Kann ein Buch gefährlich sein? Hitlers „Mein Kampf“ ab 2016 wieder im Buchhandel


Hitlers Mein Kampf, Dokumentationszentrum Kongresshalle Nürnberg (Public Domain)
Hitlers Mein Kampf, Dokumentationszentrum Kongresshalle Nürnberg (Public Domain)

Ende 2015 verliert der Freistaat Bayern die Urheberrechte an Adolf Hitlers Schmähschrift „Mein Kampf“. Das Buch wird dann zum ersten Mal seit 1945 wieder in deutschen Buchhandlungen erhältlich sein. Viele halten die Wiederveröffentlichung für einen schweren Fehler. Andere plädieren für Gelassenheit. Gute Argumente haben beide Seiten.

jadu Online – Goethe Institut

Was gegen die Wiederveröffentlichung von „Mein Kampf“ spricht:

Bis vor kurzem gehörte Charlotte Knobloch zu den Unterstützerinnen eines Projekts, das die bayerische Landesregierung in Auftrag gegeben hat: Es handelt sich um eine von Münchner Historikern des Instituts für Zeitgeschichte kommentierte Ausgabe von Mein Kampf, die im Jahr 2016 auf dem freien Buchmarkt erscheinen soll. Mit der wissenschaftlich kommentierten Version von Mein Kampf will die bayerische Regierung zum einen kommerziellen Verlegern den Wind aus den Segeln nehmen, die 2016 die Originalversion von Hitlers Hetzschrift herausgeben können. Zum anderen soll die kommentierte Ausgabe eine Anleitung für Leser und Mediatoren wie Geschichtslehrer sein, wie mit dem Text umzugehen ist.

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5 Comments

  1. Mein Kampf auch kommentiert mit aller Macht veröffentlichen zu wollen, riecht nach Kommerz. Zudem könnte es Schaden anrichten oder das Interesse zu weniger bekannter Lektüre wecken. Möglicherweise ist aber die freiheitsliebende Jugend des 21. Jh. sattelfest. Sogenannte Nachfolgewerke, die die Strategie der Nazis offener zeigt als „Mein Kampf“: “Nationale Erhebung vom 30. 01. z. 21 03. 33“, das Bilderalbum “A. Hitler”, “Hitler, wie ihn keiner kennt“, “Abseits vom Alltag“ und viele andere. Blätter wie “Völkischer Beobachter“, „Mein Funk“ oder “Der Angriff“ wurden bis 1945 gedruckt. Zwischendurch ließ das Oberkommando der Wehrmacht zahlreiche Werke veröffentlichen. Zum einen waren es Jahrbücher bezogen auf die jeweiligen Waffengattungen. Zum Beispiel barbarisch kriegsverherrlichend: “Mit Bomben und MGs über Polen“, 1940. Dann wurde der „Niedergang des Dritten Reiches auf dem Schlachtfeld“ verschleiert. Beispiel: Wende Stalingrad 1942/43. Zu beachten ist auch Propagandamaterial bzw. „NSDAP-Ton“ in Schellack. Dies begann mit dem verbotenen Horst-Wessel-Lied v. 1929. All das blieb bis 1945 und danach Kassenschlager – es machte das Kraut von 1933 an fett. Lit.: “Als wir den II. Weltkrieg ausgruben …”.
    Fraglich ist, ob der Wirrwarr lt. Bd. I u. II überhaupt kommentiert werden muss. Bd I, Kap. 11: Man schlägt die Hände über den kopf zusammen. Hitler der eher für sich schrieb, wollte u. a. die Eier des Kolumbus entdeckt haben. Weiteres Vokabular aus „Mein Kampf“, Band I, Kap. 11, Volk/Rasse: „Es liegen die Eier des Kolumbus zu Hunderttausenden herum, nur die Kolumbusse sind eben seltener zu treffen.“ Gerade hier: dröhnendes Gelächter meiner Eltern. Oder Kap. 11: „… das Ergebnis jeder Rassenkreuzung ist also auch die Niedersenkung des Niveaus der höheren Rasse oder körperlicher u. geistiger Rückgang u. damit der Beginn eines wenn auch langsam so doch sicher fortschreitenden Siechtums.“ Ungereimtheiten wurden während Reden durch Rhetorik übertüncht. Baldur v. Schirach, Reichsjugendführer d. NSDAP, Goebbels u. a. halfen dabei.
    Gerade in der DDR war man von „Neuauflagen“ längst weg – Aufarbeitung Nazizeit hatte Priorität. Lit.: „Im Auftrag des Großen Bruders“.
    „Mein Kampf“ bleibt ein sehr selten gelesenes Werk. Restbestände in privaten Bücherschränken oder auf Dachböden befinden sich im 1 A-Zustand – meist haften die Seiten durch Adhäsion zusammen. Viele Exemplare liegen auf Flohmärkten u. Antiquariaten herum – wie Trockenbrot.

