Zeitenwende: Wie leben mit dem Klimakollaps?


Frank Jödicke | TELEPOLIS

Gute Ernten und Nahrungsmittelsicherheit könnten bald nicht mehr selbstverständlich sein. Symbolbild: 51581 / Pixabay Licence

In ihrem Buch „Kapitalismus am Limit“ entwerfen Ulrich Brand und Markus Wissen drei Szenarien dafür, wie es mit der Menschheit in der globalen Krise weitergehen könnte: Kommet ein grüner und reformierter Kapitalismus, eine Stabilisierung durch autoritäre Strukturen oder lässt sich eine neue, solidarische Perspektive umsetzen? Teil 2 des Telepolis-Gesprächs mit dem Mitautor Ulrich Brand.

In einem anderen viel diskutierten Buch, „Das Ende des Kapitalismus“, führt Ulrike Herrmann die englische Kriegswirtschaft als historischen Beleg dafür an, dass sich Volkswirtschaften in kurzer Zeit grundlegend ändern können. In den USA wurden im Zweiten Weltkrieg auf einen Schlag mehr Schulden gemacht, als der Staat je zuvor aufgenommen hatte. Was wäre aus ihrer Sicht falsch an einer Art „Kriegswirtschaft“, die den jetzt nötigen sozial-ökologischen Umbau ermöglicht?

Ulrich Brand: Das Argument von Ulrike Hermann lautet, dass angesichts der äußeren Bedrohung durch den Faschismus es einen breiten Konsens gab, sehr viele wirtschaftliche Ressourcen in den raschen Aufbau der Kriegswirtschaft zu stecken und die anderen Produktions- und Konsumsektoren dabei stark schrumpften zu lassen. Dies, so Herrmann, sei relativ egalitär abgelaufen.

Kriegswirtschaft und Klimakrise: Eine falsche Analogie?

Aus meiner Sicht ist die Analogie zwischen Kriegswirtschaft und Klimakrise falsch, weil es ja keinen Konsens gibt, wie mit der Klimakrise umgegangen werden soll – beim Kampf gegen den Faschismus war der hingegen klar. Heute jedoch: Der Staat schafft das Umsteuern nicht, die Vermögenden sind in der Lage, mit Investitionen in fossile Energien Profite zu machen und ihre klimazerstörende Lebensweise aufrechtzuerhalten.

Als Öko-Keynesianerin überschätzt sie den Staat und interessiert sich weder für alternative Wirtschaftsweisen noch für zivilgesellschaftliche Initiativen. Vor allem verkennt Ulrike Herrmann, dass in der Rüstungsindustrie horrende Gewinne gemacht wurden.

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