Ozeanwasser leckt am Doomsday-Gletscher: Ausgehöhlt bis zum Weltuntergang


Nick Reimer | taz

Ein amerikanisches Forschungsschiff vor dem Thwaites-Gletscher in der Antarktis Foto: imago/picasa

Der in den 1960er Jahren nach Fredrik T. Thwaites, einem US-amerikanischen Glaziologen, benannte Gletscher trägt einen gespenstischen Spitznamen: „Doomsday- Gletscher“, übersetzt so viel wie Weltuntergangsgletscher, oder auch „Gletscher des Jüngsten Gerichts“. Denn diese gigantische Eismasse am Südpol in der Westantarktis ist wie ein Korken, der den Inhalt einer Flasche – hier die unterirdischen Wassermassen – bändigt. Einen Inhalt also, der besser bleibt, wo er gerade ist.

Der Thwaites ist flächenmäßig größer als England, Wales und Nordirland zusammen, seine Gletscherzunge ragt 160 Kilometer lang und gut 30 Kilometer breit ins Meer. Dabei ist dieser „Korken“ nur ein kleiner Gletscher – im „Bauch“ der Flasche dahinter befindet sich das wesentlich größere westantarktische Eisschild. Sollte der „Korken“ schmelzen, wird der Meeresspiegel um mindestens 60 Zentimeter zusätzlich steigen. Aber das ist nur der kleine Teil des Problems: Ist der „Korken“ einmal ganz weg, werden die Eismassen des Eisschildes unweigerlich ins Meer driften, auftauen und den Meeresspiegel um weitere 3 bis 10 Meter ansteigen lassen.

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