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  2. Manche Menschen fallen dann vom christlichen Glauben ab, wenn sie die Bibel gründlich lesen. Deshalb zensierte Rom konsequenterweise den Besitz und das Studium der Bibel im Mittelalter. Desalb Martin Luther war mit seiner deutschsprachigen Bibel und der Anwendung des Buchdrucks für den Vatikan so gefährlich. 😉

    http://www.okaze.de/akh/uni/bibel.html

    Der Freiburger Psychologe Franz Buggle entzauberte 1992 die Bibel und kommt zum Schluss „Denn sie wissen nicht was sie glauben – oder warum man redlicherweise nicht mehr Christ sein kann“. 😉

    http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Buggle

    Ohne das – wenigstens literarisch bedeutsame Werk- der Bibel mit dem literarisch wertlosen und dumpfen Pamphlet Hitlers „Mein Kampf“ vergleichen zu wollen, verhindert die heutige Zensur von „Mein Kampf“ eine gündliche Entzauberung dieses Machwerkes. Dadurch bleibt auch unbekannt, dass Hitler’s RassenIdeologie im religiösen Wahn des Christentums des Mittelalters gegenüber Juden wurzelte. Noch nach den Ungeheuerlichkeiten HitlerDeutschlands gegenüber den Juden lehrte die katholische Kirche im Religionsunterricht öffentlicher Schulen, „Juden seien die Mörder „unseres lieben Heilands“ für deren Sünden und Bekehrung wir Karfreitags immer noch zu beten hätten. :-((

    Die Argumente des Historikers Philipp Blom: „Es ist besser, Hitlers Behauptungen, Lügen und Hasstiraden mit einem Kommentar herauszugeben, der zumindest für Leser, die etwas verstehen wollen, Fakt und Fiktion voneinander trennt und historischen Kontext schafft sind vernünftig. Es ist besser zu zeigen, dass wir nicht mehr wie gebannt sind vor Hitlers dämonischem Blick, sondern dass wir verstanden haben, wie dieses Gift sich neutralisieren lässt, dass wir den „GröFaZ“ längst entzaubert haben. Dazu gehört, unseren Bürgerinnen und Bürgern die Reife zuzutrauen, einen klug herausgegebenen Text zu lesen und sich eine Meinung darüber zu bilden, anstatt im Internet Informationen aus zweifelhaften Quellen zu beziehen“ vor allem 70 Jahre nach Hitler’s unrühmlichem Ende.

    Auch der Kabarettist Serdan Somuncu, der schon in den neunziger Jahren mit dem Programm „Nachlass eines Massenmörders“ auf Tournee ging und dabei Auszüge aus „Mein Kampf“ verlas, um die Widersprüchlichkeit in Hitlers innerer Logik aufzuzeigen, hilft so Hitler zu entzaubern.

