbringenden Unternehmen reden muss, ist die andere Frage. Es ist da auch ein sehr kritischer Ton in diesem Satz drin, der eher was von Anprangern hat, als von einem sachlichen Dialog.“ (Schreiben vom 20.01.2009)

Die Kriterien einer Belegpflicht und einer affirmativen Ausdrucksweise ohne „kritischen Ton“ finden sich nicht in dem „Ethik-Codex“ und sie finden auch bei „abgeordnetenwatch.de“ ansonsten keine Anwendung, wie ein Blick auf Fragen zu anderen Themen und Abgeordneten schnell zeigt. Die profitorientierte Pharmaindustrie kann dort selbstverständlich als solche bezeichnet werden. Von gewinnbringenden Heilmittelfirmen zu schreiben, geht aber zu weit. Eine mehrfache Änderung der Fragestellung entsprechend den unterschiedlichen und wechselnden Beweisanforderungen und literarischen Ansprüchen der Moderatoren half nichts. Acht Tage nach dem ersten Versuch eine Frage an die Abgeordnete Breyer zu stellen wurde schließlich das Kuratorium über die Eingabemaske auf „abgeordnetenwatch.de“ angeschrieben und um Klärung gebeten:

„Sehr geehrte Damen und Herren,

das Kuratorium soll u.a. die Einhaltung des Moderatoren-Kodex
überwachen.

Ich hatte eine Anfrage an die EU-Abgeordnete Hitrud Breyer gestellt, bezüglich deren Unterstützung der anthroposophischen „Aktion Eliant“. Frau Breyer hat diese Frage spät, kurz und ausweichend beantwortet. Daraufhin wollte ich eine Nachfrage an sie richten. Obwohl diese in keiner Weise dem Kodex von „Abgeordnetenwatch“ widersprach, wurde die Veröffentlichung von den Moderatoren verweigert.

Man hat mir immer wieder neue Bedingungen gestellt, meine Fragestellung zu verändern, die ich nach und nach alle erfüllt habe. Ich sollte Aussagen mit Links belegen. Dann sollte ich die Links inhaltlich erläutern, schließlich einzelne Worte ändern, dann Inhalte löschen etc. etc. Hinzu kamen Begründungen wie, meine Sprache sei zu hart, „wie in Stein gemeißelt“.

Es wurde immer offenkundiger, dass für meine Nachfrage Kriterien ersonnen wurden, die für andere nachweislich nicht gelten. Nachdem ich allen sichtlich fadenscheinigen Anforderungen nachgekommen war, wurde die Veröffentlichung dennoch abgelehnt, diesmal mit der Begründung, dass die eingefügten und erläuterten Links auf eine Seite verwiesen, die kein Impressum habe und es sicher „bessere Quellen“ gäbe.

Nachfragen, ob die drei Moderatoren, Svenja Diefenbacher, Martin Burwitz und Lukas Fischer diese Entscheidungen selber getroffen oder nur übermittelt hätten und wer ggf. namentlich die Nicht-Veröffentlichung veranlasste, blieben ohne Antwort.

Im Bundesvorstand von „Mehr Demokratie“ und im Kuratorium von „Abgeordnetenwatch“ sind mehrere Anthroposophen vertreten. So ergibt sich der begründete Eindruck, dass „Abgeordnetenwatch“ keineswegs unabhängig und neutral nach einem transparenten Kodex verfährt, sondern Lobbyarbeit mittels willkürlicher Entscheidungen betreibt, deren Hintergründe den Lesern und Spendern bewusst und vorsätzlich verschwiegen werden.

Ich bitte Sie diesbezüglich um eine Stellungnahme. Eingefügt habe ich unten die letzte Version meiner Nachfrage an Frau Hiltrud Breyer, die ich der Abgeordneten inzwischen auch über das Gästebuch ihrer Homepage zugestellt habe, mit Verweis darauf, dass „Abgeordnetenwatch“ zu einer Veröffentlichung nicht bereit ist. Gerne übersende ich Ihnen auch den kompletten Schriftwechsel mit den Moderatoren, wenn Sie mir eine Mail-Adresse mitteilen.

