Seit Jahren fordert die BDS-Bewegung einen internationalen Boykott gegen israelische Universitäten – in den vergangenen Monaten mit wachsendem Erfolg: Universitäten in mehreren Ländern beenden Partnerschaften und israelische Wissenschaftler berichten, dass selbst langjährige Kollegen sich von ihnen abwenden.
Marc Neugröschel | jungle.world
Im Februar sollte die israelische Juristin und Richterin am Obersten Gerichtshof, Daphne Barak-Erez, an der Berliner Humboldt-Universität über Rechtsprechung in konstitutionellen Demokratien diskutieren. Doch dazu kam es nicht: Aktivisten erzwangen den Abbruch der Veranstaltung, indem sie die Professorin mit antiisraelischen Parolen niederbrüllten.
Dass antiisraelische Demonstranten öffentliche Veranstaltungen oder Auftritte von Politikern stören, kam in den vergangenen Monaten oft vor. Weniger bekannt, weil es sich meist abseits der Öffentlichkeit abspielt, ist jedoch, dass seit den Angriffen der Hamas auf Israel vom 7. Oktober vergangenen Jahres und der darauffolgenden Militäroperation der israelischen Armee im Gaza-Streifen weltweit immer öfter israelische Wissenschaftler boykottiert, ausgeschlossen oder diskriminiert werden.
Störungen von Auftritten von israelischen Akademikern sind mittlerweile so weit verbreitet, dass an der Hebräischen Universität in Jerusalem spezielle Schulungen entwickelt werden, mit denen Lehrende und Studierende auf Anfeindungen bei internationalen Konferenzen und Aufenthalten im Ausland vorbereitet werden sollen. Bei einer Umfrage der israelischen Akademikervereinigung Israeli Young Academy gab mehr als die Hälfte der Befragten an, dass sie in Anbetracht der derzeitigen Lage derartige Schulungen unterstützen.