Als Heimkinder Versuchsobjekte waren


Sie bekamen Pillen, Säfte, Spritzen: Gegen ihren Willen wurden in der Bundesrepublik über Jahrzehnte Medikamente an Heimkindern erprobt. Betroffene leiden bis heute unter den Nebenwirkungen, und die Aufarbeitung kommt nur schleppend voran.

Stephanie Kowalewski | Deutschlandfunk Kultur

Bild von Arek Socha auf Pixabay
Bild von Arek Socha auf Pixabay

Hans Jürgen Oldenburg kennt seine Eltern nicht. Er hat seine gesamte Kindheit und Jugend in Heimen verbracht. Die meiste Zeit war er in einer Einrichtung der Evangelischen Stiftung Hephata in Mönchengladbach. Es war die Hölle, sagt der heute 65-Jährige.  

„Wir haben Medikamente in der Jugendzeit bekommen, also in der Pubertätszeit überwiegend starke Beruhigungstabletten, Psychopharmaka – wahrscheinlich auch gegen den Sexualtrieb. Und da war man so benommen, dass man gar nicht mehr Herr der Lage war.“

So wie ihm ging es vermutlich Tausenden Kindern und Jugendlichen, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Heimen, Psychiatrien und Behinderteneinrichtungen der alten Bundesrepublik lebten. Alles deutet darauf hin, dass sie bis etwa 1980 mit Pillen, Säften und Spritzen ruhiggestellt und sogar für Medikamentenversuche benutzt wurden, sagt die Pharmazeutin Sylvia Wagner. Sie hat den Skandal mit ihrer Forschungsarbeit 2016 erstmals öffentlich gemacht.

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