Stefan Zweig und das Europa, das hätte sein können


David Fontanals | TELEPOLIS

Stolpersteine für Stefan Zweig und seine Familie in Salzburg. Bild: Isiwal, CC BY-SA 4.0

Das Werk und Denken des jüdisch-österreichischen Schriftstellers Stefan Zweig ist untrennbar mit seiner „Idee von Europa“ verbunden. Seine Vision umfasst die nostalgische Klage über eine verlorene Welt (und eine Art, sie zu sehen und zu bewohnen), die Sehnsucht nach einem noch zu verwirklichenden Traum und die Konstruktion utopischer Räume durch Erfahrung und Erinnerung.

Beide Dimensionen von Zweigs Europa – Vergangenheit und Zukunft, Nostalgie und Utopie – werden in seiner 1942 erschienenen Autobiographie mit dem Titel „Die Welt von gestern“ lebendig. Der Untertitel „Erinnerungen eines Europäers“ gibt mehr als nur einen Hinweis auf die Bedeutung Europas für das Verständnis von Leben, Werk und geistigem Erbe des Autors.

Sehnsucht nach dem Hinterlassenen

Die Autobiographie Zweigs, des „großen Europäers“, wie es der französische Dichter Jules Romains formulierte, ist von Anfang an geprägt und bestimmt von der Erfahrung und dem Erleben der „fast ständigen vulkanischen Erschütterungen unseres Heimatkontinents Europa“.

Zweig schrieb diese Zeilen, nachdem er wegen der nationalsozialistischen Verfolgung der europäischen Juden in die USA geflohen war. Er schreibt aus diesem grausamen und schmerzhaften Exil, das geprägt ist vom Verlust seiner Heimat, seiner Leser und vor allem dessen, was er die „wahre Heimat meiner Herzenssehnsucht, Europa“ nennt.

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