Offenbarung Ost: die ungläubige Zukunft für Deutschland?


Marie-Helèn Frech, Verena Schmitt-Roschmann | Süddeutsche Zeitung

Beim Katholikentag im thüringischen Erfurt nächste Woche können Christen einen Blick in die eigene Zukunft werfen – als schwindende Minderheit in einer Gesellschaft fast ohne Konfession. In Ostdeutschland ist das längst Realität. Vor Jahren schon ermittelte eine Studie der Universität Chicago die Region als die ungläubigste der Welt. Die wenigsten sind Kirchenmitglied, kaum ein Kind wird getauft, viele Glockentürme und geweihte Gemäuer bröckeln. Die Kirche weiß das alles. Und will sich dennoch nicht entmutigen lassen. Der Osten scheint so etwas wie ihr Zukunftslabor auf der Suche nach einer neuen Rolle.

„Mich beeindruckt, wie unsere Glaubensgeschwister dort ihre Diaspora-Situation leben und mit viel Zuversicht nach vorne schauen“, sagt Georg Bätzing, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz. „Sie sind klein an Zahl und stark darin, sich mit einem eigenen christlichen Profil in die Gesellschaft einzubringen.“ Dies zeige, dass eine kleiner werdende Zahl von Christen „nicht dazu führen muss, sich sektenhaft oder elitär abzukapseln“, meint Bätzing. Christen brächten sich mit ihren Wertmaßstäben ein und gäben so auch Menschen außerhalb der Kirche Orientierung. „Darin zeigt sich für mich ein attraktives Zukunftsbild für die Kirche insgesamt.“

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