Die weltanschauliche Schieflage der Landesregierung Baden-Württemberg


Werner Koch | hpd.de

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Die Landesregierung von Baden-Württemberg und ihr Ministerpräsident haben es sich anscheinend zur „missionarischen“ Aufgabe gemacht, die Religiosität zu stärken. Das wird unter anderem sichtbar an der anhaltenden Verschleppung der Einführung des Ethikunterrichts für die Mehrheit der Schüler, die keiner Religionsgemeinschaft angehören – während gleichzeitig ein bemerkenswerter Eifer darauf verwendet wird, für eine muslimische Minderheit islamisch-sunnitischen Religionsunterricht zu etablieren. Angesichts der Entkirchlichung der Bevölkerung sollte es sich die Landesregierung zur Aufgabe machen, Ethikunterricht für alle einzuführen und öffentliche Schulen als bekenntnisfreie Schulen nach Artikel 7, Absatz 3 GG einzurichten.

Ethikunterricht in Baden-Württemberg

Die Kultusministerkonferenz forderte 1972 für „Religionsflüchtige“ unter den Schülern einen „Ersatzunterricht“. Die Grundsatzentscheidung zur Einführung des Ethikunterrichts wurde in Baden-Württemberg 1976 getroffen. Die Regeleinführung des Ethikunterrichts – mit dem Status eines Ersatzfaches – erfolgte 1984 für die Sekundarstufe I und II ab Klasse 7/8. Die Landesregierung baute den Ethikunterricht im Land schrittweise aus. Mit dem Schuljahr 2018 begann die stufenweise Einführung des Ethikunterrichts für die Klassen 7 bis 5 –abwärts, und Jahre später als geplant. Seit dem Schuljahr 2021/22 steht Ethikunterricht ab Klasse 5 auf dem Lehrplan. Bildungspläne zur Ausweitung von Ethik auf die Grundschule sollen schon lange in Arbeit sein. 2018 sagte Susanne Eisenmann (Kultusministerin, CDU): „Auch an den Grundschulen ist es aus meiner Sicht notwendig, zukünftig Ethikunterricht anzubieten. Deshalb lassen wir schon jetzt die Bildungspläne dazu erarbeiten. Damit können wir nahtlos mit dem Ausbau des Ethikunterrichts an den Grundschulen beginnen, sobald der Ausbau in der Sekundarstufe I abgeschlossen ist“. Worte, denen bis jetzt keine Taten folgten.

In Bayern und Rheinland-Pfalz gibt es Ethikunterricht an den Grundschulen seit 1972 (!). Eine aktuelle Schulstatistik für Bayern „Religions- und Ethikunterricht, Teilnehmer 2010-2023“ zeigt für die Schuljahre 2010 bis 2023 eine stetig ansteigende Teilnahme am Ethikunterricht, auch an den Grundschulen. In Bayern haben im Schuljahr 2022/2023 an Grundschulen 32 Prozent der Schüler am Ethikunterricht teilgenommen. Das waren 216.019 Schüler – davon waren 137.066 Schüler ohne Religionszugehörigkeit – also beachtliche Zahlen, die erkennen lassen, was den Schülern in Baden-Württemberg vorenthalten wird.

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