Mit freundlichen Grüßen“ (Schreiben vom 27.01.2009)

Dass Seiten, auf die begründet verlinkt wird, zudem ein Impressum aufweisen müssen, brachten die Moderatoren schließlich vor, weil die Fragestellerin die Frechheit besessen hatte, auf die Nachrichten aus der Welt der Anthroposophie zu verlinken. Welche „besseren Quellen“ den Moderatoren recht gewesen wären, haben sie leider nicht mitgeteilt (die gesamte Korrespondenz liegt uns vor). Die gewünschte Stellungnahme des Kuratoriums ließ zunächst auf sich warten. Das lag daran, dass die Kuratoren das Schreiben gar nicht erhalten hatten. Knapp drei Wochen später wurden einzelne Kuratoren direkt per e-mail angeschrieben und die Anfrage auf diesem Weg erneut gestellt. Tags darauf meldeten sich die Moderatoren aus dem Rudolf-Steiner-Haus mit der kurzen Information, dass die Mitteilung vom 27. Januar nun (am 9. Februar) den Kuratoren zugestellt worden wäre. Auf Nachfrage, warum das erst mit dieser Verspätung erfolgt sei, erklärten die Moderatoren:

„Der Grund ist ein Host- und Mailserverumzug vergangene Woche“ (Schreiben vom 10.02.2009)

Erstaunlicherweise führte dieser „Umzug“ zu keinerlei Beeinträchtigungen, auch nicht des Mailversands, außer der, dass besagte Anfrage nicht weitergeleitet werden konnte. Das war erst nach drei Wochen möglich, zufällig genau einen Tag nachdem Kuratoren persönlich informiert wurden. Moderatoren und Kuratoren antworteten schließlich aber in vollendeter Einhelligkeit: Ihr Zusammenspiel führe die vorgegaukelte Kontrollfunktion nicht ad absurdum. Von einer Beeinträchtigung der Neutralität durch die Präsenz von Anthroposophen im Kuratorium oder den im Hamburger Rudolf-Steiner-Haus tätigen Moderatoren könne keine Rede sein. Auch in dem Fall der Anfrage an Frau Breyer sei alles korrekt verlaufen. (u.a. Schreiben vom 18.02.2009) Das einzige was falsch war, war die Frage.

Bündnis 90/Die Anthros

Dieser Meinung ist auch Hiltrud Breyer, an die sich die Frage richtete und die diese auch auf anderem Wege erhalten hat. Breyer bekennt sich allerdings offen dazu, aktive Lobbyistin der Anthroposophen zu sein.

EU-Abgeordnete Hiltrud Breyer – kennt keine Skrupel
EU-Abgeordnete Hiltrud Breyer – kennt keine Skrupel

Bei „abgeordnetenwatch.de“ verkündete die Diplompolitologin der Bündnisgrünen:

„Wenn Sie sich für alternative Heilmethoden einsetzen möchten, können Sie an einer Unterschriftenaktion der Europäischen Allianz von Initiativen angewandter Anthroposophie (ELIANT) teilnehmen und für die rechtliche Sicherung von Initiativen angewandter Anthroposophie eintreten. Auf meiner Webseite http://www.hiltrud-breyer.eu finden Sie in der Rubrik „Aktiv Werden“ den Link zur Aktion.“ (abgeordnetenwatch.de,10.07.2008)

„Meinen Informationen nach sind für die Aktion ELIANT anthroposophische Arzneimittelhersteller, Heilpädagogen, Waldorfpädagogen, Patientenorganisationen, Verbraucher biologisch-dynamischer Produkte und Ärzte sowie Demeter International zusammengeschlossen, die ihre Lobby in Brüssel besser koordinieren wollen. Dies finde ich an sich unterstützenswert. Ich sehe in meiner Arbeit immer wieder, welchen schweren Standpunkt alternative und komplementäre Medizin gegenüber der geballten Pharmalobby in Brüssel hat.

