Brückenbauen


Wikipediabild mit eher losem Bezug zum Text

In der heutigen Ausgabe berichtet die Allgemeine Zeitung Mainz über eine Veranstaltung in Ingelheim, die sich mit Evolution und Schöpfung auseinandersetzen will. Organisiert wird diese von einem Verein „Naturwissenschaft und Glaube e.V.„, auf dessen Homepage sich nachlesen läßt, dass man die Schnittstelle von Wissenschaft und Glaube vornehmlich am Anfang sieht, bei der Suche nach der „Ursache“, dem „Ursprung“. Kurz: Es geht um den kosmologischen Gottesbeweis in allgemeinverständlicher, argumentfreier Darstellung.

Der Artikel in der Allgemeinen Zeitung liest sich kritisch, was die Vorstellung des Autors Gerd Weckwerth als „Dozent am Institut für Mineralogie der Universität Köln“ unterstreicht. Einen genaueren Blick auf das in Ingelheim Gebotene bleibt Weckwerth aber schuldig. Was Wunder: Ein Blick ins Impressum von nugev.eu offenbart, was die Zeitung verschweigt: Der „Dozent der Universität Köln“ ist zufällig mit einem Vorstandsmitglied des Vereines identisch.* Nicht, dass gegen derartige Werbung grundsätzlich etwas einzuwenden wäre – aber der pseudo-kritische Ton des Artikels in Verbindung mit dem Halbverschweigen der Identität des Autors stimmt, gerade bei diesem Thema, doch skeptisch.

Weckwerth schließt seinen Zeitungsbeitrag mit der Bemerkung über einen Vortrag der katholischen Gemeinde, dieser sei ein „Versuch des Brückenschlags“. Das klingt, wie auch der Ton der Vereinshomepage, äußerst sympathisch, weil konstruktiv. Bleibt die Frage, wozu eine Brücke zwischen Naturwissenschaft und (abrahamitischem) Glauben gut sein soll? Wieso sollte dieser Glaube zur Frage des Ursprungs irgendetwas Signifikantes beitragen können? Nur, weil zufällig mehr Menschen an diesen Mythos glauben als an, sagen wir, den uralten japanischen Schöpfungsmythos?

Richtig ist, dass sich die Frage „nach dem Anfang“ naturwissenschaftlich derzeit nicht mit einiger Sicherheit beantworten lässt. Richtig ist auch, dass gerade der christliche Glaube zu dieser Frage viel zu sagen hat. Daraus lässt sich aber durchaus nicht ableiten, dass dieses Gesagte in irgendeiner Weise Relevanz für irgendetwas außer den Emotionen der Gläubigen hätte.

Man könnte ja vor lauter Brückenbauerei gar keine Naturwissenschaft mehr betreiben, wenn man jedem geglaubten Anfangsmythos eine Brücke bauen wollte. (Abrahamitischer oder gar) christlicher Glaubenschauvinismus schränkt zwar die Brückenzahl ein, ist aber ebenso unplausibel wie anmaßend.

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* Nebenbei: Mitveranstalter der Ingelheimer Schöpfungswochen ist laut nugev.eu ein „Pfr. Bernd Weckwerth“.

3 Comments

  1. Ja die Jungs (oder sind da auch Frauen?) mögen sich, schließlich haben sie alle was davon wenn die Schäfchen Respekt vor den monotheistischen Religionen haben, die Wissenschaft ignorieren und brav ihr Geld an sie abdrücken.

    Das sichert den Lebensabend und das durch die Bank.
    Das soll mir jemand erklären, warum sonst die gegensätzlichen Religionen die sich zum Teil nach ihren heiligen Schriften bekehren und bekriegen müssten zusammenhalten.

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  2. Die „Rotweinstadt“ Ingelheim als Schnittstelle von Wissenschaft und Glaube. Vertreten sind Katholiken, Protestanten, Evangelikale, Moslems, Zeugen Jehovas. Es geht um den Kampf der Bewahrung der Schöpfung. Ich vermisse dort die Wissenschaften und denke, dass es um Intelligent Design Ansätz geht.
    Letztlich ist ein jeder der dort Beteiligten danach zu beurteilen wie er zur Evolution steht. Schlecht vorstellbar ist dies auf der Grundlage des 1.ten Buches Moses (Genesis). Die frommen Schöpfungsmärchen sollen wissenschaftlich fundamentiert werden. Ein Witz. Lasst euch in Ingelheim den Rotwein schmecken, habt ihr mehr davon als ein Märchen über den Stotterer Moses hören zu müssen. Und noch viel schlimmer, das Zeug davor, all over the rainbow. 🙂

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