    Als ich Ende der 50er Jahre in der deutschsprachigen Abteilung der umfassenden Bibliothek eines italienischen Gelehrten auf Sizilien – der in den 30er Jahren in Heidelberg studiert hatte – auf Hitler’s „Mein Kampf“ traf, konnte ich nicht verstehen, warum solch kruses Gedankengut unsere „Kulturnation“ in den 30er und 40er Jahren so überwältigen konnte. :-((

    Bei meiner Rückkehr wurde mir klar….wie die Bibel bei Katholiken…hatten die Nationalsozialisten zwar eine erstaunliche Auflage erzeugt, was aber noch weniger gelesen wurde, als die omnipräsente Bibel. 😉

    Die politisch korrekte Entsorgung vom „Mein Kampf“ nach dem Krieg aus deutschen Hausbibliotheken, war also kein wirklicher „Verlust“…ausser dass sich danach Mythen über das Pamphlet entwickelten, die man normal nicht aufklären konnte.. 😉

    ….Aufklärung tut not. 🙂 ..

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  3. Ja, Emporda,

    im Prinzip hast Du recht… für die Bildungsidioten wie Du sie beschreibst, könnte das Buch eine Gefahr darstellen. AAAber, so wenig wie die Leute ihre Bibel gelesen haben, so wenig würden sie „Mein Kampf“ lesen; kaufen, wahrscheinlich! Aber lesen, nein!
    Die Abermillionen Exemplare, die in der Nazizeit fast in jedem Haushalt zu finden waren, sind doch auch nicht gelsen worden. Man hatte sie im Schrank, das war´s!
    Die Bildungsidioten brauchen keine schriftlichen Belege, denen genügt das Hörensagen – man muß sich ja nur anhören welchen Unsinn sie ungeprüft übernehmen und weitergeben. Da kann „Mein Kampf“ im Buchregal nichts mehr dazutun – denn darin wimmelt es ja auch nur von Lügen und Gewäsch.

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  4. Ich habe das Geschmiere nie gelesen, die weite Verbreitung in dritten Reich war ein Zwang für alle 8 Millionen NSDAP Mitglieder.

    Aus dem Folgenden ergibt sich eine Konsequenz
    Die „London School of Economics and Political Science“ ermittelt 2009 durch Befragung von 14.000 US-Jugendlichen einen Intelligenz-Quotienten bei Atheisten über IQ=106, bei gläubigen Einfaltspinseln unter IQ=95, bei Fanatikern unter IQ=70. Eine Prüfung von 63 Studien zurück bis 1928 bestätigt dies eindeutig. Intelligente Menschen besuchen länger höhere Schulen und nutzen berufliche Bildung, Gläubige als negative Auslese der untersten Schichten sind kaum gebildet, geistig bequem, aber extrem vermehrungsfreudig. Vielfach reicht deren Schulbildung nicht aus ein Universitätsstudium zu absolvieren.

    Die Menschen sind politisch rechtsradkal oder auch linksradikal weil ihr IQ nicht ausreicht die komlexen Strukturen unser Gesellschaft zu verstehen. Dazu kommen noch einmal 7 Millionen Analphabeten allein in der BRD, zusammen sicher ein Potential von 10-15 Millionen Bildungs-Idioten. Was bei denen im Kopf einzig ankommt, sind schlag-tot Argumente ähnlich den Überschriften der Bild-Zeitung.

    Für solche Einfaltspinsel ist ein Buch wie „Mein Kampf“ geradezu Gift. Dagegen stellen die Werke von Karl Marx weitaus höhere Ansprüche, denn keiner der vielen KPD und SED Bonzen der letzten 100 Jahre hat sie wirklich verstanden. Sie hätten sonst nicht über 1 Dutzend Staaten wirtschaftlich zu Grunde gerichtet und die Menschen ins Elend getrieben oder sie zu Hunderttausenden massakriert

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  5. Interessehalber mal versucht, das Buch im Internet zu finden.

    Keine Ahnung, warum sich Leute einen Kopp darüber machen, ob das auf der Ladentheke liegen darf. Durch eine kommentierte Ausgabe kann man nur gewinnen, denn die unkommentierte ist mit ein paar Mausklicks zugänglich.

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