Mir geht es einzig und allein um Zukunftsmöglichkeiten für Patienten zu den von ihnen gewünschten Arzneimitteln und Behandlungsformen.“ (ebd., 15.01.2009)

Auf Ihrer eigenen Internetseite wird der Aufruf zur Unterzeichnung der „Aktion Eliant“ veröffentlicht, kritische Fragen dazu in Ihrem Forum schaltet Frau Breyer jedoch ebenso wie abgeordnetenwatch.de nicht frei. „Volksverbundenheit“ und „Transparenz“ verstehen diese Demokraten auf eine recht eigentümliche Weise.

Immerhin durfte nun Frau Breyer noch einmal befragt werden, ohne irgendwelche Tatsachenbehauptungen, die im Rudolf-Steiner-Haus als „unsachlich“ gelten:

„Sehr geehrte Frau Breyer,

vielen Dank für Ihre Antwort.

Sie schreiben, dass Sie die Anthroposophen-Lobby unterstützen, um so gegen die Pharma-Lobby zu wirken. Dies geschehe zum Wohle der Patienten.

Verstehe ich Sie richtig, dass Sie eine Tätigkeit von Politikern als Lobbyisten für pharmazeutische Unternehmen als verwerflich betrachten, Ihre eigene Lobby-Arbeit für die organisierte Anthroposophie und deren „Heilmittel“ hingegen für absolut integer halten?

Um weitere Missverständnisse zu vermeiden: Ich frage nicht nach Ihrer Haltung gegenüber der Pharma-Lobby, sondern nach Ihrer Überzeugung bezüglich der Anthroposophen-Lobby.

Mir ist immer noch nicht klar, ob Sie die Anthroposophen durch Ihre Unterstützung der „Aktion Eliant“ fördern, weil Sie sich mit deren besonderer Art von „Medizin“ / „Heilkunst“ beschäftigt haben oder weil Sie das nicht getan haben?

Mich würde auch interessieren, inwieweit Sie diesbezüglich in Übereinstimmung mit Ihrer Partei agieren?

Mit freundlichen Grüßen“ (Frage vom 29.04.2009)

Wir wissen nicht, ob, wann und was Frau Breyer hierzu äußern wird. Allerdings ist das auch nicht so wichtig, da Frau Breyer ein sehr anthroposophisches Verhältnis zur Wahrheit und zur freien Presse pflegt. Während sie auf Fragen nach ihren Spesenabrechnungen bei „abgeordnetenwatch“ ausweichend antwortete, versuchte Sie mit allen Mitteln einen Fernsehbericht aus dem Internet zu klagen, der sie in flagranti erwischte. (YouTube) Zudem hat Frau Breyer ihr Verhältnis zu der anthroposophischen Sekte (Anthroposophie und Sektenbegriff) bereits hinlänglich offenbart. Die Berichte der Nachrichten aus der Welt der Anthroposophie über die „Heilkünste“ der Anhänger Rudolf Steiners (Gemeingefährlich statt gemeinnützig, Kindesmisshandlung und Terror-PR) sind Frau Breyer laut eigener Aussage bekannt. Sie findet es bedauerlich, dass „direkte Zitate Rudolf Steiners“ dazu genutzt würden, „die Anthroposophie unter Generalverdacht zu stellen“. (Schreiben vom 03.04.2009) Und darin sieht sie sich mit ihrer Partei auf nationaler und europäischer Ebene vollkommen im Einklang, wie ihr Büro mitteilte:

„vielen Dank für Ihre Nachricht. Frau Breyer ist Mitglied im EP Gesundheitsausschuss und unterstützt die Anthroposophie. Sie kann sich nicht vorstellen, dass jemand aus der Fraktion Die Grünen/EFA im Europäischen Parlament gegen die Aktion Eliant ist.“ (Schreiben vom 17.07.2008)

© Nachrichten aus der Welt der Anthroposophie

13 Comments

  1. Offene Frage für mich, wie die GRÜNE Parteispitze Hiltrud Breyers Lobbyarbeit für die Anthroposophie beurteilt und wie sie generell zur Anthroposophie steht.

