Das Denken sei unbegrenzt, davon war der Dominikanermönch Giordano Bruno überzeugt. In einer brillanten Biografie schildert der Historiker Volker Reinhardt das Leben eines Intellektuellen, der seiner Zeit fremd war.
Thomas Ribi | Neue Zürcher Zeitung
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Einer wie er musste auf dem Scheiterhaufen landen, in einer Zeit, wo es nur auf den rechten Glauben ankam. Den hatte Giordano Bruno nicht. Weder für die Katholiken noch für die Protestanten. Von Dogmen hielt er nichts, kein Sakrament war ihm heilig, und wenn die Lehren der Kirche mit der Vernunft in Konflikt gerieten, stand er selbstverständlich auf der Seite der Vernunft. Dem Denken durften keine Fesseln angelegt werden, das war seine tiefe Überzeugung. Und was man denken konnte, das musste man auch sagen dürfen.
Für diese Haltung büsste Giordano Bruno mit dem Leben. Am 17. Februar 1600 wurde der ehemalige Dominikanermönch wegen Ketzerei verbrannt. In Rom, auf dem Campo de’ Fiori. Ein Justizmord, wie Volker Reinhardt in seiner neuen Biografie Giordano Brunos bilanziert: ein Exempel, das die Inquisition statuierte. Für die Pilger, die im heiligen Jahr nach Rom strömten. Und das Ganze nach einem Prozess, in dem die Verfahrensregeln bedenkenlos gebrochen worden waren, wie Reinhardt aus den Akten und neu entdeckten Dokumenten rekonstruieren kann.