In den ersten Monaten des Jahres starben so viele Flüchtlinge wie noch nie auf dem Weg zu den Kanaren. 19.000 haben ihr Ziel erreicht.
Ralph Schulze | Berliner Morgenpost
Es sollte eine Reise in eine bessere Zukunft werden. Doch für viele wurde es eine Reise in den Tod: Etwa 120 Menschen saßen in dem Holzkahn, der in der mauretanischen Hafenstadt Nouakchott ablegte. Das Schiff nahm Kurs auf die zu Spanien gehörenden Kanarischen Inseln, die rund 1100 Kilometer entfernt im Atlantik vor der westafrikanischen Küste liegen. Eine Woche dauert die Überfahrt, wenn alles gut geht. Doch immer öfter geht es nicht gut.
Irgendwann, noch weit vom Ziel entfernt, versagte der Motor und das Boot trieb manövrierunfähig im Atlantik. Die Bootsinsassen sahen in der Ferne Handelsschiffe vorüberfahren. Sie winkten, sie schrien um Hilfe – vergeblich. Erst zehn Tage nach dem Motorausfall wurde die Nussschale von einem Rettungsschiff 200 Kilometer südlich der Kanareninsel El Hierro entdeckt.