    Jürgen Trittin wurde von mir frühzeitig – mail vom 17. Juli 2008 – über Breyers Aktivitäten informiert. Und ich habe auch mal angedeutet, was „Anthroposophie“ bedeutet …

    ……………………………………………………………………………

    Von: „BREYER Hiltrud
    Datum: 9. September 2008 11:54:36 MESZ
    An: „Andreas Lichte“
    Betreff: RE: eliant

    Sehr geehrter Herr Lichte,

    vielen Dank für Ihre Nachricht und die Informationen.

    Mit besten Grüßen aus dem Büro Breyer,
    Bettina Rid

    ……………………………………………………………………………

    From: Andreas Lichte
    Sent: 17 July 2008 20:34
    To: BREYER Hiltrud
    Cc: JürgenTrittin
    Subject: Re: eliant

    Sehr geehrte Bettina Rid,

    Vielen Dank für Ihre Antwort.

    Vielleicht gibt es doch den ein oder anderen in der Fraktion Die Grünen/EFA, der Probleme mit der Anthroposophie hat?

    Wenn nicht, bekommen die Grünen vielleicht bald Probleme … mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

    Zitat:

    „Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 53107 Bonn

    An die
    Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien
    Rochusstraße 10
    53123 Bonn

    Indizierungsantrag nach dem Jugendschutzgesetz (JuSchG)

    Hiermit wird beantragt, die Bücher

    „Die Mission einzelner Volksseelen im Zusammenhang mit der germanisch-nordischen Mythologie“ (GA 121)

    und

    „Geisteswissenschaftliche Menschenkunde“ (GA 107)

    von Rudolf Steiner

    Verfahrensbeteiligter:

    Rudolf Steiner Verlag, Dornach, Schweiz,

    gemäß § 18 Abs. 1 JuSchG in die Liste der jugendgefährdenden Medien aufzunehmen.

    Kurzbeschreibung:

    Aussagen dieser Bücher sind nach § 18 Abs. 1 Jugendschutzgesetz (JuSchG) in Übereinstimmung mit der ständigen diesbezüglichen Spruchpraxis der BPjM nach ihrem Inhalt geeignet, Kinder und Jugendliche sozialethisch zu desorientieren. Es handelt sich um Rassen diskriminierende Aussagen.

    Diese Aussagen Rudolf Steiners sind insbesondere vor dem Hintergrund des Indizierungsantrages der BPjM (ehemals BPjS) im Jahre 2000 gegen das Buch von Ernst Uehli „Atlantis und das Rätsel der Eiszeitkunst“ zu bewerten:

    Aufgrund des Gutachtens von Jana Husmann-Kastein „Rassenmodelle bei Rudolf Steiner – Ein Überblick und Zitatvergleich mit Ernst Uehli“ steht zweifelsfrei fest, dass die von Ernst Uehli auch selbst als Quelle genannten Werke Rudolf Steiners (s.o.) als Vorlage für das Buch „Atlantis und das Rätsel der Eiszeitkunst“ dienten. Dies belegt Jana Husmann-Kastein anhand eines detaillierten Zitatvergleiches (Seite 18 – 23). Wie Ernst Uehlis Aussagen sind auch die entsprechenden Vorlagen Steiners als eindeutig Rassen diskriminierend zu bewerten.

    In einem zweiten Gutachten „Anthroposophie und Waldorfpädagogik: Zur Praxisrelevanz der sozialethisch desorientierenden, Rassen diskriminierenden Aussagen in Steiners Werk“ weist Andreas Lichte nach, dass Kinder und Jugendliche mit den Rassen diskriminierenden Aussagen Steiners in Berührung kommen, insbesondere durch die indirekte Vermittlung der Anthroposophie in den Waldorfschulen.

