Das war die SkepKon 2024 in Augsburg


Inge Hüsgen | hpd.de

Bild: ©Andreas Brauner

Donnerstag, 9. Mai

Den Anfang machte auch diesmal wieder eine Neuauflage des erfolgreichen Formats „Skeptical“ am Donnerstag, organisiert von Bernd Harder. Ein zentrales Thema: Exorzismus in Deutschland. Der letzte offizielle Fall liegt fast 50 Jahre zurück: 1976 verstarb die Studentin Anneliese Michel an Unterernährung, Fachleute diagnostizierten ein komplexes Krankheitsbild, in dem Epilepsie und Psychose eine entscheidende Rolle spielten. Vor ihrem Tod führten katholische Geistliche 67 Exorzismen an der jungen Frau durch.

Die Kirche hat das Ritual inzwischen komplett überarbeitet. In letzter Zeit erfährt der Exorzismus wieder Zuspruch, wenn selbsternannte Dämonenaustreiber ihre Dienste in Videos anpreisen. Häufig wenden sie sich an Menschen mit psychischen Erkrankungen, so etwa der Anbieter „Nature23„, dem Bernd Harder eine ausführliche Betrachtung gewidmet hat. Wissenschaftliche Studien zu den Motiven dieser Akteure bleiben abzuwarten. Im Fall Anneliese Michel wies Kriminalpsychologin Lydia Benecke in ihrem Vortrag auf die destruktive Gruppendynamik im Umfeld der gläubigen jungen Frau hin. Die Eltern vertrauten den religiösen Autoritäten, die Geistlichen waren überzeugt, das Richtige zu tun – und wollten anhand des Falles der Welt beweisen, dass es den Teufel wirklich gebe.

Aus festem Glauben, Gutes zu tun, können menschliche Tragödien hervorgehen. Dieses Muster setzt sich fort bei Therapeuten, die ihren Patienten vermeintliche traumatisierende Erlebnisse suggerieren, die in Wahrheit nie stattgefunden haben. Angeblich seien die Betroffenen Opfer von „ritueller Gewalt“, die Täter hätten sie durch „Mind Control“ gezielt in mehrere Persönlichkeiten aufgespalten, die nichts voneinander wüssten. Erst die Therapie hätte all dies aufgedeckt. Doch die eigentlichen Probleme bleiben unbearbeitet, zudem leben die Betroffenen in stetiger Angst vor Verfolgung durch angeblich übermächtige Täterkreise. Einen Einblick in diese Gedankenwelt vermittelte eine Betroffene. Sie schilderte, wie ihr bei der Therapie in einer Rehaklinik immer wieder eingeredet wurde, rituellen Missbrauch zu erleben. Bis sie der eigenen Wahrnehmung nicht mehr vertraute und sich komplett zurückzog. Dass sie den Weg heraus aus dem abgeschlossenen Glaubenssystem gefunden hat, führt sie unter anderem auf den Kontakt zur GWUP und deren Aufklärungsarbeit zurück.

Zu den weiteren Themen beim Skeptical gehörten Mythen in der Physiotherapie (Physiotherapeut Lutz Homann), der richtige Umgang von Wissenschaftskommunikatoren mit Trollen und Schmähkommentaren (Arzt und YouTuber Dr. Janos Hegedüs) sowie KI-Fälschungen und Deepfakes (André Wolf von der österreichischen Initiative Mimikama).

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