Trockenes Brot


Michael Herl | Frankfurter Rundschau

Das Kreuz mit den Religionen

Eigentlich könnte es mir ja wurscht sein. So wie mir mit zunehmendem Fortschreiten meines Alters vieles immer wurschter wird. Meistens ist dies keine Resignation, sondern die Umsetzung der buddhistisch anmutenden, in Wahrheit aber hessisch-pfälzischen Weisheit „Bevor ich mich uffreg, isses mir lieber egal“. Das funktioniert oft, sogar immer öfter – jedoch nicht immer. Das ist auch gut so.

Denn jetzt mal im Ernst: Bis gestern war ja Pfingsten. Bei Ihnen auch? Sie lachen? Das war ernst gemeint. Denn da meine Bäckerei wie die meisten in Deutschland nicht geöffnet war, wurde allen möglichen Kundinnen und Kunden zwangsläufig aufgedrungen, dass Pfingstmontag zu sein hat.

Und das, obwohl weit mehr als die Hälfte aller Deutschen keiner der christlichen Kirchen angehört und es demzufolge offensichtlich für Mumpitz hält, dass fünfzig Tage nach Ostern der Heilige Geist mit Getöse in ein Häuflein Menschlein gefahren sein und ihnen einen Crashkurs in Fremdsprachen gegeben haben soll. Eine nachvollziehbare Meinung, die einem aber nichts bringt – schon gar keine frischen Brötchen.

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