    Die Rassen diskriminierenden Aussagen in den Werken Rudolf Steiners sind als besonders gravierend zu betrachten, da es sich keinesfalls um Zufallsprodukte oder durch den Zeitgeist bedingte rassistische Stereotype handelt. Sie sind vielmehr als Ausprägungen einer spezifisch Steinerschen esoterischen Rassenkunde zu sehen, siehe dazu das Gutachten Jana Husmann-Kasteins insgesamt, bzw. speziell Andreas Lichte, Kapitel 1 (S. 3 – 8): „Steiners Menschheitsentwickelung als Ursache von Rassismus.“

    Begründung:

    Die vorstehend bezeichnete Publikation ist nach § 18 Abs. 1 JuSchG geeignet, die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen oder ihre Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zu gefährden.

    Soweit mit der Verbreitung des in diesem Antrag bezeichneten Objektes möglicherweise zusätzlich Straftatbestände erfüllt werden, wird ergänzend gebeten, die Staatsanwaltschaft einzuschalten.“

    Mit freundlichen Grüßen

    Andreas Lichte

    ……………………………………………………………………………

    Am 17.07.2008 um 20:23 schrieb BREYER Hiltrud:

    Sehr geehrter Herr Lichte,

    vielen Dank für Ihre Nachricht. Frau Breyer ist Mitglied im EP Gesundheitsausschuss und unterstützt die Anthroposophie. Sie kann sich nicht vorstellen, dass jemand aus der Fraktion Die Grünen/EFA im Europäischen Parlament gegen die Aktion Eliant ist.

    Mit besten Grüßen aus dem Büro Breyer,
    Bettina Rid

    Hiltrud Breyer MdEP
    Assistentin
    Dipl.Pol. Bettina Rid

    Europäisches Parlament
    8 G 265
    Rue Wiertz
    B-1047 Brüssel

    Tel.:
    Fax:

    Email:
    Homepage: http://www.hiltrud-breyer.eu

    ……………………………………………………………………………

    From: Andreas Lichte
    Sent: 10 July 2008 19:37
    To: BREYER Hiltrud
    Subject: eliant

    Sehr geehrte Frau Breyer,

    ist es die offizielle Position der Grünen, die „Aktion Eliant“ und damit die Anthroposophie zu unterstützen?

    Oder ist das Ihre Privat-Initiative GEGEN die Interessen der Grünen?

    Mit freundlichen Grüßen

    Andreas Lichte

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  2. Gerald Häfner, „Mehr Demokratie“, ehemaliges Vorstandsmitglied der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland, und seinerzeit für die Öffentlichkeitsarbeit der Anthroposophie zuständig, ist von den Grünen für die Europawahl 2009 nominiert worden.

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  3. @Stefan
    Danke für die Aufklärung. Aber es wundert mich wirklich ein wenig denn sowohl Attac als auch z.B. Greenpeace verweisen auf die GLS-Bank. Und wenn ich jemanden für unverdächtig halte, dann Attac.

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  4. Wie die GLS-Bank vermeiden auch die Waldorfschulen in der Öffentlichkeit als das zu erscheinen, was sie sind:

    statt „Anthroposophische Waldorfschule“ heisst es „Freie Waldorfschule“

    Hier ein Artikel, der die Zusammenhänge erahnen lässt, und an dem man sieht, wie „sozial“ die GLS-Bank wirklich ist:

    http://www.szon.de/lokales/riedlingen/riedlingen/200811210149.html

    „Eltern klagen ihr Geld vor Gericht ein

    Die Nachwirkungen der Auseinandersetzungen an der Freien Schule Riedlingen beschäftigen außer dem Verwaltungsgericht Sigmaringen demnächst das Amtsgericht Riedlingen. Mehrere Eltern abgemeldeter Schüler haben jetzt Klage auf Rückzahlung ihrer finanziellen Einlage erhoben.

    RIEDLINGEN (mad) Unterrichtet wird an der Freien Schule seit Mitte September nicht mehr, aber abgeschlossen ist das Kapitel längst nicht. Das Verfahren vor dem Verwaltungsgericht Sigmaringen um den Widerruf der Schulgenehmigung durch das Regierungspräsidium Tübingen läuft. Wann eine Entscheidung fällt, ist nicht abzusehen.

    Bald wird sich zudem das Amtsgericht mit dem Schulstreit befassen müssen, dabei geht es ums Geld. Die Eltern der Schüler stellen mit ihren finanziellen Einlagen das Vermögen der Schule. Gegen Ende des Schuljahres 2007/2008 kündigte ein Großteil der Eltern die Mitgliedschaft und meldete 60 Kinder ab. Sie fordern seither die 3000 Euro pro Familie zurück und berufen sich dabei auf den Schulvertrag.

    Der Verein sei mehrfach vergeblich angeschrieben worden, sagt Rechtsanwalt Armin Schneider. Jetzt hätten mehrere Eltern beim Amtsgericht Riedlingen Klage auf Rückzahlung eingereicht. Die Aussichten, das Geld tatsächlich zu bekommen, seien schwierig zu beurteilen, da er die Finanzen des Vereins nicht kenne. Der Rechtsweg könne aber helfen, quasi einen finanziellen Offenbarungseid zu erzwingen. Denn Einsicht in die Bücher sei den Eltern nicht gewährt worden.

    Dies bezeichnet Rudolf Polzer, der Vorsitzende des Vereins Freie Schule, als „glatte Lüge“. Die für Finanzen zuständige Person sei noch zu einem Zeitpunkt im Vorstand gesessen, als sie längst seine, Polzers, Abwahl betrieben habe. Ein Finanzbericht bei der Mitgliederversammlung im Mai sei auf keinerlei Interesse gestoßen.

    Finanziell das blanke Nichts

    Polzer sagt weiter, im Falle eines Konkurses „stehen die Mitglieder vor dem blanken Nichts“. Die Schule habe vergangenes Jahr 36000 Euro an Krediten getilgt und schuldet der GLS Bank noch rund 145000 Euro. Daher frage er sich, ob es den klagenden Eltern wirklich ums Geld gehe: „Statt zu klagen im Bewusstsein, dass kein Geld da ist, hätten sie dann doch besser die Einladung zum runden Tisch bei der GLS Bank angenommen.“

    Schneider sagt allerdings, er habe „von der Bank nie wieder etwas gehört“. Er wundert sich zudem, wer den Verein Freie Schule im Rechtsstreit mit den Eltern vertritt: Tatsächlich führt die Stuttgarter Kanzlei die GLS Bank offiziell als Kooperationspartner. Eltern und Bank haben Forderungen gegenüber der Schule, aber eine Kanzlei vertritt die Schule und indirekt gleichzeitig die Bank – dies bezeichnet Schneider als „äußerst anrüchig“.

    Ganz zufällig dürfte die Konstellation nicht sein. Die Anwälte besagter Kanzlei fühlen sich nach eigener Aussage „dem Impuls der Anthroposophie verbunden“. Über anthroposophische Wurzeln verfügt auch die Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken, die ihr Geld bewusst nach ethischen Kriterien arbeiten lassen will. Ihr Geld fließt bevorzugt in ökologische und soziale Projekte – dazu zählen für sie viele freie Schulen. (Erschienen: 21.11.2008)“

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  5. @ Nic

    Dass die GLS-Bank anthroposophisch ist, ist keine Neuigkeit. Neu ist, dass die GRÜNEN sie so offen unterstützen.

    Natürlich versucht die GLS-Bank eine Bank für alle zu sein, man drängt das „anthroposophisch“ in der Öffentlichkeit eher in den Hintergrund, dann heisst es z.B. „ethisch-ökologische GLS Bank“ … mal selber recherchieren, hier die GLS-Selbstdarstellung:

    http://www.gls.de/metaseiten/haeufige-fragen.html

    „Ist die GLS Bank eine anthroposophische Bank?

    Die GLS Bank ist 1974 von Menschen gegründet worden, die der Anthroposophie eng verbunden waren. Zu Beginn wurden hauptsächlich Projekte aus diesem Umfeld finanziert, z.B. Demeter-Höfe und Waldorfschulen. Dies hat sich in den folgenden Jahren verändert. Das Spektrum ist breiter geworden. Es kamen beispielsweise Bioland-Höfe sowie Montessori-Schulen hinzu. Im Jahr 2003 hat die GLS Bank die Bankgeschäfte der Ökobank übernommen. In vieler Hinsicht wurde die Bankarbeit dadurch bereichert, u.a. durch Menschen, die sich sehr engagieren in Fragen von Ökologie, Frieden und Gleichberechtigung.

    Heute verbindet die GLS-Kundinnen und –Kunden der Wunsch, sinnvoll mit Geld umzugehen. Dies kann sehr unterschiedliche Wurzeln haben. Bei einigen spielt dabei die Anthroposophie eine Rolle, bei anderen nicht. Wir sehen dieses breite Spektrum an unterschiedlicher Motivation als wichtige Grundlage unserer Bankarbeit an und freuen uns über die Bereicherung, die dadurch entsteht.“

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  6. @Stefan:
    „BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sind Kunde bei der anthroposophischen GLS-Bank“

    Woher kommt die Info, dass die GLS-Bank „anthroposophisch“ ist?
    In deren Leitbild (http://www.gls.de/fileadmin/media/pdf_sonstige/leitbild.pdf) steht zwar, dass sie „den Menschen in seiner Gesamtheit aus Körper, Seele und Geist“ ernstnehmen (was ich für esoterisches Gelaber hielt bisher)… aber einen echten Hinweis fand ich nicht.

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  7. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sind Kunde bei der anthroposophischen GLS-Bank:

    http://www.gruene.de/einzelansicht/artikel/bankverbindung.html

    „BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
    Kontonummer: 8035 815 900
    Bankleitzahl: 430 609 67
    Bankinstitut: GLS-Bank“

    Konsequenterweise werden die neuen anthroposophischen Bankfilialen vom Bündnis 90/Die Grünen eröffnet:

    http://www.eco-world.de/scripts/basics/econews/basics.prg?a_no=18681

    „GLS Bank jetzt auch in München – Eröffnung der neuen Filiale
    Am Dienstag, 28. Oktober 2008, 14:00 Uhr

    Mit einer feierlichen Auftaktveranstaltung eröffnet die ethisch-ökologische GLS Bank am 28. Oktober eine GLS Filiale in der bayerischen Landeshauptstadt. Hep Monatzeder – 3. Bürgermeister Münchens, Bündnis 90/Die Grünen – hält die Eröffnungsrede. (…)“

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  8. @ JuliaL49

    eine Quelle hatte ich bereits bei den „Brights“ veröffentlicht, sie ist wohl von dort übernommen worden, siehe:

    https://brightsblog.wordpress.com/2009/05/22/die-grunen-klub-des-irrationalen/#comment-33257

    Von: “BREYER Hiltrud”
    Datum: 17. Juli 2008 20:23:57 MESZ
    An: “Andreas Lichte”
    Betreff: RE: eliant

    Sehr geehrter Herr Lichte,

    vielen Dank für Ihre Nachricht. Frau Breyer ist Mitglied im EP Gesundheitsausschuss und unterstützt die Anthroposophie. Sie kann sich nicht vorstellen, dass jemand aus der Fraktion Die Grünen/EFA im Europäischen Parlament gegen die Aktion Eliant ist.

    Mit besten Grüßen aus dem Büro Breyer,
    Bettina Rid

    Hiltrud Breyer MdEP
    Assistentin
    Dipl.Pol. Bettina Rid

    Europäisches Parlament
    8 G 265
    Rue Wiertz
    B-1047 Brüssel

    Tel.:
    Fax:

    Email:
    Homepage: http://www.hiltrud-breyer.eu

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  9. Hm, ich würde gerne mehr über die Korrespondenz wissen. Quellen?
    Ich bin generell nicht für Anthroposophie, aber dieser Beitrag ist journalistisch keine Glanzleistung.

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